Entftehungs-
zeit des
Langhaufes
124 Baubefchreibung: Das Innere des Domes, Entftehungszeit des Langhaufes
Vorlagen der einftigen Südwand andererfeits nicht zu überfehen. Die Mittelfchiffpfeiler
find unter fich ebenfo einheitlich älteren Gepräges, wie die Refte der einftigen Um-
faffungswand des füdlichen Seitenfchiffs einheitlich erneuert find.
Schließlich läßt fich auch der Grund diefer Erneuerung beider Seitenfchiffe einfehen.
Die Gewölbe find hier ebenfowenig mehr die alten wie im Mittelfchiff. Die Gurtbogen
beftehen allermeift aus roten Sandfteinquadern, die Gewölbeanfänger aus Kalkftein,
die Gewölbefelder fehr vielfach aus Tuffftein, bisweilen aus Kalkbruchftein. Da die
Gewölbe der Sakrifteien neben dem Oftchor, die der oberen Chorhallen und wohl
auch die der Eingangshallen durchweg aus Kalkfteinen gemauert find, fo liegt der
Schluß nahe, auch hier werden die Gewölbe urfprünglich ganz aus Kalkftein beftanden
haben. Erft beim Umbau wurden fie teilweife in Sandftein (Gurten) und Tuffftein
(Gewölbefelder) erneuert.
Alfo, auch in den SeitenfChiffen haben die urfprünglichen Gewölbe nicht lange ftand-
gehalten: derfelbe Brand, der die Erneuerung der Mittelfchiffgewölbe nötigmachte,
ift es höchft wahrfcheinlich gewefen, der auch die Seitenfchiffgewölbe fo ftark [chädigte,
daß fie erneuert werden mußten. Bleibt nur noch zu erörtern, wann dies gefchah. Die
Formen der Bafen und Kapitelle laffen einen ziemlich ficheren Schluß zu. Von den
Bafen war [chon die Rede: fie kommen vor dem letten Viertel des 12. Jahrhunderts
fo bei uns nicht vor. Die Kapitelle zeigen das auffteigende diamantierte Rankenwerk
vollkommen ausgebildet. Das Einrollen der paarweife zufammenlaufenden Stengel-
enden (die „Knofpen“-Bildung) ift im Werden. Daneben ftehen die der Natur abge-
wonnenen neuen Blattbildungen der franzöfifchen Frühgotik, das flächige, faftige Blatt-
werk der zweiten Hälfte des Jahrhunderts: auch diefe Formen dürften vor ungefähr
1180 in DeutfChland nicht nachweisbar fein. Man achte auch auf die Grundform. Aller-
meift ift es ein aus dem Rund ins Viereck übergeführter Kelch. Nur vereinzelt
(Kapitell 24 der Südwand) ift der Kelch wirklich bis oben deutlich rund gearbeitet.
Da diefe Neuerung offenbar erft im Werden ift, muß man unfere Kapitelle wohl in die
Zeit um oder beffer gegen 1200 feten. Mit anderen Worten, der Umbau der Seiten-
[chiffe gehört der Zeit des Erzbifchofs Konrad (1183— 1200), genauer wohl dem Jahr-
zehnt 1190-1200 an.
Von Einzelheiten ift nur noch anzumerken, daß zwifchen den Wandvorlagen 54 und
60 der zugefette Bogen des romanifchen Portals, das zur Memorie führte, in der hier
erhaltenen Wandfläche noch fichtbar ift. Von dem heutigen — gotifchen — Portal zur
Memorie wird weiter unten die Rede fein.
Nunmehr gilt es, über die Entftehungszeit des urfprünglichen Langhaufes, deffen
Mittelfchiff, wie wir gefehen haben, noch vollftändig erhalten ift, ins Reine zu kommen.
Im allgemeinen ift man fich feit Schneiders Darlegungen darüber klar, daß es der
Bauperiode nach dem Brand von 1081, die mit der Errichtung der Gothardkapelle
f&hließt (1137), angehören müffe. Und die Meinungen gehen nur noch darin ausein-
ander, ob der Bau fofort nach jenem Unglück oder erft im 12. Jahrhundert begonnen
wurde. Zulegt hat Wilh. Grein über die Frage gehandelt.!) Er kommt zu dem Schluffe,
das Langhaus fei älter als der Oftbau; es fei fofort nach dem Brand von 1081 bis unge-
fähr 1097 aufgeführt. Die Gründe dafür find diefe: erftlich die ungleiche Einteilung
der Mittelfchiffarkade — das öftlichfte Joch ift rund 1!/, m längerals alle übrigen. Grein
meint, eine folche Unregelmäßigkeit könne nicht urfprünglich beabfichtigt fein. In der
Tat erhält man einen regelmäßigen Plan, wenn man die öftlichen Triumphbogenpfeiler
um jene 1!/, m weiter weftlich rückt; dann kommen auf den Oftchor ein volles
!) Wilh. Grein, Zur Baugefchichte des Domes zu Mainz. Mainz 1912.
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