Full text: Ehemaliger Kreis Wimpfen (A, [3])

   
  
  
  
  
   
  
  
   
  
   
  
    
    
   
  
    
   
  
   
   
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
    
    
Hochaltar 
Altarschrein 
   
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EHEMALIGER KREIS WIMPFEN 
kanerkirche, jetzigen katholischen Pfarrkirche zum h. Kreuz, und in der Stiftskirche 
St. Peter zu Wimpfen im Thal vorkommen. Die Grenzen des Wahrscheinlichen werden 
aber wohl überschritten, Vier Stufen mit dazwi- 
wenn der Volksmund den schen liegendem Podest 
Namen der Stadt Wimpfen 
von Wibpin im Sinn von 
führen zur Mensa, über 
welcher ein ornamentir- 
Weiberpein herleiten will. ter dreitheiliger Schrein 
Die Erwähnung der alssogen.Retabulum oder 
legendarischen Schluss- Flügelaltar sich erhebt. 
steinskulptur bahnt den Bei geöffneten Flügeln 
Weg zur Besprechung erscheinen in der mitt- 
einer Anzahl anderer im leren Abtheilung poly- 
Inneren des Choresbefind- chromirte,holzgeschnitzte 
  
licher plastischer Werke, Rundfiguren von zwei- 
Fig. 9. Wimpfen a. B. 
Evangelische Pfarrkirche. Schlussstein, 
unter denen dem Hoch- drittelLebensgrösse: eine 
altaraufsatz (Fig. 10) Pietasgruppe und an de- 
sog. Weiberpein. 
die erste Stelle gebührt. ren Seiten zwei heilige 
Frauen. Die Pietasdarstellung zeigt die Muttergottes mit seitlich geneigtem Haupt 
in tiefen Schmerz versunken. Von der Stirne wallt ein faltenreicher weisser 
Schleier auf den die gebeugte Madonna umhüllenden, aussen goldenen, innen 
blauen Mantel hernieder. Mit dem rechten Arm stützt die Mutter das Haupt und 
hält mit der Linken die Hand des entseelten Sohnes, welcher zu ihren Füssen 
auf dem Gefälte des Mantels der Jungfrau ruht. Reiches Lockenhaar fliesst von 
der dornengekrönten Stirne des Erlösers; im Antlitz webt das „Es zst vollbracht‘ 
mit dem Ausdruck der Ergebung und Ruhe. Die offene Brustwunde zeigt starke 
Spuren des vergossenen Blutes in realistischem Schilderungston; das Lendentuch 
ist golden und gut stilisirt. — Die beiden heiligen Frauen, die auf Grund 
der übrigens in der christlichen Ikonographie mehrfach gebräuchlichen Attribute 
Buch und Kelch als h. h. Katharina und Barbara erklärt werden, sind Ge- 
stalten voll Andacht und Demuth zugleich; der Wurf ihrer Gewänder ist tadel- 
los und völlig frei von dem konventionellen knitterigen Gefälte, das sonst der 
Bildkunst der Spätgothik eigen ist. Die künstlerische Behandlung von Allem und 
Jedem spricht für eine tüchtige Meisterhand aus der Blüthezeit der spätmittel- 
altrigen Holzplastik. 
Jüngeren Ursprunges — wie schon aus den lateinischen Majuskeln der beigeschrie- 
benen Heiligennamen erhellt — sind die metergrossen Hochrelief-Figurenpaare auf den 
beiden geöffneten Flügeln des Altarschreines: ST. GEORGIVS und ST. JOANNES 
EVANGELISTA: einerseits, ST. CRISTOFFERVS :und ST. DEOPOLDVS 
(Theobald) anderseits. St. Georg erscheint in der besonders zur Zeit Kaiser 
Maximilian’s I (1493—1519) üblichen Plattenrüstung mit kammartigen Schulterstücken 
sogen. Stosskragen, schuppig gegliedertem Hüftgehänge, Ellbogenmeuseln, Knie 
kapseln und vorn abgerundeten Eisenschuhen. Der Ritter trägt das in einer Vision 
ihm erschienene weisse Siegespanier mit rothem Kreuz; zu seinen Füssen kauert der 
getödtete Lindwurm. Der Evangelist Johannes ist dargestellt mit der auf der 
  
  
 
	        
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