36 Auerbach
Die beiden Pavillons waren einftöckig. Das vierfach abgewalmte Dach enthielt
eine vierzimmerige Manfarde; der öftliche Bau war unten als „Sallon“, der weftliche
als Brunnenwärterwohnung angelegt. Das Äußere hatte fchon das Ausfehen der
heutigen Bauten: glatter Put, die Fenfter mit rechtkantigem Sandfteingewände und
Segmentfturz.
Ludwig X., der nachmalige erfte Großherzog, zeigte [chon als Erbprinz, feit 1783,
eine Vorliebe für die Auerbacher Gefundquelle. Nach feinem Regierungsantritt
ließ er die Anlagen zum heute vorhandenen
„Fürftenlager“, vielleicht zwifchen 1583 und
1785, ausbauen. In den achtziger Jahren
werden alfo die zahlreichen Zeichnungen von
J. Hill!) entftanden fein, die fich mit diefer
Aufgabe befchäftigen. Sie werden zum Teil
im Haus- und Staatsarchiv, zum Teil in der
Kabinettsbibliothek verwahrt. Als unmaßgeb-
licher Vorfchlag ift auch die Zeichnung von
dem Gärtner C. L. Geiger von 1783 zu be-
trachten, die die Kabinettsbibliothek verwahrt.
Geiger wollte die beiden vorhandenen Bauten
feitlich verlängern und gibt dadurch zu be-
bauende Grundflächen an, die zufällig denen
der heute vorhandenen Bauten ungefähr ent-
[prechen.
Hill hatte andere Abfichten. Abgefehen von
den verfthiedenen Varianten der Brunnen-
faffung, die er vorfchlägt, befchäftigt er fich
ee Fürftenlager. vor allem mit dem Ausbau der Pavillons nach
hinten und in der Höhe. Die Pavillons follten
unter fich durch eine gefchwungene oder geradlinige Galerie — hinter dem Brunnen
herum — verbunden werden. Durch diefe Veränderungen follten ein „Curfaal“,
„Sallons“ und herrfchaftliche Wohnräume gewonnen werden.
Aber mit diefen Umbauten wurde der erftrebte Zweck doch nicht ausreichend er-
füllt. So kam Hill fehließlich dazu, eine fehr umfaffende Ausgeftaltung des ganzen
Gebietes in baulicher und gärtnerifcher Beziehung zu planen, merkwürdigerweife
ohne jede Rückficht auf das fehr ftark bewegte Gelände. In der Flucht der Auerbach-
Schönberger Straße follte dem Gefundbrunnen eine Fontäne in großem, kreisförmigem
Becken entfprechen. Die durch beide Wafferanlagen beftimmte Achfe führte über
ein weites, ebenes, von Alleen begrenztes Parterre zu einer vierfachen unendlichen
Allee. Wie der Architekt fich diefe Anlage auf der Fläche des fteilen Rafenhanges
zum heutigen eifernen Tempelchen hinauf räumlich dachte, wird nicht angegeben.
Zwifchen den beiden Brunnen ergab fich eine von Alleen eingefaßte, fehr ftattliche
„Grande Cour“ von 200 >< 250 Fuß. Die Schmalfeiten diefes Hofes waren hinter
den Alleen mit großen, ftreng regelmäßig aufgeteilten Gebäuden befegt. Ein von
1) In der handfchriftlichen Lifte der heffifchen Offiziere, Staatsarchiv, wird ein Johann
Nicolaus Hill aus Darmftadt als Ingenieur erwähnt; diefer wurde 1765 am 19. Juli Sekonde-
lieutenant, 1785, am 16. März Capitaine, 1795, am 1. Januar Major und ftarb 1801.
Wenn diefer Mann mit dem Architekten J. Hill identifch ift, was wohl anzunehmen ift,
müffen die mit „Ingenieur-Lieutenant“ gezeichneten Blätter alfo vor 1785 entftanden fein.
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