Full text: Ehemaliger Kreis Wimpfen (A, [3])

   
  
   
    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
      
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EHEMALIGER KREIS WIMPFEN 
      
Himmelsboten, in den Händen Spruchbänder haltend, auf denen folgende Grün- 
in gothischen Minuskeln vertheilt ist. Auf dem Spruchband des 
dungsinschrift 
Engels zur Rechten (d. h. heraldisch rechts) liest man: 
ar \U) 
N N NT . milleno - gbadrigua - geptieg - 05 (i. e. 
— que) + ÜELEND - 
Die Fortsetzung auf dem Spruchband des Engels zur Linken 
lautet: 
gertu - 93 - jüncte - lapig - primüg - pagitlis - anna - 
Deutsch: /m Jahre Christi eintausend vierhundert sechsundsiebzig ward der 
erste Stein gelegt. 
Die Sigle am Anfang des ersten Spruchbandes ist eine, der Epigraphik des 
Mittelalters eigenthümliche Uebertragung der mit der lateinischen Genetivendung ? 
versehenen, den Namen Christus abkürzenden beiden griechischen Majuskeln X und-P 
(Eu. p®, latein. Ch u. R) in die gothische Minuskelschrift und in der Bedeutung 
Christi, so dass das Anfangs- und das Schlusswort der Gründungsinschrift, in der 
Verbindung anno Christi, sinngemäss zusammen gehören.*) 
Alles Interesse nimmt der spitzbogige Portaleingang in Anspruch. Schon 
die Gliederung seiner Gewände ist ungleich reicher und feiner als am Westportal. 
Breit gelaibte Doppelkehlen, mit stärkeren und schwäche- 
ren, von polygonen 
Basamenten ausgehenden Rundstäben ge- 
säumt, schiessen empor und das Stabwerk schneidet sich kreuz- 
weise im Scheitel 
des Giebelbogens. An den Abfasungen 
und anderen Stellen treten folgende Steinmetzzeichen auf: 
en En 
PS SE 
  
Y NN m f A 
\ N 
> y y ? 
7 Y / V 
N un S 
L. ı 
  
Der den Eingang theilende Steinpfosten ist ebenfalls reich und fein gegliedert 
und gemeisselt. An seiner Vorderseite steigt eine Dreiviertelsäule mit Polygonunter 
lage bis zur Mitte der Pfeilerhöhe hinan. Das auf dem Säulenstamm ruhende Kapitäl 
zeigt in Hochrelief die Hüftfigur eines Engels als Träger zweier Wappenschilde, die 
unter den Fittichen des Himmelsboten hervorlugen, aber leider bis zur Unkenntlich 
keit zerstört sind. 
Augenscheinlich diente die Säule einer verschwundenen Statue 
Unserer Lieben Frau, der Patronin des Gotteshauses, als Podium; denn oberhalb 
der unbelasteten Deckplatte des Kapitäls vertieft sich der Pfeiler nischenförmig bis 
zu 5 cm Höhe, und über der Nische tritt ein zierlicher Baldachin als ehemaliger 
Schutz der Madonnenfigur weit vor. Schwere Schädigungen haben zwar der Wirkung 
dieses Schmuckstückes Eintrag gethan; aber noch immer erfreut es das Auge durch 
die Feinheit seiner Maasswerkblenden, sowie durch den Schmuck seiner mit Bossen 
und Blüthen besetzten Giebelungen, die in den bewegten Formen des der Spätgothik 
eigenthümlichen sogen. Frauenschuhes nach vorn und nach den Seiten hin ausladen. 
Als Thürsturzträger fungiren neben dem Baldachin und an den Thürgewänden je 
zwei Konsolen mit den ziemlich erhaltenen Wappen der Stadt Wimpfen, der Dynasten 
von Venningen, von Neipperg und von Neuhausen, die sich um den Portalschmuck 
*) Obige Jahreszahl milleno x. ist bereits publicirt ; aber die wichtige Christus -Sigle 
unbeachtet oder wurde übergangen. Wir sahen uns daher veranlasst, 
das 
räthselhafte Schriftzeichen zu facsimiliren und seine Bedeutung zu erläutern. 
blieb 
wie es scheint, Vielen 
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