Full text: Der Dom zu Mainz (B, [2], Band 2, Teil 1)

Sakrifteien 
Krypta 
   
  
    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
    
  
  
  
  
  
   
   
   
  
  
  
102 Baubefchreibung: Das Innere des Domes, Oftchorfakrifteien, Krypta 
Die Sakrifteien zu Seiten des Oftchors find denkbar einfach ausgeftattet. Die Wände 
zeigen rauhes Bruchfteinmauerwerk; in den Ecken nehmen dreifach abgeftufte Pfeiler 
das Gewölbe auf. In der füdlichen Sakriftei findet fich einmal an der Oftfeite eine 
Sockelbank, fonft nirgends. Auch die Pfeiler find höchft fchlicht behandelt. Fuß wie 
Kämpfer feten fich aus Platte und Schmiege zufammen. Einmal — in der Nordoftecke 
der nördlichen Sakriftei — kommt ein Karnies-Kämpferprofil vor. Der Kämpfer befteht 
ftets aus einer einzigen Platte. Die Gewölbe, Gratgewölbe mit faft wagrechtem Scheitel, 
find aus rauhen Bruchfteinen über einer Verfchalung aufgemauert. In der Südfakriftei 
findet fich nur ein Schildbogen an der Südwand, der aber überhaupt nicht im Verband 
mit der Mauer fteht.!) In der nördlichen Sakriftei ift der Schildbogen der Nordwand 
ebenfo behandelt, die drei anderen greifen jedoch in die Wahd ein. Die Schildlinie ift 
überall elliptifch überhöht: man wollte im Gewölbe richtige Grate bekommen. Die 
Kalkfteine der Wandflächen haben ein ziemlich flaches Format und find nicht fehr groß. 
Die Fugen find nachgezogen. An den Wangen der Treppen vom Chor herauf, die in 
die Mauer eingefchnitten find, treten Quadern aus Sandftein auf, von großem Format, 
mitunter mehr quadratifch als niedrig-rechteckig, und in einer Bearbeitung, die an die 
Bearbeitung der Quadern des Langhaufes erinnert: der Saum ift dicht fthräg geriefelt, 
der Spiegel ebenfalls dicht und leicht bogenförmig fCharriert, dabei kräftig betont. 
Neben den roten Sandfteinen kommen einzelne weißgelbliche vor; hier und da auch 
einmal ein Kalkftein. Ganz vereinzelt finden fich endlich jene altertümlichen großen 
Platten mit dem Wolfloch in der Mitte. Ihre Behandlung ift die gleiche wie an den alten 
Teilen der Scheidewand zwifchen Chor und Eingangshallen. Zum Aufbau der Eck- 
pfeiler und Schildbogen find vorwiegend rote Sandfteine verwendet. Doch kommen 
auch Kalkfteine darin vor, ohne etwa erkennbaren regelmäßigen Wechfel. Die Kämpfer- 
platten find aus rotem Sandftein. Alles in allem: eine fehr unbekümmerte Mannig- 
faltigkeit im Bauftoff; und dementfprechend ftuft fich die Bearbeitung vom regel- 
mäßigften Quader mit vollendeter Schaufläche bis zum rauheften Bruchftein ab. In der 
nördlichen Sakriftei find Refte einer älteren Bemalung, Rot an den Pfeilerfchäften, ein 
roter Streifen unten an der Stelle eines Sockels, erhalten. 
Eine Krypta war zweifellos in diefem Oftchor vorgefehen und mindeftens einmal 
begonnen worden. Die Zugänge find beiderfeits in dem vorderften weftlichen Teil der 
Scheidewände zwifchen Chor und Seitenfchiffen erhalten, je ein Portal mit flach pro- 
filierten Pfoften, mit geradem Sturz und feicht vertieftem Bogenfeld. Im heutigen 
Zuftand find die Gewände der Südtür einfchließlich der beiden dekorierten Kämpfer 
rechts und links alt. An dem Kämpfer links ift das vordere Stück (der halbe Kopf des 
Hafen und die angrenzenden Teile der Blattranke) neu. Diefe Dekoration (vgl. 
Tafel 29c mit den Tafeln 7 und 9) geht durchaus mit dem zufammen, was wir in 
der Galerie der Oftapfis und am Südoftportal gefunden haben: das dreifträhnige Band, 
die dreiteiligen gekerbten Blätter — wie Halbpalmetten —, die Spangen an den Teilungs- 
ftellen der Ranken, in der Zeichnung das Gefieder der Vögel, die Stilifierung der 
Federn mit der erhabenen Mittelrippe und die merkwürdig regelmäßig gelochten Bänder 
quer über den Flügelanfag: das alles kehrt dort wieder. Neu ift hier nur das Einrollen 
einzelner Blätter zu Knollen. 
') Offenbar waren vom Willigis-Bardo-Dom nicht nur die Türme, fondern auch Teile 
der angrenzenden Nord- und Südmauer ftehengeblieben. Um nun ein Gewölbe an diefe 
Mauern anfchließen zu können, brauchte man die Schildbogen hier und an entfprechender 
Stelle in der Nordfakriftei. Das Verfahren ift genau dasfelbe wie an der Südwand in der 
Gothardkapelle (f. diefe). 
   
  
Abb. 
Grur 
im OÖ 
  
	        
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