Full text: Die Kunstdenkmäler des Kreises Bensheim (A, [4])

     
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
    
Wendelin 
Ölgemälde 
Kruzifixus 
Andacht- 
bilder 
Bürger- 
häufer 
Biblis 
  
106 
zu groß, die Arbeit ziemlich grob. Die wellige Saumfalte am linken Fuß wirkt fehr 
altertümlich, doch gehört die Figur wohl ficher in das 15. Jahrhundert. 
An beiden Längsfeiten der Nebenfchiffe fteht eine Reihe von Heiligenfiguren des 
19. Jahrhunderts; nur eine, der heilige Wendelinus, ftammt aus der Zeit um 1770; 
er ift aus Ton, in Schäfertracht: Kniehofen, Wefte und langer Rock. In der Rechten 
hält er die Hirtenfchaufel; zu feinen Füßen, zu ihm aufblickend, ruht ein Schaf. Mit 
geziert leidenfchaftlicher Gebärde legt er die Linke aufs Herz und blickt hingebungs- 
voll zur Seite. Das reizende Figürchen hat viel von dem eleganten Charakter gleich- 
zeitiger Porzellanarbeiten. Von den übrigen Werken verdient höchftens die heilige 
Anna mit dem Kinde Erwähnung. 
Im linken Querfchiff hängt ein großes Ölgemälde des 17. Jahrhunderts: der heilige 
Sebaftian, der von einem herabfchwebenden Engel mit Krone und Palme verfehen 
wird, in der Manier der Zeit; der Kunftwert ift gering. 
Vor dem Pfarrhaufe fteht ein durchgearbeiteter Sandfteinkruzifixus von Lebens- 
größe, ein ungewöhnlich fehönes, ausdruckvolles Werk des 18. Jahrhunderts. Die 
aufgemalte Infchrift am Sockel gibt als Chronoftichon die Zahl 1739. Weil catholifcher 
glaub allhie florirt | deswegen das kreuß jegt triumphirt | nachdem 91 jahr der cal- 
vinismus ausger | eutet wodurch der wahre glaub mehr | erweitet drum komt ihr 
chriften und | bettet an denfelben, der gehangen dran | nicht das bild fo dran feht 
henken | welches allzeit follt gedenken | fo hat gan& Biblis zum zei- | gen feiner 
rechten pflichten | ein crucifix zu ehren gottes | follen auferrichten. 
Sehr häufig find im Ort kleine, künftlerifch unbedeutende Andachtbilder in Glas- 
käften an den Häufern; z. B.: Kirchftraße 6, Kirchftraße 16, Darmftädterftraße 25, 
Hintergaffe 3, Hintergaffe 25. 
Kirchftraße 12. Einftöckiges Fachwerkhaus mit Walmgiebeln. Das Fachwerk 
hat Rahmenftreben, aber ein höchft altertümliches Brüftungsfeld : eine nach außen ge- 
fehweifte Raute, durchdrungen von einem liegenden Kreuze. 
An der Ecke der Kirchftraße und der Wattenheimergaffe fteht ein kleiner, künft- 
lerifch unbedeutender Straßenkruzifixus. 
Darmftädterftraße 1. Gafthaus zur Krone; einfache Empirehaustür mit ge- 
f[c&hnigter Umrahmung und Oberlicht. 
Darmftädterftraße 4. Steinerne fchlichte Torpfeiler mit Segmentfturz und 
Pinienzapfen. 
Darmftädterftraße 14. Einfaches Fachwerk mit Empiretüre; die Eckfäulen 
find mit ornamentaler Schniterei verfehen: Spiralfäule und Schuppen. Die fteinernen 
Torpfeiler weifen die Zahl 1593 auf, ent[fprechen aber in der Anlage f&hon genau den 
zahlreichen Torpfoften des 18. Jahrhunderts (f. zu Nr. 15). Hier befindet fich über 
dem Segmentbogen der Fußgängerpforte eine große, flache, aufrechte Mufthel; an dem 
Pfeiler, unter der Zahl 1593, ein Buchftabenfchild und eine Rofette. 
Darmftädterftraße 15. Steinerner Torbogen für Fußgänger mit Segmentfturz 
von 1755. Torbogen von genau den gleichen Formen (fabrikmäßig identifch) finden 
fich z.B. in Rodau, kommen aber auch fonft in den Riedorten häufig vor. 
Darmftädterftraße 24. Fachwerk des 17. Jahrhunderts mit gefChnigtem 
fränkifchem Erker im Giebel. Der Unterftock ift maffiv. 
Bachgaffe 17. Torbogen von 1754, genau wie Darmftädterftraße 15; ferner 
nahezu oder ganz entfprechend bei zwei Höfen in der Hintergaffe. 
Hintergaffe 3. Einfaches Fachwerk des 18. Jahrhunderts mit fChwach ver- 
ziertem Eckpfoften. 
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