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Neumanns Arbeiten am Weftbau 85
geführt, einzelne Haufteine figen dazwifchen. Das ift ficher eine Wandverftärkung
Neumannfcher Zeit.
Ganz entfprechend fteht es mit den kleineren Türmen. Das erfte freiftehende Ge-
[choß zeigt nicht nur in den Gliederungen, fondern auch noch in den Flächen über-
wiegend Kalkftein- (und einzelne Sandftein-) Quadern, daneben Tuff. Im zweiten Ge-
[choß find die Gliederungen — Eckvorlagen, Rundbogenfriefe, Fenfterarchitektur — noch
aus Hauftein, ganz vereinzelte Lücken abgerechnet. Die Flächen find dagegen fchon
vollftändig aus Tuffftein. Im dritten Gefchoß find zwar am Nordturm wenigftens die
Eckverftärkungen noch faft ganz gequadert, am Südturm auch dies kaum noch, darüber
hinaus aber findet fich Hauftein nur noch in den Säulchen der Fenfter (wohl allermeift
erneuert!), in Kapitellen, Kämpfern und einzelnen Konfolen der Rundbogenfriefe,
allenfalls auch fonft noch hie und’ da einmal: im ganzen aber herrfiht der Tuff.
Um das Jahr 1774 wurde der ganze Dom (abgefehen von den unteren Teilen des
Oftbaus) „hartrot“ angeftrichen (Wetter S. 91). Ausgedehnte Refte diefes Anftrichs
find überall noch an gefchügteren Stellen wahrzunehmen.
Neumanns Arbeiten am Weftbaue follen als einheitliche Bauleiftung hier
im Zufammenhange befchrieben werden. Sie fegen nach dem Dombrande von 1767
im Jahre 1769 ein und finden 1774 ihr Ende (f. oben S. 24).1) Neumanns Tätigkeit
ift bei Schneider Sp. 43 ff. und Sp. 107 f. ausführlich und feffelnd dargeftellt. Be-
fonders die an den Ausbau des Weftturms fich anknüpfenden Streitfragen gaben fchon
vor deffen Ausführung Anlaß zu lebhaften und eingehenden Erörterungen technifcher
und auch künftlerifcher Fragen der Bauausführung. Auch diefe find bei Schneider a. O.
dargelegt; es fei deshalb hier auf die einfchlägigen Stellen verwiefen.
Wir beginnen mit der Befchreibung der neuen Bekrönung der weftlichen Seiten-
türme und fchließen hieran die des neuen Aufbaues auf dem weftlichen Vierungsturm.
Hieran reiht fich dann die Befchreibung der neuen Überdachung des weftlichen Quer-
haufes und die der Apfide mit ihren Konchen.
Die Bekrönung der weftlichen Seitentürme bildeten, wie S.79 fchon dar- Bekrönung
geftellt ift, ehemals [pite gotifche Holzhelme, die wie der des Hauptturms dem Brande der weftlichen
von 1767 zum Opfer fielen. An ihre Stelle traten dann die Abfchlüffe Neumanns. Sie SOtenfurne
zeigen, wie dies auch bei den romanifchen Stockwerken der Fall ift, bei beiden Türmen
die gleichen Formen. Wie beim weftlichen Vierungsturme — worüber weiter unten
ausführlicher zu handeln ift — ging auch hier Neumann von dem Grundgedanken
aus, durch eine Reihe ftufenartig fich aufbauender achteckiger Auffäge dem Ganzen
einen wirkungsvollen Abfchluß zu geben (f. Tafel 24, b). Während aber Neumann
bei der neuen Bekrönung des weftlichen Hauptturmes in feinem Sinne „gotifch“
weiterbauen will (vgl. Schneider Sp. 50), bleibt er bei den Seitentürmen mit den
Schmuckformen im Geifte feiner Zeit; nur mit den Kleeblattbogen der in die Seiten-
flächen des oberften Gefchoffes eingelaffenen Felder lehnt er fich an die romanifchen
Formen des mittleren Turmgefchoffes an. Auf die Ecken der Gefimfe oder in die
Mitte der Seiten fest er Vafen mit Flammenbüfcheln oder auch unmittelbar aus dem
!) Infofern man die Glockenweihe als den Abfchluß der ganzen Bautätigkeit betrachtet,
gilt das Jahr 1774 als Vollendungsjahr. Nach der in den Wetterhahn eingelegt gewefenen,
dort allerdings jett nur noch in einer Abfchrift aus dem Jahre 1845 erhaltenen Urkunde und
nach der Infchrift auf dem Ständer des Wetterhahns (f. unten S. 94) muß man diefen fchon
im Jahre 1773 aufgefest haben. Demnach könnten die Arbeiten am Weftbau, wenn man
annimmt, daß fie mit der Vollendung des Weftturms ihr Ende erreichten, fchon im Jahre 1773
abgefchloffen gewefen fein; hierzu würde auch die Bauzahl 1773 in der Galerie des oberen
romanifchen Gefchoffes des Weftturms (f. unten S. 88) fimmen.
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