Full text: Kreis Worms ([B, 1])

   
WORMS 171 
befindet. Unter dem Dach des Mittelschiffs im Süden wie im Norden und auch 
an den Westwänden des Querhauses sind in Zwischenräumen in den Mauern selbst 
Wasserabläufe angebracht, eine sorgliche Vorrichtung für die Zeit, zu der das Dach 
nach dem Wölben noch nicht eingedeckt war oder später sich in undichtem Zustand 
befinden sollte. 
Die Seitenschiffe zeigen im Äusseren da, wo nicht durchweg Kapellen vor- 
gebaut sind oder der Kreuzgang vorgebaut war, also auf der Nordseite, eine 
Gliederung durch Lisenen, welche durch einen Rundbogenfries verbunden werden, 
und um welche sich das Fenstergurtgesims teilweise verkröpft. Die Lisenen 
haben einen reich gegliederten Sockel, der oben die Formen der attischen Basis 
zeigt, während die Umfangsmauer des Schiffs keinen ausgebildeten Sockel besitzt. 
Zwischen den Lisenen sind die Fenster angeordnet; je die Stelle des vierten Fensters, 
von Östen an gerechnet, vertritt ein Portal. Das gotische Südportal mit dem 
merkwürdigen Bilderschmuck wird uns weiter unten zu beschäftigen haben. Das 
Nordportal (Fig. 79) ist romanisch mit in das Geläufe eingestellten Säulchen, je 
zwei auf jeder Seite, die reiche Kapitelle tragen, wirkungsvoll ornamentiert. An den 
zwei Säulenkapitellen am östlichen Geläufe sind Menschenköpfe, an den zwei anderen 
im Westen Adler angebracht. Das Säulenbasament ist attisch mit Eckknollen. Im 
Bogenfeld sind Spuren von figürlichen Darstellungen, die teils in den Stein geritzt, 
teils gemalt waren; nur noch das eingeritzte ist zu erkennen; drei Heiligenscheine, 
der mittlere grösser, ein Buch unter diesem, ein Schlüssel bei dem zur linken 
davon, eine Schwertklinge bei dem andern, Reste vom Gewand der zu dem mitt- 
leren gehörigen Figur, ein A und Q. Es haftet hie und da noch Farbe an den 
Einritzungen. Wir haben vor uns die Reste der Gestalten des Heilands, von Petrus 
und Paulus. Um die Figuren, der Bogenkrümmung folgend, standen, in Majuskeln 
aufgemalt, sechs Verse, von denen nur noch die folgenden erhalten sind: 
Digna bona laude semper Wormatia gaude 
Te mihi sacravit crux, te mihi mucro dicavit. 
Nach innen hat das Nordportal einen Rundbogen, der mit technisch sehr vollen- 
detem Blattwerk in Akanthusmotiven und bärtigen Masken ornamentiert ist; Bänder 
ziehen sich durch. Ohne Zweifel war das Tympanum dieses Bogens einst gemalt. 
Aussen über dem Portal stehen auf Konsolen zwei in sehr eigentümlicher Weise 
durch einen in der Mitte ihrer Höhe befindlichen Knick von der Wand oben abge- 
rückte Sänlen, deren Kapitelle sowohl wie die reich ornamentierten Kämpfer bis 
an die Waud reichen. Zwischen denselben ist die Wand etwas gegen qdıe äussere 
Mauerflucht vertieft; nach oben trennt sich dieses Wandfeld durch dunklere Färbung 
halbkreisförmig von dem benachbarten Mauerwerk: auch gehen von den erwähnten 
Kämpferaufsätzen nach rechts und links eigentümlich und sehr primitiv gebildete 
kräftig vortretende bandartige Ornamente ab. Alles dieses spricht dafür, lass die 
Säulen zur Einrahmung einer in die Wand eingelassenen Platte dienten und zum 
Schutz derselben eine Überdachung trugen *). Wie schon erwähnt, soll an dieser 
Stelle das Privileg Kaiser Friedrichs I. von 1184 angebracht gewesen sein **). Die 
*) Verwandte Anordnungen findet man an romanischen Kirchen Oberitaliens. 
**) Zorn’s Chronik a. a. O, S. 58, Falk, Heil. Mainz $. 309. 
Seitenschiffe 
Nordportal 
    
    
       
  
   
    
  
  
  
  
  
  
  
   
    
   
  
    
    
         
    
        
    
     
    
   
      
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