Befchreibung
248 Schönberg
geliebten Bruders Graff Georg Albrechtß Lbd. von denen Schönberger Schatungs-
gefällen Einhundert Gülten auf dem Schloß Schönberg verbauen möge.
Erbach d. 16 Xbris Anno 1670.
Georg Ludwig Graff Georg Graff
zu Erbach Mpp. zu Erpach Mppria.“
Dazu: „Außgab geld zu nothwendiger Bau-Arbeit. Nachdeme das Gräfl. Hauß Schön
Berg nebenft der Kellerey unten im Dorff gelegen, dermaßen verfallen und ruiniert
gewefen, daß diefe faft eingefallen, jenes aber fo fehwerlich länger hätte beftehen
können, alß ift vff gn. Herrfchafft gn. Befehl reperieret und gebawet worden etc.“
Baufumme: 754 fl. 22 alb. 7 d. Bis 1673 wurde damals gearbeitet. Aber fChon 1677
wird mit einem Baumeifter aus Darmftadt wegen eines Neubaues auf Schönberg ver-
handelt, und umfangreiche Ausbefferungen an Haus, Ställen und Scheuern werden
vorgenommen, auch wird der Turm um Manneslänge erhöht; Meifter Georg Wäffel
von Auerbach. — Etwa gleichzeitig wird auch der Schloßgarten neu angelegt.
Die für den heutigen Bauzuftand wichtigfte Periode war 1728/29. Die Akten geben an:
2. Febr. 1728. Der Stukkator und Malermeifter Hoffmann von Bensheim foll das
Vorgemach vor dem gräflichen Zimmer in Stukkatur und Freskomalerei ausftatten.
1729 werden für 218 fl. 30 kr. Fenfterreparaturen ausgeführt. Ferner liefert der
Zimmermeifter Nikolaus Stauder zu Windeck einen Riß, nach dem der Maurer Franz
Sepp zu bauen hat: einen Stall, ein Wohnhaus, eine Scheuer; dazu foll er ein altes Ge-
bäude abbrechen, alles zufammen für 510 fl.; der hintere Pferdeftall wurde damals er-
richtet. Gleichzeitig wurde für 665 fl. das Zimmerwerk des Schloffes ausgebeffert. Das
erwähnte Wohnhaus ift das an den Pferdeftall anfchließende zweiftöckige Barockhaus
mit dem Manfarddach. Diefe Arbeiten wurden unter dem Grafen Georg Auguft aus-
geführt. Noch weitere untergeordnete Bauten, Dienerwohnungen u. dgl., die hinten in
den Garten kamen, wurden erwogen und zum Teil von Nikolaus Stauder im Entwurf
vorgelegt. Der Gefamtanfchlag belief fich auf 1586 fl. 44 kr.
1729 im November arbeitet wieder der Stukkator Hoffmann im Schloß, nach eigenem
Riß; es handelt fich aber nur um ganz einfache, gewöhnliche Leiftenftukkatur.
Von fpäteren Nachrichten wäre zu erwähnen, daß 1754 der RentfChreiber Mylius
den Zuftand der älteren Gebäude in einem Gutachten als fehr bedrohlich fChildert,
und daß 1767 die Weftfeite des Schloffes, die vorher mit Moos und Efeu bewachfen
war, neu verpußt wird.
Man betritt heute das Schloß durch den großen gewölbten Torweg des vorderen
Haufes („alter Bau“) und gelangt fofort in den einzigen, inneren Hof. Diefer ift an
drei Seiten umbaut, an der vierten, nach Süden zu, wo der überaus fteile Abfall einen
Mauerabfchluß entbehrlich macht, offen. Das rückwärtige Torgebäude hat neben der
Durchfahrt beiderfeits ein großes gratig kreuzgewölbtes Pförtnerzimmer, weiter hinten,
am großen Turm, die ebenfo gewölbte Küche mit zwei glatten, fpätgotifChen Säulen,
fehr ähnlich denen im „Küchenbau“ des Darmftädter Refidenzfchloffes. Die ganze
Anlage ift einheitlich; wie die Jahreszahl 1613 über der Durchfahrt (Hoffeite) aus-
weift, hat man hier den im Jahre 1613 errichteten Bau „zwifchen der Kellerey und
den großen Thurn“ vor fich: zweiftöckig mit Ziegelfattel; die fChlicht verpugten Bruch-
fteinmauern, ohne irgendwelche Gurtung, werden durch große rechteckige Renaiffance-
fenfter mit Mittelpfoften und Kantenkehle — das landesübliche, einfache Profil — durch-
brochen. Die Dachform, die Zinnengiebel, vor allem die obere Geftalt des zur Hälfte
mit eingebauten kreisrunden großen Wendelturmes ftammen aus dem 19. Jahrhundert;
ebenfo die Brückenverbindung mit dem Hauptgebäude. Daß an dem Haufe fchon früh