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matrem —, fette einen Propft und Mönche dorthin und dotierte es mit anfehnlichen
Einkünften an zahlreichen Orten des Odenwaldes und der Bergftraße. Bei diefer
Gelegenheit fand wohl auch die Erweiterung der einfachen, alten Bafilika durch
den Anbau von drei Apfiden ftatt. Aber fchon bald nach dem Tode Udalrichs (1075)
machten fich Spuren des Verfalls der Abtei bemerkbar, die fich in der Verfchleu-
derung wertvoller Güter an weltliche Herren und in der Verfchwendungs- und
Genußfucht der Äbte zeigte. Hiermit machte Abt Winther (1077—1088) den An-
fang. Ein harter Schlag traf das Klofter, als am 21. März 1090 die Klofterkirche
ein Raub der Flammen wurde. Die Gebeine des heiligen Nazarius fand man unver-
fehrt unter den Trümmern und fette fie wieder in der neuerbauten Kirche bei,
die erft 1130 eingeweiht werden konnte. Wenn auch einzelne treffliche Äbte mit
heiligem Eifer bemüht waren, dem Verfall der Abtei entgegenzuarbeiten, fo war
er doch nicht mehr aufzuhalten. Gerade die Kloftervögte, die berufenen Schirm-
herren des Klofters, waren es, über die der Chronift bitterfte Klagen führt. Zu ihnen
gefellten fich noch eigennügige Minifterialen und Vafallen, wie Billing von Linden-
fels, Eberhard von Erbach und felbft der Bruder des Kaifers, Pfalzgraf Konrad, ob-
gleich er auch Vogt des Klofters war.
Noch eine kurze Blüte erlebte diefes unter Abt Heinrich (1153—1167), der auch
beftrebt war, dem fich bereits einftellenden Verfall an Gebäuden und Mauern
entgegenzutreten und Hauptkirche, Kapitelfaal und Abtswohnung durch würdigen
Schmuck zu heben. Aber nach feinem Tod war der Untergang der Abtei befiegelt.
Der legte Abt, Konrad — feit 1214 —, gab durch Genußfucht und leichtfertige Ver-
fchleuderung von Gütern und Gefällen ebenfo großen Anlaß zu Klagen wie die
Mönche durch ihren zuchtlofen Lebenswandel und die Verwilderung der Sitten. So
kam es, daß Papft Gregor IX. den Abt 1228 feines Amtes entfegte und die Ver-
waltung und Reformierung des Klofters dem Erzbifchof Siegfried II. von Mainz
übertrug. Doch diefer konnte mit feinen Reformverfuchen nicht durchdringen
und hinterließ 1230 die fthwierige Aufgabe feinem Nachfolger gleichen Namens.
Der hohen Gunft, in der Siegfried III. beim Kaifer Friedrich II. ftand, verdankt
er es, daß ihm im April 1232 die Abtei Lorfch in ihrem ganzen, allerdings fehr
gefchmälerten Umfang, mit allen Rechten, Gefällen und Einkünften als Eigentum
übertragen wurde. Damit hatte die alte, ehrwürdige, in letter Zeit allerdings
ftark verwahrlofte Abtei Lorfch ihre Selbftändigkeit verloren und als folche zu be-
ftehen aufgehört.
Fortan ift das Klofter Lorfch eine kurmainzifche Propftei; feine Gefchichte fällt mit
der des Erzftiftes zufammen. Zunächft erwirkte fich Erzbifchof Siegfried vom Papfte
die Erlaubnis, anftatt der entarteten Benediktiner Zifterzienfer in das Klofter ein-
zuführen. Zugleich fand ein Patronatswechfel ftatt, indem das bisherige Peter und
Paulsklofter in ein monasterium sanctae dei genitricis et virginis Mariae umgeweiht
wurde. Aber die Benediktiner wichen nicht gutwillig zurück, drangen mit bewaffneter
Hand zweimal unter Blutvergießen in das Klofter ein und vertrieben die Zifterzienfer.
Allerdings konnten fie fich gegen den Erzbifchof nicht dauernd halten, aber auch die
Zifterzienfer hatten nun allen Mut verloren und weigerten fich entfchieden, nach Lor[ch
zurückzukehren, obgleich ihnen der Erzbifchof vollkommenen Schuß und Sicherheit
verfprach. Deshalb wandte fich Siegfried III. an Papft Innocenz IV., und mit deffen
Erlaubnis wurden 1248 Prämonftratenfer Chorherren aus dem Klofter Allerheiligen
im Schwarzwald nach Lorfch übergefiedelt, die auch bis zur gänzlichen Aufhebung
des Klofters dort ihren Sit hatten.
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