Pfarrhaus
Wohnturm
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von dem oberen; in jenen sind die Ecken sorglich mit Hausteinen aufgemauert,
in letzterem ist nur Bruchsteinmaterial verwendet. Das obere Stockwerk hat an
jeder Seite ein im Stichbogen geschlossenes grosses Fenster, doch sind diese Fenster
nicht von gleicher Grösse. Dasjenige im Westen wird jetzt von der Uhr verdeckt.
Das Dach erscheint als ein Zeltdach, welches in einem kleinen Aufsatz endigt, den
ein Glockendach abschliesst. In dem Eckbalken am Dachsims steht die Jahrzahl 1662,
und dieses mag die Zeit der Erbauung des Daches wie des oberen Stockwerks
gewesen sein. Unter der Jahrzahl die Buchstaben: WIWM. Die unteren Stockwerke
des Turms entbehren der Fenster. In der Südwand ‚des Erdgeschosses ist noch
ein weiterer Ueberrest der ersten romanischen Anlage vorhanden, ein ziemlich flach
über dem heutigen Boden herziehende Rundbogen, der von Kämpfern mit attischer,
zweifellos der romanischen Zeit angehörender Profilierung ausgeht. Der offene
Bogen führt in das Kircheninnere und zwar in den Westteil, der jetzt durch eine
neuerdings eingezogene Bretterwand von dem übrigen Teil des Schiffs getrennt ist.
Dass wir hier Reste einer romanischen Anlage vor uns haben, etwa einer Durch-
gangshalle unter dem Turm her von Nord nach Süd, dürfte keinem Zweifel unterliegen.
Das Pfarrhaus ist ein Bau aus dem Jahr 1711 und gehörte früher der
Familie der Freiherrn von Bouchenröder, deren Wappen neben der Jahrzahl auf
der Thüre ausgehauen ist.
Eppelsheim bewahrt in dem Wohnturm des Dalberger Hofs noch ein
sehenswertes Ueberbleibsel alter Befestigungskunst. Der Turm (Fig. 22), ein
gewaltiger quadratischer Bau von im Verhältnis zur Höhe grosser Grundfläche,
ganz aus Bruchsteinen (Kalksteinen der Umgegend) gemauert, stand dicht hinteı
der Ortsbefestigung von Doppelwall und Graben, die jetzt vor ihm zerstört ist. Imm
umgab eine quadratische Mauer. deren nach aussen gerichtete Seite noch erhalten
ist, während die anderen Seiten vom Grossvater des jetzigen Besitzers abgetragen
worden sind. Diese Mauer hat einen Wehrgang. Wie ein in derselben befindliche:
Holzbalken, der eine später zugemauerte viereckte, ziemlich weite Oeffnung deckt,
anzeigt, konnte der Raum zwischen Mauer und Turm vom Ortsgraben aus mit
Wasser gefüllt werden. Der Eingang war im ersten Stock und wurde ursprünglich
gewiss durch Leitern oder bewegliche Treppen erstiegen, jetzt führt eine gemauerte
Treppe zu ihm. Ausser dem Erdgeschoss sind es fünf Stockwerke. Ein Gewölbe
ist nicht vorhanden. In dem ı. bis 4. Stockwerk befindet sich auf jeder Seite ein,
in den verschiedenen Stockwerken verschieden gestaltetes Fenster, dessen Gewände
in Uebereinstimmung mit dem andern Details der Anlage das 16. Jahrhundert als
Bauzeit erkennen lassen. Das obere Stockwerk hat dicht unter dem Dach zwei
kleine viereckige schartenähnliche Fenster auf drei Seiten, auf der vierten nur eines,
doch unterbricht eine schräge Schiessscharte hier die Mauer nahe am Eck.
Das einfache niedere Zeltdach entstammt späterer Zeit. Von Interesse ist
die Anlage einer Scharte dicht neben einem Fenster, welche schräg die Mauer
durchzieht, um den Eingang von der Seite beherrschen zu können (Fig. 22).
Fenster und Scharte sind unter demselben Blendbogen und benutzen die gleiche
Bank, auf der zwischen ihnen ein dreieckiges Mauerstück aufgesetzt ist. Heizungs-
vorrichtungen sind im Turm nicht vorzufinden, doch muss seine Benutzung als