Full text: Kreis Worms ([B, 1])

   
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WORMS 241 
Figur ein Wappenschild mit drei horizontal geteilten Feldern; das oberste hat drei 
goldne Türme in Blau, das mittlere ist golden ohne Bild, das untere zeigt in Gold 
einen nicht deutbaren Gegenstand von roter Farbe und Linsenform. Der Holz- 
rahmen ist augenscheinlich noch der ursprüngliche und von geschmackvoller Form ; 
er möchte dem Ansehen nach wie das Bild in das 17. Jahrhundert zu setzen sein. 
Mit dieser Zeitstellung stimmt das beschriebene Wappen, wenn man die Darstellung 
für ein missverstandenes Wappen der Ulner von Dieburg hält. Johann Gerhard 
Ulner heiratete 1617 Anna aus der Familie der Kämmerer von Worms gen. 
von Dalberg. Er starb 1677 und hatte einen Sohn Franz Blenkard, welcher 
pfälzischer Kämmerer war. Das Wappen der Ulner hat ebenfalls drei goldene 
Türme in Blau, an Stelle der zwei unteren Felder mit der linsenförmigen Figur 
aber vielfach einen Unterbau der Türme mit rundbogigem Thor. 
Der gotische Kreuzgang schliesst sich im Norden an die Kirche an. Erhalten 
ist noch der Nordflügel; der Westflügel ist vollständig in ein Haus verwandelt: 
nur einige Spitzbögen sieht man noch in der Mauer dieses Hauses; auch an die 
Stelle des Ostflügels ist ein Haus getreten, in dessen Westwand noch die Konsolen 
stecken, welche einst den zweiten Stock des Kreuzganges trugen. Der Nordflügel 
stellt sich als eine zweistöckige Anlage dar, die heute als Magazin dient. Das 
Erdgeschoss öffnet sich in sechs spitzbogigen Arkaden nach Süden; die Bögen sind 
in Hausteinen aufgeführt. Das obere Stockwerk wird von dem unteren durch eine 
flache Decke getrennt, deren Balken auf Steinkonsolen ruhen. Der obere Stock 
zeigt zwei teilweise vermauerte grössere spitzbogige Fenster und zwei kleinere Fenster 
zu deren Seiten, von denen eines rundbogig, das andere durch einen spitzen Klee- 
blattbogen geschlossen ist. 
Sagen. Den Östgiebel bekrönt das von den Stürmen der Zeit arg mitgenommene 
Steinbild eines Adlers, das jedoch die Sage als Gans bezeichnet. An das Bild knüpft 
sich nemlich folgende Sage: Im Jahre 1349 wüteten der schwarze Tod, die Geissler- 
fahrten und die Judenverfolgungen. Edle Christen, ein Priester darunter, verbargen 
viele Juden, aber auf alle Häuser, in welchen ein Jude versteckt war, flog eine 
zauberhafte Gans. Der Priester gab seinem Schützling sein Amtsgewand, Niemanden 
war bekannt, wer er war, und so hielt derselbe an das Volk eine ergreifende Rede, 
Seht!«, rief er, »auch auf dieser heiligen Kirche, darin gewiss kein Jude ist, sitzt 
der Vogel des Mordes! Das Volk eilte hinaus; auf dem Giebel sah es die ver- 
zauberte Gans; das stillte seine Mordlust. Der fremde Prediger ward nicht mehr 
gesehen; auf dem Giebel aber blieb die Gans; sie war zu Stein geworden. (Fuchs.) 
Eine jüdische Sage will in der Martinskirche die alte Synagoge erkennen: 
vor mehr als 1100—1500 Jahren habe hier eine schöne und grosse Synagoge 
gestanden, während die Martinsgasse den eigentlichen Hauptteil der Judengasse 
gebildet habe. Später seien die Juden auf die heutige Judengasse beschränkt und 
die Synagoge in ein christliches Gotteshaus umgewandelt worden. Die ursprüngliche 
Bestimmung erkenne man noch daran, dass der Psalmstelle entsprechend die Stufen 
abwärts in die Kirche führten, wie es bei Synagogen üblich sei. (Fuchs.) 
as 
Litteratur. Quast, Die romanischen Dome des Mittelrheins S. 19. Wagner, Die geistl. 
Stifte in Rheinhessen S. 447. Falk, Heil. Mainz S. 184 ff. 
Kreuzgang 
Sagen 
   
   
  
   
  
  
   
   
  
  
  
   
  
    
       
   
   
  
  
   
  
  
  
  
  
   
     
  
  
  
  
    
   
  
  
   
       
  
  
   
  
   
  
   
   
  
   
  
    
   
  
  
  
   
  
  
  
    
  
   
  
     
    
     
   
  
   
     
   
   
          
	        
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