Full text: Ehemaliger Kreis Wimpfen (A, [3])

    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
   
   
   
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
   
   
   
  
    
Westfassade 
34 EHEMALIGER KREIS WIMPFEN 
genügt haben würde. Erst mit der Errichtung des in Rede stehenden Bautheiles, 
des Langhauses, lichtet sich das Dunkel, welches bis dahin die lückenhafte Bau- 
geschichte der Pfarrkirche umhüllt. Quellenmässig erhellt aus Urkunden des 
Wimpfener Stadtarchivs sowie aus verlässigen Daten an verschiedenen Stellen des 
Schiffkomplexes selbst, dass die Inangriffnahme des Werkes, vornehmlich durch 
Unterstützung von Seiten der Zünfte, in das Jahr 1489 fällt, dass von 1491 bis 1497 
die Westparthie entstand, dass Kardinal Raimund, Bischof von Basel, 1504 eine 
Indulgenz beim pästlichen Stuhl zu Gunsten des Baufonds Unserer Lieben Frau ver- 
mittelte, dass die Einziehung der Gewölbe 1512 anhob und dass die Erhöhung der 
romanischen Thürme durch gothische Geschosse mit Spitzhelmen (s. o. S. 21) in den 
Jahren 1521 bis 1533 geschah.*) — Als Architekt tritt Bernhard Sporer auf den 
Plan, der Werkmeister des Langbaues und insbesondere der stattlichen 
Westfassade mit ihren glanzvollen hochmonumentalen Bestandtheilen: Haupt- 
portal und Loggia. (Fig. 17.) In diesem architektonischen und ornamentalen Schau- 
stück hat Meister Bernhard Sporer dargethan, dass er einer schwäbischen Bauhütte 
entsprossen ist. Das Streben nach dekorativer Entfaltung bis nahe an die Grenze, 
wo die Technik die Natur des Steines zu Gunsten geschwungener und gewundener 
Bauformen preisgab und die Biegsamkeit des Holzes oder Metalles nachahmte, hat 
in Schwaben zu jener Zeit vielfach Pflege gefunden und zwar an Werken von grossen 
wie geringen Abmessungen. Diese Technik bildet auch den Grundton des Haupt- 
portales an der Westfassade der Wimpfener Stadtkirche. In ihrer oberen Ab- 
theilung — auf Figur 17 theilweise sichtbar — bildet die Fassade ein wuchtiges, 
wenig gegliedertes Giebeldreieck, dessen Grundlinie als Fortsetzung des die Lang- 
hausseiten begleitenden, doppelt gekehlten Kranzgesimses anzusehen ist und dessen 
Spitze ein kraftvolles Steinkreuz krönt. Das Mauerwerk ist durchbrochen von einer 
grösseren Lichtöffnung in der Mitte, mit dreitheiliger Pfostung und schlichtem kreis- 
förmigem Maasswerk, und zwei kleineren, im Rundbogen schliessenden Fenstern, 
ohne besondere Gliederung oder Füllung in den unteren Dreieckwinkeln. Zahlreiche 
*) Aus Accordbriefen im Wimpfener Stadtarchiv, welche von 1509 bis 1521 reichen, gibt 
L. Frohnhäuser in seiner »Geschichte der- Reichsstadt Wimpfen, Darmstadt 1870«, S. 247 
folgenden Auszug: »1509. Nicolaus Meurer in Gundelsheim bricht 300 Stück Steine um 17 fl. 
1510. Meister Bernhart übernimmt den inneren Bau der Kirche mit runden ichefften, darauff ein 
zterlich Obergefimms mitfampt den anfengen und mit den 12 bogen, Dachstuhl, Predigtstuhl, der 
ihm besonders empfohlen wird, für 254 fl., in sjährlichen Terminen bezahlbar, der Bau ist in 
2 Jahren zu beenden. ES12., Meister Bernhart, nach den Quittungen führte er den Familien- 
namen Sporer, Steinmetz übernimmt die Kirche zu wölben, die Lehnen an der Empore, den 
Mantel am Predigtstuhl, die Ryjen ob dem Portal vor der hinteren Thüre zu fertigen, das 
Gewölbe der Kirche zu bewerfen und zu tünchen, die Gewerke der Handwerker oder Gesell- 
schaften darein zu hauen für 438 fl. in 6jährlichen Terminen zahlbar, alles in 3 Jahren zu beenden. 
Nimmt er Tuchftein erhält er 20 fl. mehr. (Letzte Quittung über empfangenen Baulohn ausgestellt 
1520). Der eine Thurm — der nördliche — wurde 1521 abgedeckt, theilweise abgebrochen, mit 
neuem Glockengebälk versehen von Hans Decker zu Heilbronn für ıo fl., er wurde dann ein 
Stockwerk hoch mit den oberen 3 Fenstern aufgebaut von Wendel Voltz, Werkmeister für 42 fl., 
Wendel Steinmetz von Speier erhält für Bewerfen 38 fl. und Meister Heinrich Planck von Hanau 
für Decken 20 fl.« 
 
	        
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