Grabftein
Römijfcher
Kaifer
Bürger-
häufer
242 Schlierbach
Außen, linkerhand neben dem öftlichen Kircheneingang, fteht ein einfacher gotifcher
achtfeitiger Taufftein aus rotem Sandftein. Rechterhand neben der Tür ift eine große,
rote Grabfteinplatte an der Kirchenmauer befeftigt: 1,22><2,22 m. Im Bildfeld find
zwei aneinandergelehnte Schilde, unten kaum gefpigt, mit Wappen zu erkennen. Der
Schild linkerhand zeigt einen Turm mit drei Zinnen, auf einer bezinnten Mauer
ftehend; der andere eine Geweihftange mit fünf Zinken. Die Darftellungen über und
unter den Wappen find völlig zerftört. Die umlaufende Randinfährift, in gotifchen
Minuskeln, lautet: + noverint univerfi q conradus ftump | d’ fweinburg et ux| or fua
lgtm anna d’ mofpach eleger | ut fepultu eorum hic. Zu lefen: Noverint universi
quod conradus stump de sweinburg (nicht: „Zwingenberg“!) et uxor sua legitima anna
de mospach elegerunt sepultum (ftatt: sepulchrum) eorum hic.
Der Friedhof ift bemerkenswert durch die zahlreichen Totenbretter anftelle der
Grabkreuze. Diefe Bretter werden oben mit einer kleinen Giebelverdachung und
ausgefägten Ornamenten verfehen und bemalt. Ein folcher Schmuck zeigt das Grab
eines Reformierten an; die Katholifthen haben ein gewöhnliches Kreuz, die Luthe-
rifchen ein Kreuz mit Dach.
Römifcher Kaifer (Haus 33). Zweiftöckiges Fachwerkhaus auf maffivem Sockel.
Der Eingang liegt in der Langfeitmitte, auf zweiläufiger Freitreppe. Das Fachwerk,
hellblau auf weiß, hat unten Rahmenftreben, oben die für Lindenfels, Schlierbach,
Kolmbach ufw. charakteriftifche Form des wilden Mannes: zwei Binnenfhwellen; die
Kopfftrebe fit unterhalb der oberen Binnenfchwelle auf der Fußftrebe. Der Eckpfoften
des Oberftockes ift mit einer langen Schlange dekoriert, die eine Tafel im Maule hält
mit: HAN | MICHEL | MEISTER | HAT - DAS | HAUS . CE | BAUT - IN | DEM
JAHR | 1-7-6-6. Über der Freitreppe läuft faft in der ganzen Breite des Haufes ein
hübfches Vordach hin. Hinter dem Haufe befindet fich eine offene, zweiftöckige Fach-
werklaube mit gefchweiften, bogenbildenden Kopfbändern. Hinter einem Kamin wurde
in einer Ecke des Oberftockes eine bäuerliche Wandmalerei (etwa 1850) freigelegt: ein
fchmollendes Biedermeierpärchen unter einem Baume. Schöner Birnbaumfährank,
zweitürig; Empire. Zwei zylindrifche Glasbecher, aus Seidenbuch; eingeägt: Hans-
joerg und Annaberbel mit volkstümlichen Schimpfereien.
Haus 3. Fachwerk mit hübfchem Treppenaufgang; Türinfchrift 1803; am Über-
haus: 1821.
Haus 4. Das Fachwerk hat nur Rahmenftreben ; wurde vielleicht erneuert. Über
der Tür vorn fteht: HANS VETTER 1671. Eine andere Infchrift lautet: ERBAUT
1672. RENOVIERTH PETER KAZCMEIER 1851.
Haus 5. Stattlicher Hof mit Fachwerkgebäude. Türinfchrift: 1798. Das Syftem
zeigt wilde Männer, Refte eines fränkifchen Erkers: in der Brüftung Kreuze und Spiß-
quadrate; an den Eckpfoften ift ein Zopfornament geföhnigt. Der weiße Kalkbewurf
ift mit Stippblümchen dekoriert.
An einigen anderen Häufern des gleichen Typus finden fich Erbauungsdaten, z. B.:
Haus 7: 1790, Haus 10: 1784, Haus 14: 1791, Haus 20: 1829 und Haus 23: 1784.
1) v.Hefner und Wolf, Burg Tannenberg, Frankfurt a. Main 1850, erwähnen S. 71, Anm. 7
einen Cunrad Stumpf von Tzwingenberg, um 1385, der zu der üblichen Lesart „Zwingen-
berg“ Veranlaffung gegeben haben könnte. Das Wappen des Zwingenberger Konrad Stumpf
„befteht aus acht mittelft eines Ringes fternförmig verbundenen Lilienftäben“.
ar