114 Baubefchreibung: Das Innere des Domes, das Langhaus
Trommeln beftehen und einfach vorgefett find, zum Teil nur feicht in den Pfeilerkern
eingreifen. Man hat daraus gefolgert, fie feien den Pfeilern erft nachträglich angeglie-
dert und deshalb nur mangelhaft eingebunden.
Schneider!) hat diefen Schluß vollftändig zutreffend entkräftet. Er weift darauf hin,
daß diefe lofe Verbindung zwifchen Pfeiler und Vorlage auch fonft an Bauwerken des
früheren Mittelalters nachweisbar ift, ja daß fie geradezu der gewöhnlichen Praxis ent-
[pricht. Bezeichnend ift dabei, daß die der Halbfäule anliegenden Quadern ftets aufwärts-
ziehende Fugen zeigen, mag nun die Halbfäule einbinden oder nicht. Erft an jüngeren
Bauteilen findet fich die Übung, die Werkftücke des Pfeilers hinter den nur vorgefetten
Teilen der Halbfäule in regelrechtem Wechfel durchbinden zu laffen (fo am Weftchor).
Die Art der Verbindung der Halbfäulen mit den Pfeilern fpricht alfo nicht gegen
die Einheitlichkeit der ganzen Anlage, fie bekräftigt fie vielmehr. Und fie beftätigt
damit, was die vollftändige Gleichheit des Bauftoffes und der Bearbeitung ebenfalls
lehren. Damit ift aber erwiefen, daß diefer Bau von Anfang an gewölbt war, denn die
Halbfäulen find beftimmend für die ganze Gliederung der Hochwände. Und diefe
Gliederung nimmt auf die beabfichtigte Einwölbung ganz unbeftreitbar Rückficht. Dem
Wechfel der Haupt- und Zwifchenftügen entfpricht der Rhythmus der Fenfter oben.
Endlich haben die Beobachtungen, die gelegentlich der legten Sicherungsarbeiten an
den Fundamenten des Domes gemacht werden konnten,?) einen weiteren Beweis für
die Urfprünglichkeit der Halbfäulen ergeben. Die alten Fundamente des Willigis-Bardo-
Domes wurden beim Bau des heutigen Mittelfchiffs verftärkt:: diefe Verftärkungen find
nicht nur auf die heutige Stellung der Pfeiler, fondern auch auf den Wechfel von Haupt-
pfeilern — mit Vorlagen — und Nebenpfeilern — ohne Vorlagen — berechnet. Die
Vorlagen gehören alfo derfelben Bauzeit an wie die Pfeiler.
Gehen wir in der Befchreibung weiter. Die Anfichtsfläche der Bogen, die von Pfeiler
zu Pfeiler gefpannt find, und jedesmal des Wandteils darüber, liegt nicht in einer
Ebene mit der Anfichtsfläche der Pfeiler, fondern tritt in der Form einer oben rund-
bogig begrenzten Flachnifthe zurück. Die abfchließenden Bogen oben fußen auf Kämp-
fern, die in fChlichtefter Form — Platte und Schmiege — von den Pfeilern aus in die
Flachnifchen vortreten (vorn find fie nicht herumgeführt). Und etwas oberhalb der
Arkadenbogen zieht fich innerhalb der Blenden — aber wieder nur da — ein Gefims,
auch dies nur aus Platte und Schmiege zufammengefett, längs hin. So wiederholen
die Wandblenden zwifchen den Hauptpfeilern die Reihe der Arkadenöffnungen und
leiten zum Rhythmus der Fenfteranordnung über.
Man kann fagen, daß diefe Gliederung eine gewiffe Härte aufweift. Die Fenfter
werden in das Syftem des Unterbaus nicht feft mit einbezogen, ihre Stellung behält
etwas Willkürliches. Aber man mache fich die eigentümliche Schwierigkeit klar: der
Einwölbung zuliebe mußten die Fenfter paarweife möglichft zufammengerückt werden.
Und nun war es fchwer, zwifchen den gleichen Abftänden der Pfeiler und der paarigen
Anordnung der Fenfter mittels Pfeiler- und Wandvorlagen einen Ausgleich zu finden.
Zudem fprachen vielleicht auch ftatifche Erwägungen gegen eine Ausdehnung der Blen-
den nach oben.?) Die Löfung, die gewählt wurde, zeigt, daß das ganze Problem neu
war. Es ift eine Löfung unter anderen, die an ähnlichen Unvollkommenheiten leiden.
Jedenfalls aber wird durch diefe Gliederung bewiefen, daß von Anfang an die Ab-
ficht beftand, den ganzen Bau einzuwölben; denn ift das Ganze einheitlich, fo hat der
!) a.a. O. Sp. 68 ff.
?) Wilh. Grein, Zur Baugefchichte des Domes zu Mainz. Mainz 1912. S. 45 ff,
8) Grein a.a.O©. S. 44.
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