Hochaltar
Altarschrein
24
EHEMALIGER KREIS WIMPFEN
kanerkirche, jetzigen katholischen Pfarrkirche zum h. Kreuz, und in der Stiftskirche
St. Peter zu Wimpfen im Thal vorkommen. Die Grenzen des Wahrscheinlichen werden
aber wohl überschritten, Vier Stufen mit dazwi-
wenn der Volksmund den schen liegendem Podest
Namen der Stadt Wimpfen
von Wibpin im Sinn von
führen zur Mensa, über
welcher ein ornamentir-
Weiberpein herleiten will. ter dreitheiliger Schrein
Die Erwähnung der alssogen.Retabulum oder
legendarischen Schluss- Flügelaltar sich erhebt.
steinskulptur bahnt den Bei geöffneten Flügeln
Weg zur Besprechung erscheinen in der mitt-
einer Anzahl anderer im leren Abtheilung poly-
Inneren des Choresbefind- chromirte,holzgeschnitzte
licher plastischer Werke, Rundfiguren von zwei-
Fig. 9. Wimpfen a. B.
Evangelische Pfarrkirche. Schlussstein,
unter denen dem Hoch- drittelLebensgrösse: eine
altaraufsatz (Fig. 10) Pietasgruppe und an de-
sog. Weiberpein.
die erste Stelle gebührt. ren Seiten zwei heilige
Frauen. Die Pietasdarstellung zeigt die Muttergottes mit seitlich geneigtem Haupt
in tiefen Schmerz versunken. Von der Stirne wallt ein faltenreicher weisser
Schleier auf den die gebeugte Madonna umhüllenden, aussen goldenen, innen
blauen Mantel hernieder. Mit dem rechten Arm stützt die Mutter das Haupt und
hält mit der Linken die Hand des entseelten Sohnes, welcher zu ihren Füssen
auf dem Gefälte des Mantels der Jungfrau ruht. Reiches Lockenhaar fliesst von
der dornengekrönten Stirne des Erlösers; im Antlitz webt das „Es zst vollbracht‘
mit dem Ausdruck der Ergebung und Ruhe. Die offene Brustwunde zeigt starke
Spuren des vergossenen Blutes in realistischem Schilderungston; das Lendentuch
ist golden und gut stilisirt. — Die beiden heiligen Frauen, die auf Grund
der übrigens in der christlichen Ikonographie mehrfach gebräuchlichen Attribute
Buch und Kelch als h. h. Katharina und Barbara erklärt werden, sind Ge-
stalten voll Andacht und Demuth zugleich; der Wurf ihrer Gewänder ist tadel-
los und völlig frei von dem konventionellen knitterigen Gefälte, das sonst der
Bildkunst der Spätgothik eigen ist. Die künstlerische Behandlung von Allem und
Jedem spricht für eine tüchtige Meisterhand aus der Blüthezeit der spätmittel-
altrigen Holzplastik.
Jüngeren Ursprunges — wie schon aus den lateinischen Majuskeln der beigeschrie-
benen Heiligennamen erhellt — sind die metergrossen Hochrelief-Figurenpaare auf den
beiden geöffneten Flügeln des Altarschreines: ST. GEORGIVS und ST. JOANNES
EVANGELISTA: einerseits, ST. CRISTOFFERVS :und ST. DEOPOLDVS
(Theobald) anderseits. St. Georg erscheint in der besonders zur Zeit Kaiser
Maximilian’s I (1493—1519) üblichen Plattenrüstung mit kammartigen Schulterstücken
sogen. Stosskragen, schuppig gegliedertem Hüftgehänge, Ellbogenmeuseln, Knie
kapseln und vorn abgerundeten Eisenschuhen. Der Ritter trägt das in einer Vision
ihm erschienene weisse Siegespanier mit rothem Kreuz; zu seinen Füssen kauert der
getödtete Lindwurm. Der Evangelist Johannes ist dargestellt mit der auf der