Gedenktafel
Glasmalereien
66 EHEMALIGER KREIS WIMPFEN
Baptista vollzieht den heiligen Akt; ein Engel legt das Gewand um den göttlichen
Täufling ; zahlreiche Zeugen des Vorganges stehen umher. Im hergebrachten Chro-
nikenstil der älteren Tafelmalerei zeigt der Mittelgrund eine abgesonderte kleinere
Figurengruppe, vor welcher St. Johannes das Predigtamt ausübt und prophetisch auf
den still einherwandelnden Messias hindeutet. Unter der Pforte einer thurmreichen
Palastarchitektur sieht man die Tochter der Herodias, das Haupt des Täufers auf
einer Schüssel tragend. Weiterhin baut sich eine mittelaltrige Burg empor, hinter
welcher phantastische Berggipfel den Gesichtskreis in dämmernder Ferne abschliessen.
Hoch am Himmel und von einem Wolkenzug umgeben erscheint in visionärer, licht-
voller Raumbehandlung Gott Vater den heiligen Geist entsendend, der in Gestalt
einer Taube über dem Heiland schwebt. In dieser Weise ist eine ganze Folge
biblischer Thatsachen aus dem Leben des Messias und des Täufers zu einem reichen
Ganzen vereinigt. Leider hat das Gemälde an mehreren Stellen theils durch die
Unbill der Zeit theils durch unverstandene spätere Uebermalung schwer gelitten. Am
wenigsten wurde von diesen Schäden der dienende Engel berührt, welcher nebst
einigen anderen minder verdorbenen Partieen in Zeichnung, Farbengebung sowie im
ganzen Schilderungston auf einen durch die späteste Generation der altniederländischen
Malerschule der Brüder van Eyck beeinflussten Künstler schliessen lässt. Zwei
Wappenschildchen am Fusse der Tafel enthalten eine Hausmarke und einen schreiten-
den Stier.
Eine Gedenktafel in der nämlichen Kapelle ist dem 1693 verstorbenen Rechts-
gelehrten Johann Adam Zenck gewidmet. Sie besteht aus einem Gemälde innerhalb
einer holzgeschnitzten, strotzenden Barokumrahmung. An den Seiten stehen Säulen,
die an ihrer unteren Schaftbildung cylindrische Form haben, an den oberen Schaft-
theilen hingegen Spiralgestalt annehmen. Ihre korinthisirenden Kapitäle sind mit
dichten Blätterkränzen geschmückt und tragen einen schwerfälligen Architrav. In
der Mitte der Tafel breitet sich eine Grau in Grau gemalte Felslandschaft aus. Da-
rüber schwebt das Medaillon -Bildniss des Rechtsgelehrten mit dem Sinnspruch:
E®YTTON KAKON EYPON AMEINON; d. i. ch floh Schlechtes und fand Besseres.
Phöbus schwebt heran und überreicht einer aus Wolken hervorragenden Hand einen
Lorbeerzweig. Die Gedenktafel kann künstlerisch nur geringes Interesse erwecken.
Der Rahmenbau ist schwülstig, die Malerei matt, der Zug in’s Allegorische gesucht ;
als kulturelles Spiegelbild der Geschmacksrichtung ihrer Zeit und des apotheosirten
Gelehrtenthums ist sie jedoch immerhin erwähnenswerth.
Die beiden Fenster der Kapelle (Fig. 32, a. u. b) sind mit Glasgemälden
des Mittelalters und der Renaissance geschmückt, die übrigens bei ihrer neuen Fassung
mit modernen Ergänzungen versehen wurden. Auf dem einen Fenster (a) erscheinen:
Christus am Kreuz mit der Muttergottes und dem Lieblingsjünger an den Seiten,
nebst drei von Nimben umflossenen heiligen Bischöfen mit Inful und Pedum als Zeichen
ihrer Würde. Der eine Bischof trägt als Attribut ein Kirchenmodell, das nach der
Ikonographie der Heiligen auf mehrere bischöfliche Kirchenerbauer, u. a. auf St. Gott-
hard, St. Petronius, St. Virgilius und St. Wolfgang bezogen werden kann. Am
unteren Rande des Bildes kniet in Verehrung der Donator. In der darüber befind-
lichen Darstellung halten schwebende Engel die bischöfliche Mitra über dem Haupte