304 Anhang
9. Die vier Zenten, die zum Amt Lindenfels gehörten, waren zunäcft die Talzent,
beftehend aus den Orten Glattbach, Winkel, Schlierbach, Eulsbach, Ellenbach, Linenbach,
Erlenbach, Seidenbach, Laudenwefchnig und Bonsweiher. Sie hatte mit Lindenfels die
Richtftätte gemeinfam. Das Zentgericht wurde in Glattbach, fpäter in Ellenbach und zulegt
in Schlierbach abgehalten. Das Siegel des Zentgerichts zeigte drei Felder, im erften den
pfälzifchen Löwen, im zweiten die bayrifchen Wecke und darunter auf einem Hügel einen
Knaben, der eine Kugel auf dem Kopfe trägt. Die Neuzent wurde erft fpäter gebildet,
und zwar aus den Orten Mittershaufen, Mitlechtern, Scheuerberg, Schannenbach, Knoden
mit Breitenwiefen und Oberlaudenbach, die im Jahre 1561 gegen Lautern, Gadernheim,
Raidelbach und einen Teil von Reichenbach von den Grafen von Erbach eingetaufcht worden
waren. In einer Urkunde vom Jahre 1579 (Karlsr. Kopb. 851, 152) werden nur die drei
alten Zenten des Amtes Lindenfels erwähnt, die Neuzeit war damals alfo noch nicht ge-
bildet, dagegen erfcheint fie in einem Verzeichnis aus der Zeit von 1600—1606 (Karlsr.
Generallandesarchiv: Pfalz generalia, Heidelberg Amt Nr. 363). Das Zentgericht war in
Scheuerberg, das Zentfiegel führte einen Pelikan mit feinen Jungen an der Bruft. Von
den Orten diefer beiden Zenten gehören nur Glattbach, Winkel, Schlierbach, Seidenbach,
Schannenbach, Knoden und Breitenwiefen zum jetigen Kreis Bensheim, von den beiden
anderen Zenten überhaupt kein Ort. Trogßdem müffen auch diefe hier der Vollftändigkeit
halber Erwähnung finden. Die Hammelbacher Zent, urfprünglich Affolterbacher,
fpäter auch Aicher oder Wahlheimer Zent genannt, beftand aus den Orten Hammelbach,
Oberfcharbach, Unterfcharbach, Affolterbach, Grasellenbach und Wahlen. Das Zentgericht
fand unter einer Eiche zwifchen Lüßelbach und Unterfcharbach ftatt, weshalb auch die Zent
Aicher Zent hieß. Das Zentfiegel zeigte den pfälzifchen aufrechtfiehenden Löwen.!) Die
größte und bedeutendfte Zent des Amtes Lindenfels war die von Waldmichelbach mit
den Orten Waldmichelbach, Oberfchönmattenwag, Kreidach, Siedelsbrunn, Reißen, Vöckels-
bach, Hornbach und Ober-Mumbach. (So nach der Renovation vom Jahre 1613. Nach der
früheren Zenteinteilung — Generallandesarchiv zu Karlsruhe: Heidelberg Amt Nr. 363 vom
Jahre 1600—1606 — gehörten noch hinzu Schimbach, der Seehof bei Lindenfels, der Lichten-
klingerhof und zwei Höfe zu Obermängelmuß.) Das Zentgericht fand zu Waldmichelbach
ftatt, in deffen Gemarkung auch das Hochgericht mit dem Galgen ftand. Das Zentfiegel
zeigte einen Roft. Die Übeltäter in den drei alten Zenten wurden nach den Beftimmungen
vom Jahre 1613 zunächft dem Amtmann von Lindenfels und von diefem je nach Befund
dem zuftändigen Zentgericht überantwortet, das aus dem Schultheißen und mehreren Schöffen
beftand. Die Appellation von dem Zentgericht an das Hofgericht in Heidelberg mußte binnen
zehn Tagen erfolgen. In der Neuzent dagegen fand die Auslieferung des Übeltäters an
den Burggrafen von Starkenburg und von diefem nach Befund an das Zentgericht auf dem
Landberg bei Heppenheim ftatt bis zum Jahre 1714.
10. Zur Gewißheit wird diefe Annahme durch eine Urkunde vom Jahre 1484 (Karlsr.
Kopb. 816, 242). Sie hat die Überfchrift: Bettelbrief den von Lindenfels zu Ir Kirchen und
lautet: Wir Philips etc. kunden allermenglich mit diefem briefe, das die capel in Vnferm
ftettlin zu lindenfels vaft bawfellig ift, darumb diefelben vnfer armen lute dem almechtigen
got zu lobe ein Nuwe pfarkirche In willen fint zu bawen, die fie nit volbringen mogent on
funderlich hilff vnd ftewer etc. Der Tatfache, daß alfo Lindenfels entgegen der bisherigen
Annahme [chon frühe und lange vor der Reformation feine eigene Pfarrkirche hatte, wider-
fpricht dann durchaus nicht die oben erwähnte Note im Synodalverzeichnis von 1496, daß
im Jahre 1630, nach der gewaltfamen Einführung der katholifchen Lehre Lindenfels und
Schlierbach vorübergehend Filialen von Fürth waren. Auch nach der Einführung der.
Reformation und der reformierten Kirchenordnung blieb Lindenfels eine felbftändige Pfarrei
mit mehreren Filialen. Das alte Gotteshaus wurde 1823 abgebrochen und an feiner Stelle
die heutige reformierte Kirche gebaut und 1825 eingeweiht.
Nordheim. 1. 1274 verkaufen Johannes von Scharfeneck gen. von Metis?) und feine
Schwefter Agnes vom Stein ihre Einkünfte zu Wattenheim und Northeim an das St. Andreas-
ftift (Baur I, 65—67, 74). 1288 übergeben Petrus und Irmela von Metis dem Scholafticus
und dem Kapitel des Domftiftes zu Worms alle ihre Güter in Northeim, die dem Kapitel
fehon früher zehntpflichtig waren, und die fie felbft von diefem iure hereditario befaßen
(Baur I, 182). 1301 überträgt der Propft des St. Paulftiftes Eberhard dem Dekan und dem
Kapitel des St. Martinftiftes eine Gülte von zwei Maltern Weizen von Gütern in der Ge-
markung der villa Nurtheim (Baur I, 319). 1322 vermacht ein Pfründner zu St. Paul feiner
Kirche Zinfen von Gütern in Northeim (Boos, Urk. II, 216). In demfelben Jahre verkauft
Konrad von Randecken dem St. Paulftift Einkünfte dafelbft (Baur I, 380). Streitigkeiten
!) Vgl. Chrift, Das Weistum der Zent Affolterbach. Archiv f. heff. Gefch. u. Altertums-
kunde N. F. I, 199 ff.
2) Über die in der Gegend von Worms reich begüterte Familie von Scharfeneck-Mege
(de Metis) vgl. Großhaufen S. 300, 1.
Sr ig
zer ET
ieh une m panmaent
ET UEREREEN ELITE
men in