Full text: Ehemaliger Kreis Wimpfen (A, [3])

   
KÜRNBACH 313 
Die Verbindung gothischer Minuskeln mit 
einzelnen lateinischen Majuskeln er- 
klärt sich aus der Zeitstellune des Denl 
Ss 
steines um die Wende der niedergehenden 
Gothik und der werdenden Renaissance. Ueber dem Epitaph erscheint das Allianz- 
einen Schild ein Einhorn und auf dem Visir- 
aldischen Thieres zeigt, während der zweite Schild 
drei geschwungene Blattgebilde im Felde 
wappen der Verstorbenen, das auf dem 
helm die Wiederholung dieses her 
führt, die Helmzier aber aus einer weib- 
lichen Büste mit lang herabfallendem Zopfe besteht. Daneben hat die wenig kunst- 
geübte Hand des anspruchsvollen Verfertigers in folgenden Worten sich verewigt: 
ZS Me a a 
hansa Schall har vixen atein gemacht - 
Im Fussboden des Langhauses sind noch zahlreiche G rabplatten älteren wie 
eider von den Kirchenstühlen so sehr verdeckt, 
dass nur geringe Spuren davon an’s Licht treten. 
Jüngeren Datums vorhanden, aber | 
Die bisher genannten Grabmäler werden an Abmessung und künstlerischer Be- Monumentales 
h BE e Hochwandgrab 
deutung weitaus übertroffen von dem grossart 
igen und ausgezeichneten Ren aissance- 
denkmal des Bernhard von Sternenfels und seiner Gemahlin Maria 
Agatha von Weitershausen. (Fig. 185.) In der bescheidenen Pfarrkirche wirkt 
das monumentale Hochwandgrab durch seine architektonische wie plastische Gediegen- 
heit und Durchführung wahrhaft überraschend. 
Bei einer Höhe von 5 m und einer 
Breite von 
2,65 m nimmt das aus grünlich grauem Sandstein gearbeitete Monument 
ıbogen befindlichen Wand an der Süd- 
Den mittleren Haupttheil des Aufbaues bilden zwei 
durch einen Mittelpilaster und ein seitliches P 
last den ganzen Raum der neben dem Triumpl 
ostecke des Langhauses ein. 
ilasterpaar gebildete Nischen, welche 
die lebensgrossen Statuen des in würdevoller Haltung auftretenden vornehmen Ehe- 
paares enthalten. 
Bernhard von Sternen fels, eine ritterliche Gestalt von gedrungenem Scatue des Ritters 
Standbein, während der rechte Fuss vorgestreckt 
ist. Am Boden steht der offene Visirhelm; daneben lagert ein Löwe, das Symbol 
der Tapferkeit. Das Haupt des Ritters zeigt derbe, aber 
Wuchs, wiegt sich auf dem linken 
nicht unedle Züge. Aus 
der Schädelbildung und dem trotzigen Blick spricht Geradheit, Entschlossenheit, 
Mannesmuth. Die Rechte trägt den Feldherrnstab; die Linke erfasst den kunstreich 
ornamentirten Griff des Schwertes, 
dessen Klinge nicht mehr vorhanden ist. Als 
Kennzeichen der 
im Verlauf der Renaissanceära allmählig fortschreitenden Ver- 
änderungen einzelner Bestandtheile der mittelaltrigen Plattenrüstung treten die 
metallene Halsberge und der spanische Stoffkragen hinzu. Die Schulterstücke des 
tapseln sind von Meuseln umschlossen; der 
Brustharnisch zeigt als jüngeres Wahrzeichen eine 
Harnisches laden stark aus; die Ellbogen] 
kantige Erhöhung, die sogen. 
Schneide; der Lendner endigt als genietetes und schuppenartig gegliedertes Hüft- 
gehänge mit kunstreicher Ornamentation an den 
Die Statue der Edelfrau 
Rändern. 
Maria Agatha von Weitershausen zeigt die Statue 
x s ; ; der Edelfrau 
(sestalt einer vornehmen Matrone, deren Antlitz manchen dem Gatten verwandten 
Charakterzug verräth. Das Motiv der zur Andacht gefalteten wohlgeformten Hände 
hindert nicht, dass auch hier Willenskraft, Entschlossenheit vereint mit Frauenwürde 
aus der ganzen Erscheinung spricht. Ja, ein gradezu mannhafter Zug webt in diesem 
     
    
  
  
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
    
    
   
  
  
  
    
  
   
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
   
   
    
   
   
   
  
  
   
  
  
    
  
  
  
    
   
  
    
   
  
	        
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