Full text: Ehemaliger Kreis Wimpfen (A, [3])

   
  
  
  
  
  
  
   
   
  
   
  
  
   
  
  
  
  
   
   
    
   
   
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
    
Grundriss 
Aeusseres 
Westseite mit 
Portal 
292 EHEMALIGER KREIS WIMPFEN 
  
stand das Gotteshaus im Anfange dieses Jahrhunderts da, eine Burg der Falken und 
<ulen, zu Zeiten ein Heumagazin.« *) 
In einem Bericht des Amtmannes Dilg an den Kirchen- und Schulrath des 
Fürstenthums Starkenburg vom Jahre 1804 wird jedoch erwähnt, dass von Seiten des 
Stiftes alle Jahre zweimal in die Kornelienkirche gewallt und daselbst ein Choralamt 
abgehalten worden sei. Hiernach hatten die Katholiken doch nicht alles Recht an 
diese Kirche verloren. »In den 30er Jahren gelang es den Bemühungen des damaligen 
(evangelischen) Pfarrverwalters Zimmermann, die Kirche vor dem ihr drohenden 
Niederreissen zu retten. Freiwillige Beiträge machten es möglich, sie unter Dach 
und Fach zu bringen und sie nothdürftig wieder herzustellen. Sie wird wiederum, 
wie in alten Zeiten, zu Leichenfeierlichkeiten benutzt; von Zeit zu Zeit findet sonntäg- 
lich Gottesdienst darin Statt.« Letzteres ist seit zwanzig Jahren nicht mehr der Fall. 
  
Der Grundriss der Kirche (Fig. 175) bildet ein Rechteck von 22,52 m Länge 
und 11,67 m Breite. An der gradlinig abschliessenden Ostwand war nach Ausweis 
der theilweise vermauerten, hochragenden Spitzbogenspannung von 4,55 m Lichtweite 
ein Chorhaupt vorgesehen, ‘das allem 
Anschein nach niemals zur Ausführung 
gelangte. — Das Portal auf der West- 
seite des Baukörpers wird von zwei 
übereck vortretenden Strebepfeilern 
flankirt, die in dreifach gestuften Ver- 
jüngungen aufsteigen. Die Vermitte 
lung der Pfeilerabstufungen geschieht 
durch Wasserschlagsimse, die an den 
  
unteren Abtheilungen ächt spätgothisch 
Fig. 175. Wimpfen im Thal. Grundriss 
der Kornelienkirche. 
in geschmiegtem Linienzug sich ab- 
schrägen, während die Wasserschläge 
der oberen Abtheilungen durch ihre geradlinigen Abdachungen mehr mit der Formen- 
sprache der älteren gothischen Stilausprägung übereinstimmen. Ein im Mittel der 
Westseite befindliches breitgelaibtes, dreitheiliges Spitzbogenfenster mit gekehlter 
Pfostung und Dreipassfüllung im Maasswerk sandte ehedem einen Strom von Licht 
in den Innenbau; seit den Zeiten der Profanirung des Gotteshauses ist das Fenster 
vermauert. Eine kleinere spätgothische Lichtöffnung mit halbem Vierpass im Bogen- 
schluss ist unter dem Fassadengiebel angebracht. 
Das Portal der Westfassade hatte ursprünglich einen Vorbau, an dessen 
ehemaliges Vorhandensein nur noch zwei wohlgegliederte Konsolen an den Seiten 
des Einganges und drei derbe Tragsteine oberhalb des Spitzbogenschlusses erinnern. 
Die Gewände des Portales bestehen aus tief gekehlten Werksteinen mit trennenden, 
abgefasten Rundstäben, die, wiederum ächt spätgothisch, im Bogenscheitel sich durch 
kreuzen. Das Giebelfeld, das Tympanon, erhebt sich über dem vorspringenden Thür- 
sturz, dessen seitliche Ausladungen mit den Reliefwappen der Stifter aus den 
*) Vergl. Frohnhäuser, L,, Geschichte der Reichsstadt Wimpfen 1870, S. 25 
EN 
Ebendaselbst S. 258. 
   
  
	        
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