154 Jugenheim
Sammlung geordnet find; darunter befindet fich nach Beftimmung durch C. Koenen-
| Bonn Bruch von Ofenkacheln (um 1500), ferner karolingifche und romanifche Scherben.
Als einzige Münze wurde ein rheinifcher Heller (um 1400) gefunden.
In der weftlichen Hälfte des heutigen Ruinenraumes fieht man mehrere Steindenk-
mäler: einen in der Südweftecke aufgeftellten alten Taufftein und vier in die Lang-
mauern eingelaffene Grabplatten nebft einer
fteinernen, ebenfalls eingemauerten Stif-
tungstafel.
Der Taufftein diente noch anfangs des
19. Jahrhunderts als Ententrog auf dem
Pfarrhofe;; fein trümmerhafter Zuftand ift
alfo wohl erklärlich. Er ftellt fich dar als ein
achtfeitiges, innen halbkugelig ausgehöhltes
Becken aus rotem Sandftein. Der Ständer-
fuß fehlt. Der obere Rand der Schale wie
überhaupt der ganze Stein ift ftark verftoßen
und verrieben. Fünf von den acht Verti-
kalfeiten find fkulptiert; das Gerät ftand
alfo urfprünglich (wie heute) in einer Ecke.
Ein fpätgotifches, naturaliftifches Aftwerk
umrahmt die einzelnen Bildfelder; die
ftarke Befchädigung läßt von der Darftellung
faft nichts mehr erkennen. Man ahnt in der
Mitte eine figende Frau mit einem Kinde
auf dem Schoße; ferner u. a. zu ihrer
Linken einen ftehenden Mann in ftattlicher
Friedenstracht nach der Mode um 1500.
Wolf a.a. ©. befchreibt die Darftellung
1857 folgendermaßen: „Das Kind hat den
rechten Arm!) um ihren Hals gefChlungen ;
feine Linke greift nach der Frucht, welche
die Mutter hält; die Beinchen find über-
einandergelegt. Zu ihrer Rechten fteht der
Abb. 141. Jugenheim. Klofter Heiligenberg. Erzengel (Michael), in der Rechten ein zum
Grabplatte des Puer von Weinsberg Himmel erhobenes Schwert, in der Linken
eine Wage, deren eine Schale, fo ich nicht irre, mit einer Seele tief finkt, während die
andere, mit, ni fallor, einer mühlfteinförmigen und mühlfteinfchweren Sünde beladen, |
hoch emporfchnellt. Auch bei ihm ift Haltung und Gewandung gut; er atmet eine edle
Kraft.“ Genaueres Stil- und Werturteil wird durch den heutigen Erhaltungszuftand
ausgefchloffen. Wahrfcheinlich gehörte der Taufftein doch wohl in die Pfarrkirche, |
nicht in das Nonnenklofter. Die Frage aber, ob die ältefte Pfarrkirche des Ortes an
der Stelle des fpäteren Klofters ftand, wie man vermutet hat, wird durch diefe An-
nahme angefichts der Herkunft des Fundftückes aus dem Pfarrhofe und angefichts
feiner fpäteftgotifchen Formen in keiner Weife berührt.
Grabplatten Die rechteckige Grabplatte in der Südwand, aus rotem Sandftein, zeigt im Felde
in großen Verhältniffen ein Wappen mit Helm in flachem Relief. Der Kübelhelm
trägt eine Krone und zwei bänderumfchlungene, mit der konkaven Seite fich zuge-
1) Die Wolffche Vertaufchung von rechts und links hat fchon Scheins berichtigt.
Taufftein
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