126 Baubefchreibung: Das Innere des Domes, Entftehungszeit des Langhaufes
Auch die Formen bieten keine Schwierigkeit. Das Fehlen der Eckzier an den Bafen
des Langhaufes ift nicht durchfchlagend : weder die Säule der Oftturmgalerie (die doch
ficherlich jünger ift als der übrige Oftbau), noch die Säulen im Obergefchoß der Got-
hardkapelle (ficher kurz vor 1137!) haben Eckverzierungen. Und die Kämpfer?
Der nach Grein jüngfte Kämpfer im ganzen Langhaus, der an den Pfeilerftirnen des
Oftbaus, hat die allerprimitivfte Form. Man könnte das Verhältnis eben auch umdrehen
und fagen: zunächft variierten die Steinmeten die Kämpferprofile, die fie im Oftbau
vorfanden. Allmählich haben fie fie vereinfacht und verderbert.!)
Aber das alles mag fich fo oder anders verhalten: vor allem müffen wir uns doch
mit Greins Erklärung der Ungleichheit der Joche im Langhaus auseinanderfegen.
Keine Frage, feine Berechnung ift fehr beftechend. Aber auch ihr gegenüber ftellen
fich allmählich allerlei Zweifel ein. Soll man fich wirklich denken, daß man eine fo
folgenfchwere Änderung des Grundplanes vorgenommen hat, nur um bequeme Zu-
gänge zur Krypta zu ermöglichen ? Die ließen fich doch fehr leicht auch auf eine andere
Weife herftellen. Und dann: hatte nicht [chon der Willigis-Bardo-Dom eine Krypta?
Wenn das aber der Fall war, dann ift Greins Thefe, man habe die Anlage einer Krypta
erft nachträglich in das Bauprogramm aufgenommen, nicht haltbar. Und endlich: es
läßt fich fehr wohl eine andere Erklärung für jene Unregelmäßigkeit finden. Ich denke
mir den Hergang folgendermaßen. Man begann die Erneuerung des 1081 fChwer be-
[chädigten Domes in den 90er Jahren mit dem Oftbau. Der Plan fChloß fich in der Ein-
teilung des Langhaufes im wefentlichen der Einteilung des Willigis-Bardo-Domes an,
das heißt, er fah für den Oftchor und das Langhaus zufammen fünf annähernd quadra-
tifche Joche vor. Danach kamen die Triumphbogenpfeiler des Oftchors an die Stelle
der Triumphbogenpfeiler des Willigis-Bardo-Baues zu ftehen, an die Stelle, wo fie heute
ftehen. Zugleich gab man ihnen wandartige Vorlagen nach Weften, um die Treppe zum
Chor feitlich zu faffen und um Eingänge zur Krypta zu ermöglichen. Die Treppe kann
dabei auch etwas anders geplant gewefen fein als fie heute ift. Die weitere Aufteilung
des Langhaufes kann man fich fehr wohl fo denken, daß fie über einem Grundriß von
vier großen Quadraten einen Aufbau ermöglichte, der die Abweichung des erften öft-
lichen Joches faft vollftändig verfChwinden ließ. Tatfächlich find folche Abweichungen
vom Gleichklang des Syftems in mittelalterlichen Kirchen, die durch ihre Vorgänger
an derfelben Stelle mit beftimmt find, bekanntlich nichts Seltenes.
Mit dem Tod Kaifer Heinrich IV trat ein Stillftand in der Bautätigkeit ein. Erft
als Erzbifchof Adalbert nach Mainz zurückkehrte und hier, mit der Stadt ausgeföhnt,
wieder dauernd refidierte (feit 1118; 1119 Reichsfriede), Konnte man an eine Fort-
fegung des Werkes denken. Adalbert gab den Plan der Zeit Heinrichs IV auf. Offenbar
fehienen ihm die beabfichtigten großen Joche zu kühn. Um der Sicherheit der Wölbung
willen verringerte er die Pfeilerabftände: die Zahl der Joche wurde um eines vermehrt.
Und fo kam man, gebunden an die Anfänge des Oftbaus auf der einen, an das alte
Querhaus des Willigis-Bardo-Domes auf der anderen Seite, zu der heutigen Einteilung.
Vom Ausbau der Krypta fah man dabei ab — daher ift das Sockel- und Bafisprofil der
erften freiftehenden Pfeiler auch an den Innenfeiten herumgeführt — : die Krypta ift
nie vollendet worden.
Ob der Bau des Langhaufes von Weften nach Often oder von Often nach Weften
durchgeführt wurde, mag eine offene Frage bleiben. Zwingend finde ich Greins Gründe
fchon deshalb nicht, weil auch der zweite freiftehende Hauptpfeiler der Nordarkade
1) Genau den gleichen Vorgang finden wir tatfächlich in der Klofterkirche zu Ilbenftadt
(Zeitfchrift f. Gefch. d. Arch. VII. 1914)
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