Joachim
Anna
Sebaftian-
altar
Antonius
Magdalena
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Biblis
der Stileindruck des wahrfcheinlich aus dem 15. Jahrhundert ftammenden Werkes
ftark beeinträchtigt.
Ebenfalls modern gefaßt und. ausgeftattet find der heilige Joachim, 1 m hoch,
im knitterfaltigen Kapuzenmantel, von ftark verkrümmter, faft buckliger Haltung, mit
gezierten, fchwächlichen Händen und die ftattliche heilige Anna, 1,03 m hoch,
die auf der Linken das langbekleidete figende Marienkind, auf der Rechten ein
aufgefChlagenes Buch
trägt. Sehr edel ift das
frei nach oben blik-
kende, von f&hwerem
Kopftuch wumhüllte
Haupt. Die beiden Sei-
tenfiguren find jünger
als die Muttergottes,
gehören aber eben-
fallsnochdem 15.Jahr-
hundert an.
Sebaftianaltar,
an der Chorwand des
linken Querfchiffes.
Der Aufbau ift gleich
dem des Marienalta-
res. Die Mittelfigur
ift eine fentimentale
Dutendarbeit der Ge-
genwart. Außerordentlich fChön find dagegen die beiden Seitenfiguren, ein heiliger
Antonius, langbärtig, im Kapuzenmantel, ein wenig nach links eingeknickt, 0,90 m
hoch, mit der Rechten in Schulterhöhe eine Schelle [&hwingend, und — ganz hervor-
ragend — die heilige Magdalena mit dem Salbengefäß.
Die Figur ift 0,87 m hoch und hinten ftark abgeflacht. Sie fteht mit vorgeftelltem
rechtem Bein, deffen Knie fich im Gewande durchdrückt, mit leicht nach links ge-
föhwungener Hüfte und nach links gewendetem, fteil aufrecht getragenem Kopfe, ge-
radeaus nach links blickend, ficher, faft herausfordernd da. Die Haltung hat etwas
Furchtlofes, Überlegenes. Mit beiden Händen flach und lofe zugreifend, trägt fie die
zylindrifche Salbenbüchfe vor fich her. Daß fie das Gefäß fo niedrig hält, verftärkt
den Eindruck vornehmer Sicherheit. Bekleidet ift fie mit einem anliegenden Ge-
wande, das mit breitem, horizontalem Saume den oberen Teil der Bruft freiläßt und
mit engem, fteilem Gefält glatt bis auf die Füße, nicht mehr auf den Boden nieder-
fällt. Die Ärmel fChließen im Handgelenk feft an. Der Mantel kommt auf der rechten
Seite faft gar nicht zum Vorfchein, der linke Zipfel ift vor dem Leibe über den rechten
Unterarm gezogen, fodaß das Ende nach außen hängt und die Stoffläche als mond-
förmige Schürze mit willkürlich gebrochenen Schüffelfalten bis zu den Knien hernieder-
hängt. Das Haar fällt zu beiden Seiten des vollen, ernften, in kleinen Formen ge-
bildeten Gefichtes in glatt gewellten, auf der Schulter geteilten Strähnen nieder. Ein
Kopftuch bildet auf der rechten Seite des Hauptes ein dreieckiges Horn, auf der linken
gleitet es in gefchwungenem Faltenzuge bis vor die Bruft hernieder. Die Gewandung —
als Tracht, nicht als Behandlung —, befonders der Kopftypus und die ganze innere
Haltung — weich, weiblich, aber greifbar und perfönlich — laffen in diefer Magdalena
Abb. 92. Biblis. Kirche. Sebaftianaltar