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58 KREIS WORMS
Die 57. Annakapelle und die sich daran anschliessende 7 Georgskapelle
selbst mögen im Gefolge des Baus der Nikolauskapelle und des Portals entstanden
sein; einige Details und namentlich die Verschiedenheit der Steinmetzzeichen weisen
ihnen jüngeren Ursprung zu.
Eine Urkunde von 1315*) erwähnt auch der Kapellen des S. Bartholomäus
und des 5. Thomas als der Domkirche anhängend, sowie der Kapelle des .S. Egıdius.
Letztere lag nach Zorns Chronik am Westende des nördlichen Seitenschiffs,
wo heute noch eine Mauerpartie von alten abgetragenen Anbauten zeugt, die
beiden vorgenannten vermögen wir nicht zu bestimmen; vielleicht sind sie mit den
jetzt der St. Anna und dem St. Georg geweihten identisch. Die Lage der in
einer Handschrift des Staatsarchivs 1435 und 1475 vorkommenden Elisabethkapelle
vermögen wir gleichfalls nicht zu bestimmen. Eine Kapelle deate Marie virginis
wird 1336 als im Kreuzgang gelegen erwähnt **),
Im Jahre 1429 ereignete sich wieder eine Katastrophe am Dom. Nach Zorns
Chronik ***) ist »anno 1429 der ZAurn, so an des Bischofshof stehet eingefallen in
die annunciationis Mariae virginis und hat ein Theil des Hofs zerschmettert. welchen
hernach anno 1472 Bischof Reinhard mit der Klerisei Kosten erbauet hat«. Dieser
Bischof Reinhard von Sickingen (1445— 1 152) war auch sonst sehr bauthätie
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am
Dom. Er erbaute 1482 die S7. Zgidienkapelle neu am Östende des nördlichen
Seitenschiffs. Dieselbe hatte wie gesagt nach Zorn am entgegengesetzten Ende
gestanden, war aber gleichfalls nach dessen Zeugnis im Jahr -ı ı29 von dem stürzen-
den Turm mit eingeschlagen worden. Über die Erbauung berichten Zorn (S. 184)
Schannat (I, S. 417), der von einer Erbauung »ab fundamentis spricht, und der
Chronist von Kirschgarten f), der das Jahr 1482 bestimmt als Baujahr bezeichnet.
Wir sehen das Sickingen’sche Wappen auf dem westlichen Schlussstein der Kapelle;
auf dem östlichen ist dasjenige des Nachfolgers Reinhards, des Bischofs Johann von
Dalberg (1482— 13503) angebracht, der also wohl weiter an der Kapelle gebaut hat.
Die Kapelle wurde auch der h. Maria geweiht, Falk las als Kaplan in Worms an
der hinteren Wand: In honorem beatae Mariae vire., s. Aegidii et aliorum patronorum.
Gleichfalls unter Reinhards Regierung hatte ein Blitzschlae im Jahr 1480 den
Dom und insbesondere die Spitze eines Turms beschädiet. (Zorn S. IQOoO.) Wir
werden nicht fehl gehen, wenn wir darin die Spitze des südwestlichen Turms
erkennen, denn vom Gesims an ist dessen Helm durchaus gotisch und demjenigen
des nordwestlichen Turms analog aufgeführt.
Im Jahre 1484 beginnt Bischof Johann von Dalberg die Erbauung des jetzt
zerstörten gotischen Kreusgangs. Der Grundstein ist noch erhalten und in deı
Taufkapelle eingemauert und trägt die Inschrift in Minuskeln: ano - dm - 1484 - in-
die - fcti - ypoliti - martiris - Unter dem Stein ist folgende weitere Inschrift ein-
gehauen: Grundstein - des - vormahligen - Kreuzgangs - der - Domkirche - zu - Worms -
Aufgefunden - nd - an - diese - Stelle - versetzt - im Jahr . 1832. Dieselbe Jahrzahl 1484
findet sich auf einer gotischen Konsole der Kreuzgangsreste, die einen Engel mit
9;.Baur, a. a. 0.:11,S. 76.
mh Baur, 2.36.05, 11.8, 142.
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) Bibl. des lit. Vereins in Stuttgart, XLIII, $. 184.
ft) Ludwig Rel. manusc. II, S 165.