Full text: Die Kunstdenkmäler des Kreises Bensheim (A, [4])

   
Lindenfels 183 
Mauergang hat an der Außenfeite eine (oben großenteils erneuerte) Fenfterwand: 
Segmentbogen, kein Gewände. Sie reicht ungefähr bis an die Stelle, wo die Tor- 
richtung die Gegenfeite der Hofumfaffung trifft. 
An diefer Stelle findet fich unten im Niveau des 
Hofes ein zum Teil in der Mauerftärke ausge- 
[parter rechteckiger Erkerraum mit Segment- 
tonne; er hat in der Stirnwand ein großes Recht- 
eckfenfter, zwei kleinere feitlich in der Breite des 
Vorfprunges. Die Fenftergewände find mit dem 
bekannten, häufigen Renaiffanceprofil ausgeftat- 
tet: Kehle, die an beiden Seiten und am (hier 
ausgebrochenen) Mittelpfoften nicht ganz her- 
unterläuft, fondern aufeiner Schräge mit Schnecke 
endigt. Das Profil wie auch der Mauerzuftand 
laffen auf eine Bauveränderung zu Anfang des 
16. Jahrhunderts fthließen. Rechterhand vom 
Toreingang fieht man eine rundbogige Öffnung, 
nach der Scharrierung zu urteilen, barocken Ur- 
[prungs, die in einen großen, tonnengewölbten 
Raum führt. Es wird dies die 1740 errichtete „Ge- 
fällverweferei* fein. An dies Gebäude fchlieft 
fich, in Fundamenten gut zu erkennen, ein klei- 
nes Häuschen, das nicht an der Mauer fitt, fon- 
dern vor diefer ein rauchgefchwärztes offenes Höf- 
chen — wohl die alte Burgfchmiede — freiläßt. Weiterhin gelangt man an ein jett tief 
im Boden fteckendes, in flacher Segmenttonne gewölbtes, kellerartiges Loch; fodann 
an eine rechtwinklige Gemachecke, ebenfalls 
nur in fpärlichen Reften angedeutet, in der 
ein Eckenpilafter mit Segmentbogenanfänger 
zu fehen ift. Außen (d. h. nach dem Hofe 
zu) zeigt dies Haus einige Werkftücke mit 
Schräge, die einen Sockel markieren; hinter 
diefer Wand befindet fich eine unregel- 
mäßige Raumecke mit fchief gewölbter Seg- 
menttonne. Die gefchilderte Gemachecke 
mit dem Bogenanfänger ift als Reft der 
„Michaelskapelle“ zu deuten, die fich auf 
der Merianfthen Abbildung mit hohem, 
[pigem Satteldach zeigt. Der bei Merian 
fichtbare kreisrunde, mit Zinnen und Spig- 
kegelhelm verfehene Bergfried ift in der 
Mitte des Hofes anftelle der heutigen großen 
Linde in mächtigen, kreisrunden Fundamen- 
ten nachgewiefen. Die 1912 freigelegten 
Fundamente beftätigen die von Marchand Abb. 167. Lindenfels. Stadtbefeftigung. Boll- 
a. a. O. S. 28 gegebene Beföhreibung der werk an der Nordoftecke. Wehrgangbrücke 
Hofgebäude: „Linkerhand, gleich bei dem Eingang in den inneren Schloßhof, ftand 
das Hauptwohngebäude, das Fürftenhaus, unter welchem ein großer, fehr maffiv 
  
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Abb. 166. Lindenfels. Burg. 
Ehemaliges Südtor, von außen 
  
  
  
     
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
  
  
  
  
  
  
  
   
   
  
  
  
  
  
  
   
   
    
  
  
  
  
  
	        
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