Full text: Die Kunstdenkmäler des Kreises Bensheim (A, [4])

  
  
Befchreibung 
    
       
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
  
   
  
  
   
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
    
  
  
  
  
  
  
   
  
    
282 Zwingenberg 
(Seitenfähiffe und Chor), vielleicht auch der obere Ausbau des Turmes, fcheint der 
Zeit um 1400 anzugehören. Die Kirche hatte vor der Reformation (1527) fechs Altäre: 
1. Hochaltar Mariae; 2. Dreikönige; 3. Hei- 
Mg liges Kreuz; 4. Sebaftian; 5. Nikolaus und 
6. Katharina. 
M AAN | Der Sebaftiansaltar, aus Sandftein, mit ein- 
j: || facher Kehle unter der Platte, ift in der Sa- 
- ‚,\\}| kriftei noch vorhanden. 
1615 Neuordnung der Kirchenausftattung. 
1693 Stadtzerftörung und Kirchenplünde- 
rung (Orgel und Glocken geraubt) durch die 
Franzofen. 
1701—06 Gefamtreparatur für rund 1250 fl. 
Abb. 270. Zwingenberg. Kirche. Einziehung der jetzigen Brettertonne. 
ODE lange 1709 Landgraf Ernft Ludwig ftiftet die Orgel 
aus der Darmftädter Schloßkirche nach Zwingenberg; fie kam [päter nach Worfelden. 
1755 Kirchenuhr. 
1830 Neuausftattung des Innern; dabei wurden die ehemals vergoldeten Bibel- 
fprüche, die noch jetzt den Kirchenraum über der Empore umziehen, überweißt. 
1856 wurde eine Gefamterneuerung von der Regierung verfügt, 1857 ausgeführt. 
1910. Reftauration des Inneren und Äußeren. 
Der Kirchenraum bildete urfprünglich einen rechteckigen flachgedeckten Saal von 
7,20><13,15 m Größe mit querfchiffartiger öftlicher Erweiterung durch beiderfeits je 
eine quadratifche Kapelle und mit öftlich 
anhängendem, aus der Achfe verfchobenem, 
fehmälerem Chor. Der halbkreisförmige, 
nicht profilierte Triumphbogen fcheint noch 
diefer Bauzeit anzugehören. Zur Erwei- 
terung wurden die Langmauern beiderfeits 
durch zwei breite Arkaden durchbrochen. 
So erklärt fich die heutige Bauerfcheinung: 
IND) das Mittelfchiff wird feitlich begrenzt von 
drei breiten Bogenöffnungen, von denen 
die vier weftlichen leicht gefpitt, die zwei 
öftlichen rundbogig find; die Kanten der 
Abb. 271. Zwingenberg. Kirche. Bogen und Pfeiler (diefe find deutlich als 
Grundriß 1:400 = ; ; 
Wandftücke zu erkennen) wurden in breiten 
Flächen abgefaft, ohne Bezeichnung der niedrigen (ca. 1,50 m über Fußboden) 
Kämpferlinie. Die beiden maffiv tonnengewölbten Seitenfchiffe find ungleich: das 
nördliche beginnt gleich an der Faffadenwand der Kirche und verengt fich in der 
Breite der öftlichften Arkade um etwa 0,50 m: Raum des ehemaligen Querfchiffes 
oder der Kapelle; das unförmliche rechteckige Fenfter ift fpäterer Durchbruch. Der 
vordere Abfchnitt hat zwei kleine fpisbogige Fenfter aus der Zeit der Bauerweiterung, 
deren leichtgefchrägte Innenleibung im Segmentbogen gefthloffen ift. Die öftliche 
Arkade bildet an der Triumphwand eine Art Wandvorlage; beim füdlichen Seiten- 
fchiffe fehlt diefe; der Bogen fChneidet hier mit der Kämpferlinie in die Wand. 
Das füdliche Seitenfchiff ift im Weften durch den Turm verkürzt (f. Grundriß), 
durchweg von gleicher Breite. In der Mitte der Südwand eine niedrige [pibogige 
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
 
	        
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