Full text: Der Dom zu Mainz (B, [2], Band 2, Teil 1)

Martinus- 
ftandbild 
96 Baubefchreibung: Das Innere des Domes 
hagens verzeichnet fie. Hier läuft nämlich in der Höhe des unteren Anfates der Neu- 
mannfchen Überwölbung von den Ecken der Konche nach der Wand des Chorquadrats 
eine über eine Schale gewölbte kreuzweife Verfpannung, in deren obere gerade Fläche 
ein eiferner Anker eingelaffen ift. Der ganzen Art der Ausführung nach [cheint diefe 
Anlage aus der Zeit Neumanns zu ftammen; ihr Zweck ift jet nicht mehr erfichtlich. 
In den beiden anderen Konchen war fie von Anfang an nicht geplant. Im Äußern 
fchließen fich, wie fehon bemerkt, die Konchen mit feitlich abgewalmten Pultdächern 
an das Chorquadrat. 
In der Mitte des Chorquadrats erhebt fich auf dem Kreuzungspunkte der Firfte 
auf kanneliertem Sockel das Standbild des heiligen Martinus zu Pferde, 
hinter ihm auf befonderem Sockel von gleicher Form der Bettler (f. Tafel 24,a). Den 
Formen nach ftammt die ganze Gruppe aus der Zeit Neumanns. 
Der Süd- und Nordgiebel (f. Tafel 26) des Chorquadrats bekrönt je ein Säulen- 
bündel, mit einer Kreuzblume, auf der eine phantaftifche löwenähnliche Tiergeftalt 
ruht. Das Säulenbündel der Südfeite fheint alt zu fein, alles übrige, wenn nicht von 
Neumann erneuert, fo doch ftark von ihm überarbeitet. Der Weftgiebel trägt zwei 
aufeinandergefegte Kreuzblumen, von denen die untere (Kalkftein?) noch alter Be- 
ftand zu fein fCheint. 
In welcher Art dieSchiefereindeckung auf Querhaus und Chor angebracht ift, 
läßt fich augenblicklich nicht im einzelnen genauer befthreiben, da diefe Teile unzu- 
gänglich find. Bei gelegentlichen Ausbefferungen konnte feftgeftellt werden, daß fich 
auf die Neumannfchen Überwölbungen eine Rollfchicht von Backfteinen legt, in deren 
Mörtelfugen die Schieferplatten vernagelt find. 
DAS INNERE DES DOMES 
Ich beginne auch hier im Often und behandle nacheinander den Oftbau, das Lang- 
haus, den Weftbau, die gotifchen Kapellen und die Einbauten. So vermag die Be- 
fehreibung zugleich, wenigftens im großen ganzen die Folge der Entftehung der ein- 
zelnen Teile einzuhalten. 
Der Oftbau als Ganzes genommen, fo wie wir ihn oben (S. 40) kennen gelernt haben, 
zeigt folgende Dispofition (vgl. den Grundriß Tafel 5, den Querfchnitt Abb. 9 auf 
S.29 und Abb. 49 S. 99, die Längenfchnitte Tafel 28 und Abb. 46): die drei Schiffe 
find parallel durchgezogen, aber durch hohe, wenn auch mehrfach durchbrochene 
Mauern vollkommen voneinander getrennt. So entfteht im mittleren Raum ein Recht- 
eck, deffen öftlicher Hauptteil hoch emporgeführt, mit einer Kuppel überwölbt, den 
eigentlichen Chor bildet, an den fich fofort die mächtige Apfis anfchließt, während die 
weftlichen Mauerftirnen, den Pfeilern der Langhausarkade gleich (oder doch ähnlich) 
behandelt, bereits dem erften Joch des Langhaufes zuzurechnen find. Ebenfo ift in 
den beiden Seitenflügeln je der entfprechende vordere (weftliche) Abfchnitt den eigent- 
lichen Seitenfchiffen zugeteilt, während die dem Chorquadrat parallel laufenden öft- 
lichen Teile, in je zwei Joche gegliedert, Eingangshallen darftellen. 
Diefe Eingangshallen find aber nicht in der vollen Höhe der Seitenfchiffe durchge- 
wölbt. Vielmehr liegt über dem öftlichen Joch beiderfeits eine Sakriftei, die vom hohen 
Chor aus zugänglich ift. Das weftliche Joch ift dagegen fo hoch wie die Seitenfchiffe. 
Und da die Gewölbehöhe der Sakrifteien mit diefer Seitenfchiffhöhe annähernd zu- 
fammenfällt, fo konnte weiter über die beiden Joche der Chorfeitenflügel beiderfeits 
eine zweijochige Halle gelegt werden, die von den Treppentürmen aus betreten wird 
und fich nach dem Chor in zwei großen Rundbogen öffnet. So ift alfo der Raum in 
      
  
  
  
  
  
  
  
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
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