Full text: Die Kunstdenkmäler des Kreises Bensheim (A, [4])

    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
    
  
  
Äußeres 
Ausftattung 
234 Reichenbach mit Hohenftein 
länglichen Feldern fehön gegliedert und wohl nicht mehr die von 1748. Auch die 
Unterfeite der Emporen ift einfach und gefchmackvoll verfchalt. Die zwei Empore- 
treppen liegen im Turme. 
Das Äußere zeigt rauhverpugten Bruchfteinbau mit rechtkantigen Fenftergewänden, 
die, ebenfo wie die Ortquadern, aus Sandftein 
  
Abb. 239. Reichenbach. Kirche. Portal 
  
  
  
find. Das Dach ift als Schieferfattel 
gebildet. Der Turm, mit kleinen 
Fenftern quadratifch aufgemauert, 
trägt hoch über dem Kirchenfirft einen 
ftumpfen, nicht unfchönen, verfthie- 
ferten Haubenauffag. Aus einer fehr 
flachen Vierfeitpyramide wächft ver- 
tikal ein kleineres Achtfeit auf, das 
feinerfeits mit einem eingefChnürten, 
oben faft kugeligen Haubenhelm ge- 
deckt ift. Zunächft fit eine kräftige 
Haubenfpite mit fehr [chönem Kreuz 
und Hahn. 
Architektonifche Ausbildung zeigt 
nur das über drei Stufen erhöhte 
Portal: fcheitrechter Sturz, barock- 
profilierte Gewände mit Rechteck- 
ohren. Darüber befindet fich ein In- 
[hriftfries und ein Giebel ohne Mitte, 
deffen Feld und Scheitel ein in [Chö- 
nem Rokoko kartufchiertes Doppel- 
wappen mit Krone einnimmt. Die 
Friesinfchrift in barocker Kurfive 
gibt als Chronoftichon das Weihe- 
datum: „JnaVgVratae Jpso Jn anno 
precJosae paC]Js gVestphal)Cae 
saCra protestant]bVs stabJLJent Js | 
seCVLar] paCJs o Longae! et JaM 
aVgVro“ (1748). Das Wappen ift 
mit geringen, unwefentlichen Abwei- 
chungen das gleiche wie das über der 
Orgel (f. unten). 
Von der inneren Ausftattung ift 
nur der hintere Chorabfchluß, alfo die Nordweftwand, bemerkenswert. Im Chor- 
raum, der um eine flache Stufe erhöht ift, befinden fich hintereinander der Tauf- 
ftein (ein runder roter Granittifch ohne Becken), der Altar und der Kanzelorgel- 
aufbau. Der Chor wird hinten nämlich durch eine Holzwand abgetrennt, über der 
fich die Orgelempore öffnet. In der Mitte diefer Wand befindet fich die Kanzel 
zwifchen zwei Doppelflügeltüren, deren Gewände dem des Turmportales ähnlich 
gebildet ift; hinter diefen Türen liegt rechterhand das Pfarrerftübchen, linkerhand 
das Herrfchaftsgeftühl. Die fehr fhöne Kanzel mit Schalldeckel befteht aus dunk- 
lem Eichenholz mit aufgelegten, helleren Schnigereien; diefe, von fehr guter 
feiner Arbeit, verrät troß einiger älterer Motive ausgefprochenen Rokokogefchmack : 
mufchelige Schnörkel („Seepferdchenftil“) mit ausgefpanntem Gittergeflecht. Der
	        
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