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des Heiligen, zu dessen Füssen zwei mit Wanderstab und Reisetasche ausgerüstete
Pilger knieen, die nach glücklich vollbrachter Wallfahrt ein Dankgebet vor dem von
ihnen gestifteten Votivgemälde verrichten. Der dritte Bischof hat als Attribut ein
aufgeschlagenes Evangeliar; unter ihm steht ein Schild mit drei stilisirten Lilien im
blauen Felde als Stifterwappen, das aller Wahrscheinlichkeit nach auf die Familie
Gummetz (s. o. S. 45 u. 46) zu beziehen ist. Eine andere Meinung geht dahin, das Lilien-
wappen beziehe sich nicht auf den Stifter, sondern auf die darüber befindliche bischöf-
liche Figur, in welcher der h. Erzbischof Ludwig von Toulouse zu erkennen sei, der
als Sohn Karl’s von Anjou und Neffe Ludwigs des Heiligen, Königs von Frankreich,
ebenfalls das khum als heraldische Blume im Wappen geführt habe, — Das ganze
Stilgepräge des Bildes, zumal die brüchigen Gewandmotive, deuten auf die Wende
des 15. und 16. Jahrhunderts, mithin auf die Entstehungszeit der Kirche. — Im zweiten
Fenster (b) prangt, von einer Renaissance-Architektur umgeben, die Darstellung der
heiligen Jungfrau mit dem Jesuskinde in der Auffassung als Himmelskönigin. Neben
Maria erscheint die heilige Elisabeth, Landgräfin von Hessen und Thüringen, eine
weisse Rose in der Rechten haltend und mit der Linken eine Gabe einem Knaben
reichend, welcher ein Körbchen mit ähnlichen Blumen trägt. Unterhalb der Gruppe
knieen auf einem Podium die beiden Stifter mit Rosenkränzen in den zum Gebet
gefalteten Händen. Ein Spruchband enthält in lateinischen Majuskeln die Worte:
GOT : ERBARME: DICH - YBER : VNS. Am Fusse steht die Inschrift:
AN - DOMI: 1552 : HABEN - DIE: ERSAMEN - EBERHARD. DIEL -
[BCOB : BEYER : MANGMEISTER - BEIDE : BRIGER - ZV : WINPFEN.
DISER : ZEIT - KERCZEMEISTER : DER - LOBLICHE - BRVDERSCHAFT :
GENANT : DER - ROSENKRANZ : DISES - FENSTER :- LASEN - MACHEN -
GOT :ZV : LOB: VND : DER : JVNGFRAW - MRIA : ZV.EREN *
Die beiden heiligen Frauen Maria und Elisabeth sind in der Zeichnung augen-
scheinlich zu kurz gerathen; die knieenden Stifter treten als charaktervolle Männer-
typen auf. Ueberall da, wo die ursprüngliche Beschaffenheit der Gemälde unversehrt
geblieben und nicht durch Erneuerung verändert wurde, ist die satte Farbengebung
ein zeugenhafter Beweis für die Kraft, Tiefe und Gluth, deren die deutsche Glas-
malerei noch um die Mitte des 16. Jahrhunderts fähig war, mithin zu einer Zeit, wo
diese leuchtende Kunsttechnik anderwärts schon dem Niedergang zueilte.
Die Südkapelle — 5,5 m lang, 1,40 m breit, 5,70 m hoch — empfängt ihr
Licht durch ein Spitzbogenfenster, während sie sich gegen das Langhaus vermittelst
einer Bogenspannung öffnet, die kaum vom Zirkelschlag abweicht und nur durch
leise Zuspitzung den gothischen Charakter bekundet. An den Wänden treten folgende
MN \] Die Eindeckung des kleinen Heiligthums be-
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steht aus einem Netz- fr AN
den Ecken des Raumes entsteigen und am Scheitel, anstatt auf einen Schlussstein
gewölbe, dessen leicht gekehlte Rippen frei
zu treffen, einen Vierpass bilden. Die Altarmensa ist zwar noch vorhanden, aber
verödet und jeglichen Schmuckes beraubt.
Hoch über der Mensa steht in einer Wandnische mit der Jahrzahl 1489 in den Pietas-Skulptur
Zwickeln eine steinerne Pietasgru e: die Figuren sind von halber Lebensgrösse.
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Südliche
Seitenkapelle