Full text: Die Kunstdenkmäler des Kreises Bensheim (A, [4])

     
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
  
  
  
  
    
Seeheim 
  
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Auffällig und unerklärt find an den Oftkanten, in der Mitte des mittleren Stock- 
werkes, die beiden fporenartigen Steinanfäge. 
An der Südfeite öffnet der Turm fich unten mit einem [Chönen fpätgotifchen Maß- 
werkfenfter, das zweiteilig, zweiläufig, beiderfeits mit Dreipaß und darüberliegender 
Fifchblafe gebildet ift. Dasfelbe Fenfter, mit ausgebrochenem Maß- 
werk, befindet fich auch in der Mitte der Oftwand des Turmes; feine 
Sohle bildet hier den geraden Sturz der neueren, fChlichten Tür. 
Diefe Tür wird 1819/20 angelegt fein; ihre im Biedermeierftil aus- 
gebildeten Flügel laffen darauf fchließen. In der oberen Hälfte des 
zweiten Gefchoffes fit auf den drei freien Turmfeiten je ein 
Doppelfenfterchen mit Mittelfäulchen (Kapitäl: doppelter Torus 
unter dem Abakus) in flachen Mauernifchen. Die Fenfterbogen find 
gefpittt und leicht geftelzt; die beiden rahmenden Bogen der Nifche 
find halbkreisrund; fie laufen in der Mitte, über dem Säulchen, 
ohne Konfole in die Mauer hinein. Auf der Südfeite ift das Säulchen 
herausgebrochen. Man muß danach die Turmanlage bis zur Höhe 
des gefchieferten Stockwerkes für etwas älter halten als das anfchei- 
nend fpäter durchgebrochene gotifche Fenfter im Erdgefchoß. 
Ausftattung: Der vor der Kanzelwand ftehende Altar ift ein einfacher brauner 
Holzkaften. 
Kanzel. Der einfache Kaften ift weiß lackiert mit vergoldeten Leiften; er fteht auf 
einem korinthifierenden Pilafter, der den Verfchlag der dahinterftehenden Kanzel- 
treppe dekoriert. 
Der Taufftein zeigt über einer glattzylindrifchen, durch eine Eifentülle gehaltene 
Stüge ein geriefeltes Becken und trägt einen fchwarzmarmorierten Anftrich. Am 
Rande des Beckens fteht die Zahl 1580. 
Die kleine Orgel zeigt ein paar fchlichte Rokoko- 
ornamente. Die Form der engen, unbequemen Kir- 
chenbänke ift roh; das Geftühl wird durch einen 
fehr breiten Mittelgang getrennt. Die Emporen- 
brüftung ift eine formlofe Bretterwand. An der 
weftlichen hängt ein fehr mäßiges Lutherbildnis. In 
der Loge und in der nördlich angebauten Kapelle 
ftehen im ganzen acht fehr fchöne Empireftühle mit 
altem föhwarzem Bezug. 
Zwei Mef/fingleuchter und einen gußeifernen 
Kruzifixus ftiftete 1856 die Prinzeffin Karl von 
Heffen. Auf dem Kirchboden hängt ein alter, ein- 
facher eiferner Kronleuchter für Kerzen. 
Sämtliche Fenfter find farblos verglaft; in das öft- 
lichfte Fenfter der Nordwand ift eine Bildfiheibe 
  
Abb.255. Seeheim. 
Kirche. Taufftein 
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Abb. 256. Seeheim. Kirche. (40><51,5 cm) eingefegt. Die Malerei bildet zwei 
  
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ee Heilige ab: einen mit Bifchofsftab und -Müte, der 
auf feiner Linken ein zweitürmiges Kirchenmodell trägt, und einen heiligen Sebaftian; 
diefer zeigt in Kopf und Oberkörper kräftige rundliche Renaiffanceformen. Die 
Farben find, außer der Schwarzlotzeichnung, viel Gelb, Blau, Rot, etwas Pfaugrün. 
Die Unterfchrift, in gotifchen Minuskeln, lautet: - hans - berckftreßer. Die Malerei 
ftammt aus dem 16. oder ganz frühen 17. Jahrhundert (1882 follen noch zwei andere
	        
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