Full text: Die Kunstdenkmäler des Kreises Bensheim (A, [4])

   
     
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
    
    
  
  
  
  
  
  
   
   
  
   
Lampertheim 161 
Im Jahre 1363 wurde die Fefte zum Stein und mit ihr als Zubehör Lampertheim zur 
Hälfte an Graf Walram von Spanheim und 1386 an den Pfalzgrafen bei 
Rhein verpfändet und blieb nun zur Hälfte im pfälzifchen Befig bis 1705. 
Die Pfalzgrafen, namentlich Ruprecht I., verftanden ihren Einfluß und ihre Rechte 
in diefem Gebiet zu erweitern. Im Jahre 1564 — [o lange war ein katholifcher Pfarrer 
in Lampertheim — führte dort Pfalzgraf Friedrich II. 
die reformierte Lehre ein trog des Widerfpruchs des 
Bifchofs, trog des Eingreifens des Kaifers Maxi- 
milian II. und trog des Reichstagsbefchluffes vom 
Jahre 1566. Aus der Kirche wurden Bilder, Altäre 
und jeder äußere Schmuck entfernt.!) Lampertheim 
blieb nun ausfchließlich reformiert bis 1698, wo 
unter dem Pfalzgrafen Johann Wilhelm von der 
katholifchen Linie Pfalz-Neuburg auch die katho- 
lifehe Lehre wieder geduldet und eingeführt wurde. 
Es foll fehließlich nicht unerwähnt bleiben, daß fich 
in der Gemarkung Lampertheim ein großes Huben- ıı])] 
gut des Andreasftiftes zu Worms befand (Frohn- Abb. 146. Lampertheim. I) 
häufer, Archiv a. F.XV, 126ff.). Es war ein Ortswappen II 
Bauernlehen (feudum rusticum) von urfprünglich 28, [päter mehr Huben. Ein Hub- 
gericht unter einem Hubfchultheiß wurde teils in Lampertheim, teils in Worms abgehal- 
ten. Der Schult- 
heiß hatte die 
jährlichen Gülten 
zu fammeln und 
[Chlichtetekleine- 
re Streitigkeiten. . a 
Das Hubweistum ST 
von 1459, beftä- 
tigt 1548, befin- = \ ; 
det fich im Darm- X Aa 
ftädter Staats- N lliben 
archiv, eine [pä- — a 
tere Abfchrift bei Abb. 147. Lampertheim. Katholifche Kirche. Grundriß. Maßftab 1 :400 
Grimm, Weistümer IV, 350. Das Hubgericht beftand bis zum Ende des 
18. Jahrhunderts. 
  
  
     
  
  
  
  
DIE KATHOLISCHE KIRCHE, nicht orientiert, fteht an der Stelle eines Baues Katholifche 
von 1715, der regelrecht von Often nach Weften gerichtet war; von ihm ftammt Kirce 
noch der Turm, an deffen Oftfeite (fcheinbar Nordfeite) noch zwei Gewölbeanfänger 
auf den früheren Schiffsanfag hinzudeuten fcheinen. Der heutige Bau — bis 1868 I 
Simultankirche — wurde 1770-1771 durch das Kollegiatftift St. Andreas in Worms | 
gebaut und am 8. Dezember 1771 zu Ehren des heiligen Andreas geweiht. Er Befchreibung | 
zeigt einen langrechteckigen Grundriß mit einerfeits anhängendem, in voller Breite | 
') Vgl. Frohnhäufer, Die Reformation in Lampertheim. Ev. Blätter XVII. Jahrgang 
Nr. 8—10 und den intereffanten, aber mehrfach unzutreffenden Bericht des Pfarrers und 
Dechanten Bonifaz Raiber über die kirchlichen Verhältniffe zu Lampertheim vom Jahre 1792, 
Darmfi. Staatsarch. V, 4, 72. 
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