Inneres
Taufstein, Kanzel
Glasmalereien
EHEMALIGER KREIS WIMPFEN
Das Innere ist nur im Chor architektonisch bedeutsam. Der diesen Bautheil
vom Langhaus scheidende Triumphbogen setzt an der Hochwand auf Simsträgern
an und endigt in einfacher Gliederung mit stumpfem Scheitel. — Ungleich formen-
reicher gestaltet sich die Eindeckung des Chorraumes, die im kleinen Vorchor aus
einem rechteckigen Kreuzgewölbe und im polygonen Chorhaupt aus einem sechs-
theiligen Sterngewölbe besteht. Hier ist es, wo der spätgothische Charakter des
Gebäudes sich kundgibt. Das Rippenwerk steigt aus kurzen Halbsäulen empor, die
auf vieleckigen, spitz verlaufenden Konsolen ruhen, eine Formgebung, die mit
der Konsolenbildung in der Sakristei der Wimpfener Stadtkirche übereinstimmt und
auf den gleichen Werkmeister schliessen lässt. Die Gliederung der Rippen zeigt
flache Hohlkehlen mit abgefasten Kanten. Der Schlussstein des Kreuzgewölbes im
Vorchor enthält als plastische Zier einen Reliefstern, während am Schlussstein der
Chorhauptwölbung eine Hand mit ausge-
strecktem Zeige- und Mittelfinger ausge-
meisselt ist, als Sinnbild der ersten Person
der Trinität, in der Ikonographie des christ-
lichen Mittelalters einfach HJand Gottes ge-
nannt. An den Fingerspitzen und an den
Seiten des Symboles erscheinen stilisirte Li-
Jam
lien und das Ganze ist von einem Wolken-
zug umgeben. — An der nördlichen inne-
y!
in u
ren Chorwand wurde das rituelle Wasser-
becken, die Pzscina, entfernt; am Aussenbau
ist jedoch ihr Ablauf noch vorhanden.
Die Versetzung der Kirchenorgel in das
Chorhaupt hat dem zierlichen Bautheil lei-
der seine künstlerische Wirkung geraubt.*)
Fig. 179. Hohenstadt. Filialkirche.
Taufsteın.
— Der Innenbau des Langhauses entbehrt
der tektonischen Durchbildung und war nie-
mals auf Wölbung berechnet. Die alte Balkeneindeckung wurde im vorigen Jahr-
hundert durch eine Flachdecke mit vergrösserter Deckenkehle auf hohem Simszug,
sogen. Spiegeldecke, ersetzt. Die dürftigen Emporen datiren von 179%.
Der Taufstein (Fig. 179) ist eine achtbare Leistung spätgothischer Steinmetz-
kunst. Auf sechstheiligem Basament baut sich der polygone Fuss auf, welcher von
Durchkreuzungen lebhaften Astwerks umsponnen ist. Diese Vegetativ-Ornamentation
setzt sich an den Wandungen des gefurchten Taufbeckens fort, dessen Ränder aus
reichen Passformen mit kantigen Vorsprüngen bestehen. Die Abmessungen des auf-
fallend kleinen, aber meisselfertigen und zierlichen Werkes sind: Höhe 70 cm, Durch-
messer 63 cm. — Der mit Spiralen ornamentirte holzgeschnitzte Stützpfeiler der Kanzel
stammt ebenfalls aus der Schlusszeit der Gothik; die Kanzel selbst ist jedoch modern.
In einem Fenster der südlichen Langhausseite sind zwei Glasgemälde auf
Rundscheiben von 25 cm Durchmesser eingelassen. Die eine Scheibe ist von sprühender
*) In diesem Betracht hat die 1896 vorgenommene Erneuerung des Kirchleins hoffentlich
Wandel geschaffen.