Full text: Die Kunstdenkmäler des Kreises Bensheim (A, [4])

  
  
    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
   
  
  
   
  
   
  
  
   
    
  
Katharina 
  
102 Biblis‘ 
tat entftellt. Der heilige Thomas, in Kutte und weitärmeligem Mantel, fteht mit unge- 
wöhnlich differenzierter Beinhaltung und etwas nach links geneigtem Kopfe da; auf 
der flachen Linken hält er vor der Bruft ein mit zwei Schließen verfehenes Buch, Schnitt 
nach außen, auf dem ein einfacher, glatter Kelch (neu?) fteht; die Rechte weift mit 
leichter Gebärde — Eidfinger f&hwach gekrümmt, die beiden legten Finger einge- 
fchlagen — auf den Kelch. Beide Ellbogen liegen an. Ober- 
und Unterkörper ftehen zueinander in feitlichem Winkel 
und gedreht; kompliziert, aber vortrefflich beobachtet und 
dargeftellt ift die Haltung des Kopfes in den Schultern. 
Der Kopf felbft, ein mächtiger Glaßfchädel, zeigt ein glatt- 
rafiertes, fcharfgefchnittenes Geficht, mit großen runden 
Augen, die in innerer Ergriffenheit geradeaus blicken. 
Kopf, Ausdruck, ferner die Haltung des Körpers und befon- 
ders der Hände, das alles hat etwas von [chaufpielerifcher 
Würde, von unterdrückter Salbung. Das ftoff- und falten- 
reiche Gewand, das vorn durch den rechten Arm gerafft 
wird, fodaß ein einmal umgefchlagener großer Zipfel mit 
zahlreichen Baufchfalten entfteht, geftattet keine eindeutige 
Datierung ; der gefchilderte Bewegungs- und Stimmungs- 
inhalt, vor allem aber die eigenartige, im Bilde nicht ge- 
nügend kenntliche Beinhaltung fcheinen eher ein Werk 
des 18. als des 16. Jahrhunderts zu verraten. 
Die heilige Katharina, deren Attribute Schwert, Rad 
und Krone modern find, ftammt aus hochgotifcher Zeit. 
Die Figur ift voll gearbeitet, aber hinten abgeflacht. Sie 
Abb. 90. Biblis. Kirche. fteht mit nach rechts herausgeföhwungenem Unterkörper 
Heilige Katharina da und wendet Kopf und Blick nach der entgegengefegten 
Seite. Beine und Füße bleiben unausgedrückt. Beide Ellbogen liegen der Hüfte an. 
Die Hände werden etwa in Nabelhöhe nach vorn gehalten, die linke mit der Fläche 
nach oben, die rechte mit vorgeftreckten, leicht greifenden Fingern. Die jegigen Attri- 
bute paffen nur fehr oberflächlich zur Handhaltung;, urfprünglich wird die Figur wohl 
keine Katharina vorgeftellt haben. Das Kleid bildet mit dem Körper eine fürwere, 
homogene Maffe; auch die einzelnen Gewandftücke fCheinen nicht voneinander ab- 
gefett; das Ganze bleibt einheitlicher Klog. Das Untergewand, das in rundem Aus- 
fehnitt den mit Aufmerkfamkeit behandelten Halsanfat freiläßt, wird in hoher Taille 
durch einen fehmalen Gurt feft zufammengezogen. In der Mitte des Leibes bilden 
fich dadurch mehrere wenig tiefe Parallelfalten, die den Drehföhwung des Körpers be- 
zeichnen und unten, in Augen und Wellen aufgeftaucht, die Füße verhüllen. Der Mantel 
fällt rechts über das Handgelenk glatt herunter; das linke Ende wird über die linke 
Hand weg zur Rechten geführt, fodaß es eine baufchige Schürze mit tiefen Schüffeln 
bildet. Ein ftofflich gut charakterifiertes dünnes Schleierchen fällt faft kokett vom Hinter- 
haupt auf die rechte Schulter und bedeckt quer die deutlich abgefegte Bruft in zartem 
Faltenzuge. Das nicht kleine Haupt reckt fich auf fehlankem Halfe ein wenig zurück, 
nach links gedreht, ['hwach nach rechts geneigt (links und rechts bei Figurenbefchrei- 
bung felbftverftändlich immer im Sinne der Figur). Das ftattliche Haar läßt die Stirn frei, 
rahmt Geficht und Hals an beiden Seiten, fällt aber nicht nach vorn. Das etwas lange 
Geficht mit fcharfer Nafe, großen Augen und fehr kleinem Munde ift modern über- 
arbeitet. Die Arbeit könnte noch gegen Ende des 14. Jahrhunderts entftanden fein. 
  
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