Full text: Die Kunstdenkmäler des Kreises Bensheim (A, [4])

   
  
  
300 Anhang 
gewefen, damals aber fchon in mehrere Erbteile auseinandergegangen war. Ferner ver- 
kaufen im Jahre 1323 „Johann und Syfrid brudere, Rittere, die do heißent 
von Mete“ dem Bifchof Kunen von Worms (Bifchof Konrad IV. von Schöneck, 1319— 1329) 
ihr Dorf Hufen mit allem Zubehör und ihren Teil des Schwanheimer Waldes, wie fie es 
von dem Bifchof und dem Stifte Köln zu Lehen trugen, um 350 Pfund Heller 
(Baur I, 393). Hier erfcheint Hufen zum erftenmal als kölnifches Lehen. Auf welche 
Weife es aber unter die Lehenshoheit des Erzftiftes gekommen ift, läßt fich nicht mehr 
nachweifen, zumal da die Lehensregifter der Erzbifchöfe von Köln erft um 1370 beginnen 
und die Kölner Regeften, foweit fie bis jegt erfchienen, keinen Auffchluß geben. Daß der 
Erzbifchof von Köln den Verkauf des Dorfes Hufen an das Bistum Worms als einen Ein- 
griff in feine Rechte anfah, geht aus dem Lehensbrief des Erzbifchofs Walram vom Jahre 
1347 hervor. Darin erklärt er (vgl. Archiv für Heff. Gefchichte und Altertumskunde a. F. I, 
150 ff.), er habe in Erfahrung gebracht, daß einige Lehensgüter feiner Kirche, nämlich das 
Dorf Haufen — villam dietam Husen — mit dem Walde und anderen Rechten und Zu- 
behör, gelegen in der Mainzer Diözefe, feiner Kirche entfremdet und widerrechtlich ent- 
zogen worden fei. Um die Rechte feines Stiftes zu wahren, verleiht er daher das Dorf 
dem Grafen Johann I. von Kaßenelnbogen als Lehen. Ferner ernennt er ein 
Mannengericht von zwanzig kölnifchen Vafallen, um über die angeblichen Anfprüche des 
Bistums Worms und des damaligen Bifchofs Salmann zu entfcheiden. Da diefer bei dem 
Mannengericht feine Sache nicht vertreten, fondern es unbefchickt ließ, wurden alle An- 
fprüche des Bistums Worms als unbegründet zurückgewiefen. Von nun an blieb Haufen 
als kurkölnifches Lehen im Befig der Grafen von Katenelnbogen und ging von diefen an 
die Landgrafen von Heffen über. Im Jahre 1403 belehnt Erzbifchof Friedrich III. von Köln 
den Grafen Johann III. von Katenelnbogen mit dem Dorfe und allen feinen Zubehörungen 
durch die Beftätigung der eingerückten, oben erwähnten Urkunde des Erzbifchofs Walram 
vom Jahre 1347 (Ziegenhainer Repertorium, Lehensverzeichnis, S. 288 ff. Darmft. Staatsarchiv 
und Archiv a. F. I, 150—152). Diefe Belehnung wiederholt 1416 Erzbifchof Diether. Im 
Jahre 1464 belehnt Erzbifchof Ruprecht den Grafen Philipp von Katenelnbogen!) und 1481 
Erzbifchof Hermann feinen Bruder, den Landgrafen Heinrich III. von Heffen-Marburg. 
Von demfelben wird Landgraf Wilhelm der Jüngere 1490 in dem Lehensbefig beftätigt, 
und 1503 belehnt abermals Erzbifchof Hermann feinen Vetter, Landgraf Wilhelm II., mit 
dem Dorf zu Haufen, „wie das etwa Graf Philipps zu Katenelnbogen und feine Vor- 
eltern vor, darnach fein, des Bifchofs Bruder, Landgraf Heinrich und desfelben Sohn, 
Landgraf Wilhelm der Jüngere, von dem Erzftift Cölln zu Lehen gehabt“ (Ziegenhainer 
Repertorium, Lehensverzeichnis, S. 228 ff., Rommel, Gefchichte von Heffen III, 69 und 149, 
Arnoldi, J., Miscellan. Marb. 1798, S. 200). Von den Landgrafen von Heffen trugen u.a. 
Konrad von Schwanheim und die Herren von Frankenftein den Zehnten und Gefälle zu 
Haufen zu Lehen (Archiv a. F. XII, 138). Seit 1567 gehörte der Ort zur Landgraffchaft 
Heffen-Darmftadt. In den Verhandlungen zwifchen Kurmainz und Heffen-Darmftadt im 
Jahre 1718 (Darmft. Staatsarchiv) wird im $47 erwähnt, daß fich zwifchen Groß- und Klein- 
Haufen, jedoch auf der Klein-Häufer Seite, ein Plag von ungefähr vier bis fünf Morgen 
befinde, genannt „die Salla“, auf welchem vermöge uralten Herkommens für beide Ge- 
meinden eine Kommunion beftehe, in der Art, daß das darauf gewachfene wilde Obft ge- 
teilt würde, „und im fall jemand aus beyden gemeinden etwas Strafbares begangen, der- 
felbe fich auf diefen Plat retiriret und ein quasi asylum genoffen hat“. Da aber wegen 
diefes Plages häufig Streitigkeiten entftanden, wurde damals (1718) der ganze Salla-Plat 
mit allen Gerechtigkeiten dem Erzbifchof von Mainz, d. h. den Klein-Häufern überlaffen 
und der Landgraf von Heffen-Darmftadt durch ein Stück Landes im Epfteinifchen ent- 
fehädigt. Das ius asyli wurde zugleich aufgehoben, die Erinnerung daran lebt aber heute 
noch im Volke fort. Auf jenem Plage ftand, wie der Name befagt, vor alten Zeiten wohl 
ein königlicher oder fürftlicher Sal- oder Gutshof (Dahl, Lorfch S. 231). In einem Ver- 
zeichnis der kurpfälzifchen Rechte und Gerechtigkeiten im Oberamt Starkenburg vom 
Jahre 1590 (Karlsr. Kopb. 882, 155ff.) findet fich auch ein altes Weistum von Lorfch.?) 
Darin heißt es: „Item von Biblißer Gemarkung an ziehet die bach uff meines gnedigften 
Hern grundt und boden, doch neben der grengen zeucht fie für bis heruffer an die 
Sallen etc.“ und weiter: „Dornach in den Sallen ftehen drey ftein etc.“ Es leuchtet 
ein, daß mit diefer Sallen der oben erwähnte Salla-Plag gemeint und die Erklärung „Sahl- 
weiden“ hinfällig ift. Auch in den Gemeinderechnungen von Groß-Haufen aus den Jahren 
1673 bis 1684 erfcheint die Sallen. So heißt es 1673: „7 alb. 4d. So Hanf Jörg Bechtloff 
für Unfer gemein Obs in Sallen bezahlt“ und 1684: „22 alb. 4 d. Von Henrich Dieter 
!) Graf Philipp verpfändete im Jahre 1457 an den Pfalzgrafen Friedrich I. u. a. auch 
„Bubesheim mit der Fifcherey Huffen by Lorfch vnd ein vierdteyle an dem Huffer- 
walde mit aller gerechtigkeit uff Widderloffunge“. Karlsr. Kopb. 878, 46. 
?) Im Auszug mitgeteilt von Chrift, Vom Rhein, 1907, S. 43ff.; vollftändig und forg- 
fältiger von Kiefer, Beitr. zur Gefchichte des Klofters Lorfch. II. Teil (1909), S. 8. 
    
    
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
   
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
   
	        
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