Befchreibung
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(Seitenfähiffe und Chor), vielleicht auch der obere Ausbau des Turmes, fcheint der
Zeit um 1400 anzugehören. Die Kirche hatte vor der Reformation (1527) fechs Altäre:
1. Hochaltar Mariae; 2. Dreikönige; 3. Hei-
Mg liges Kreuz; 4. Sebaftian; 5. Nikolaus und
6. Katharina.
M AAN | Der Sebaftiansaltar, aus Sandftein, mit ein-
j: || facher Kehle unter der Platte, ift in der Sa-
- ‚,\\}| kriftei noch vorhanden.
1615 Neuordnung der Kirchenausftattung.
1693 Stadtzerftörung und Kirchenplünde-
rung (Orgel und Glocken geraubt) durch die
Franzofen.
1701—06 Gefamtreparatur für rund 1250 fl.
Abb. 270. Zwingenberg. Kirche. Einziehung der jetzigen Brettertonne.
ODE lange 1709 Landgraf Ernft Ludwig ftiftet die Orgel
aus der Darmftädter Schloßkirche nach Zwingenberg; fie kam [päter nach Worfelden.
1755 Kirchenuhr.
1830 Neuausftattung des Innern; dabei wurden die ehemals vergoldeten Bibel-
fprüche, die noch jetzt den Kirchenraum über der Empore umziehen, überweißt.
1856 wurde eine Gefamterneuerung von der Regierung verfügt, 1857 ausgeführt.
1910. Reftauration des Inneren und Äußeren.
Der Kirchenraum bildete urfprünglich einen rechteckigen flachgedeckten Saal von
7,20><13,15 m Größe mit querfchiffartiger öftlicher Erweiterung durch beiderfeits je
eine quadratifche Kapelle und mit öftlich
anhängendem, aus der Achfe verfchobenem,
fehmälerem Chor. Der halbkreisförmige,
nicht profilierte Triumphbogen fcheint noch
diefer Bauzeit anzugehören. Zur Erwei-
terung wurden die Langmauern beiderfeits
durch zwei breite Arkaden durchbrochen.
So erklärt fich die heutige Bauerfcheinung:
IND) das Mittelfchiff wird feitlich begrenzt von
drei breiten Bogenöffnungen, von denen
die vier weftlichen leicht gefpitt, die zwei
öftlichen rundbogig find; die Kanten der
Abb. 271. Zwingenberg. Kirche. Bogen und Pfeiler (diefe find deutlich als
Grundriß 1:400 = ; ;
Wandftücke zu erkennen) wurden in breiten
Flächen abgefaft, ohne Bezeichnung der niedrigen (ca. 1,50 m über Fußboden)
Kämpferlinie. Die beiden maffiv tonnengewölbten Seitenfchiffe find ungleich: das
nördliche beginnt gleich an der Faffadenwand der Kirche und verengt fich in der
Breite der öftlichften Arkade um etwa 0,50 m: Raum des ehemaligen Querfchiffes
oder der Kapelle; das unförmliche rechteckige Fenfter ift fpäterer Durchbruch. Der
vordere Abfchnitt hat zwei kleine fpisbogige Fenfter aus der Zeit der Bauerweiterung,
deren leichtgefchrägte Innenleibung im Segmentbogen gefthloffen ift. Die öftliche
Arkade bildet an der Triumphwand eine Art Wandvorlage; beim füdlichen Seiten-
fchiffe fehlt diefe; der Bogen fChneidet hier mit der Kämpferlinie in die Wand.
Das füdliche Seitenfchiff ift im Weften durch den Turm verkürzt (f. Grundriß),
durchweg von gleicher Breite. In der Mitte der Südwand eine niedrige [pibogige