Evangelifche
Kirche
Bau-
befchreibung
Äußeres
Turm
18 Alsbach
DIE EVANGELISCHE KIRCHE liegt auf dem erhöhten alten Friedhof, der jet
leer ift und als Obftgarten und Bleiche verwendet wird. Die Kirche wurde um 1610
erbaut, im Zufammenhange mit der Umwandlung der Alsbacher Kaplanei in eine felb-
fiändige Pfarrei. Dabei wurden Teile einer älteren Kapelle mitbenust, worauf in der
Befchreibung noch näher einzugehen ift. Über den Bau felbft fehlen gefchichtliche
Angaben. Inder Kirchenrechnung finden fich nur vier Ausgabepoften, fämtlich aus dem
17. Jahrhundert, die kleinere Arbeiten betreffen; der bedeutendfte ift: 20 fl., für neue
Fenfter 1654. Nach 1679 übernahm die Zivilgemeinde fämtliche Ausgaben, zum Teil mit
Unterftügung des Landes (Kirchenkollekten). Um 1709 feheint die Kirche fich in einem
fehr mangelhaften Zuftand befunden zu haben, da um diefe Zeit eine Bittfchrift um Bei-
hilfe zur Reparatur an dasHoch fürftliche Konfiftorium gerichtet wurde. Unter den übrigen
Daten wären höchftens die folgenden zu erwähnen. 1774: Vollftändige Reftauration ;
Aufwand 889 fl. 2 alb., 1801: Turmherftellung für 218 fl. 46 kr., 1840: Ausbefferung
der ganzen Kirche für 854 fl.13kr.,1857: Große Gefamtreftauration für 3358 fl., 1894:
Äußere und innere Renovation unter Leitung des Kirchenbaumeifters Schwarge.
Der Grundriß bildet einen rechteckigen Saal, 9,90><12,40 m, in deffen Nordweft-
ecke der quadratifche Turm, Außenmaß: 5,50 m, mit ftarkem Pfeiler und zwei Rund-
bogen einfchneidet. Im Often, nach Norden aus der Achfe verfchoben, liegt ein fünf-
feitiger, niedriger Chor, gewölbt, auf fChlichten [pätgotifchen Rippen; am Schlußftein
fit ein Erbachifches Wappen. Diefer Raum ftammt mitfamt den Mauerunregelmäßig-
keiten an der Außenfeite der Oftteile des Schiffes ficher noch von einer älteren Kapelle.
Die Erbauungszeit diefer Chorfeite ift jedoch einftweilen noch nicht ficher zu be-
fiimmen. Das Gewölbe ift zu einfach; die großen Segmentfenfter an den drei Oft-
wänden find jüngerer Durchbruch. Das Erbachifche Wappen ließe fich zu zwei weit-
auseinanderliegenden Gefchichtsdaten in Beziehung fegen, zu 1379 und zu 1497.
1379 wendete Elifabeth von Kagenelnbogen der durch ihre Mutter Agnes 1340 ge-
ftifteten Kapelle der Heiligen Katharina und Erasmus eine befonders reiche Dotierung
zu.!) Elifabeth war die Gemahlin des Schenken Eberhard von Erbach.?) 1497 kam
Alsbach durch Ausfterben der männlichen Bickenbacher und Heirat an Erbach.
Die drei Chorfenfter find mit Buntverglafungen von 1894 ausgeftattet. Im nördlichen
Fenfter ift oben eine von anderer Stelle herftammende Wappenftheibe eingelaffen:
Schild geviert: 1/4 in S. zwei fchreitende Leoparden übereinander, 2/3 geteilt; oben in
S, ein achtftrahliger Stern, unten 8. Es ift das Wappen der Hohenlohe als Erben der
Graffchaft Ziegenhain. In der Siidwand des Chores liegt der Eingang zur angebauten
kleinen, quadratifchen Sakriftei.
Süd-, Weft- und Nordwand des Schiffes find gänzlich von einer Empore mit ge-
fchloffener Brüftung auf fehlichten quadratifchen Holzftügen umzogen, wie alles Holz-
werk der Kirche in charakterlofem braunem Anftrich. Die flache Decke ift weiß ge-
gipft. An der Nordwand öffnen fich zwei, an der Südwand drei große, fChlichte Segment-
fenfter, die von der Empore überfchnitten werden.
Äußeres. Das Material ift Bruchftein, glatt verpußt, ohne Formcharakter. An den
Langwänden unter der Traufe zieht fich ein Felderftreifen hin, der von der Reftau-
ration 1858 zugunften der Erhöhung des Kirchenraumes herrührt. Am Oftende der
Nordwand befindet fich eine kleine Renaiffancetür mit leicht profiliertem Gewände,
rundbogig, mit verwifChter Infchrift.
Der Turm ift quadratifch ohne Abfäte in drei: Stockwerken mit zwei Karnies-
gurten aufgemauert. Er ift in der Mitte der Nordwand durch eine fpätgotifche Spiß-
!) Schneider, Urkunden III, 50, 1 und III, 50,4. °) Schneider, S. 320.
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