Full text: Kreis Worms ([B, 1])

   
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| 1875. 
  
WIES-OPPENHEIM 139 
beiden Findern (Herrn Dr. Köhl und Kaplan Erz) vereinigte Sammlung, welche 
als Abteilung im Paulusmuseum zu Worms aufgestellt ist. Das archäologisch 
interessanteste Stück der Sammlung bildet ein Zrzbdecher d. h. ein zum Überzug 
über einen Holzbecher bestimmter Bronzestreifen mit bildlichen Darstellungen und 
Inschrift. Die erkennbaren Darstellungen sind diejenigen von Adam und Eva zu 
den Seiten des Baumes der Erkenntnis mit der Schlange und diejenigen von Christus 
und Petrus, die zwischen sich einen Baumstumpf mit dem,Hahn und die Worte 
haben: Salvator ter me negasti. Das Stück ist nicht nur wegen der Seltenheit solcher 
Darstellungen aus merovingischer Zeit, sondern insbesondere auch als Beweis früher 
einheimischer Kunstfertigkeit hervorzuheben. Die Art des Anheftens verzierter 
Blechstreifen und die gestanzte Blecharbeit sind ganz fränkisch und den Franken 
mit anderen Germanen gemeinsam, wie ein angelsächsischer Becher beweist*). Zu 
Wies-Oppenheim kam auch der merkwürdige Altar der Parzen zu Tage; früher 
im Chor der alten romanischen Kirche eingemauert, wurde er nach deren Abbruch 
im Fundament eines Hauses verwendet, wo er durch Dr. Köhl aufgefunden und 
in das Paulusmuseum nach Worms gebracht wurde. Die Inschrift darauf lautet: 
  
Deabus Parcis Caesonius Liberalis vet (eranus) ** 
Auch Funde aus älteren Perioden werden in Wiesoppenheim gemacht; Steingerät 
  
). (S. darüber auch bei Worms). 
daher bewahrt das Paulusmuseum. Römische Bestattungen, und zwar lauter Aschen- 
bestattungen, fanden sich mitten auf dem fränkischen Gräberfeld ***). 
*) S, Lindenschmit, Altertümer der heidn. Vorzeit, Rd. III, 10, ıı. 
**) Weckerling, die röm. Abt. des Paulusmuseums, S. 79. 
**%*) Ebenda S. 34. Abbildung einer Schmuckperle, die zu einer bemerkenswerten, im 5.9. Jahrh. vor- 
kommenden Gattung von Perlen gehört bei Lindenschmit a. a. O. IV, Taf. 22 
Nr: 
   
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