Querhaus
128 Baubefchreibung: Das Innere des Domes, Querhaus und Weftchor
Erzbifchof Konrad die Kirche gründlich erneuerte, hat man es befeitigt: es war durch
die Brände des 12. Jahrhunderts, vielleicht auch durch das Erdbeben von 1146 und
andere Unglücksfälle (f. oben S. 19 zum Jahre 1200) [Chwer mitgenommen.
Jedenfalls: Die Zeit des Erzbifchofs Konrad fah den Beginn der großartigen An-
lage, der wir uns nunmehr zuzuwenden haben, Querhaus und Weftchor. Schon
der Wechfel des Bauftoffes zeigt, daß hier etwas Neues dem Alten angegliedert wurde.
Unmittelbar an die legten Langhauspfeiler aus Kalkftein legen fich die reich gegliederten
Vierungspfeiler aus rotem Sandftein an. Und zwar ift es der hellere, von gelblichen
Adern durchzogene Mainfandftein, der hier wie gleichzeitig in den Seitenfchiffen feinen
Einzug hält. Auch die Art der Bearbeitung ift neu. Die Quadeın haben mehr läng-
liche Form, find nicht mehr fo hoch wie bisher. Der Saum ift fchräg, aber fein und
glatt, wenn auch noch unverkennbar. Der Spiegel hebt fich kaum über den Saum empor,
meift gar nicht. Damit ift die früher fcharf betonte Selbftändigkeit jedes einzelnen
Quaders herabgemindert: die Flächen werden ebenmäßiger, ruhiger, verlieren aber
freilich auch an charakteriftifchem Leben und tektonifcher Kraft. Übrigens muß gleich
nachgetragen werden, daß neben dem Buntfandftein — und keineswegs nur ver-
einzelt — innen wie außen Kalkfteinquadern vorkommen. Sie find immerhin fo häufig,
daß es fich nicht etwa nur um wiederverwendetes (etwa beim Umbau der Seitenfchiffe
gewonnenes) älteres Material handeln kann. Vielmehr hat man offenbar auch in diefer
Zeit noch die benachbarten Kalkfteinbrüche abgebaut. Die Bearbeitung der Kalkftein-
quadern ift etwas derber als die der Sandfteine. Die Steinmetzeichen werden häufiger
(f. die Zufammenftellung fämtlicher Zeichen am Schluß).
Alle diefe Eigentümlichkeiten gehören dem ganzen Weftbau an. Erft fpäter foll von
Unterf&hieden in der Ausführung die Rede fein. Sicher gilt: der Plan des Ganzen
und die Ausführung zunächft der unteren Teile ift von großartiger Einheitlichkeit.
Der Plan wurde fchon befchrieben (f. oben S. 64). Hier im Innern ftellt fich der Bau
dar als Querhaus mit hoher achteckiger Kuppel über der Vierung und Chorquadrat,
an das fich drei hohe, dreifeitige Nifchen anlegen. Die Querhausflügel find mit dem
Chor direkt durch Gänge verbunden, die zuerft weftlich aus dem Querhaus hinaus
in die einfpringenden Winkel zwifchen den nächften Konchen des Chors und den Weft-
wänden des Querhaufes führen und dann, im ftumpfen Winkel gebrochen, in die Nord-
und Südkoncha des Chors einmünden. Da jene einfpringenden Winkel zwifchen Chor
und Querhaus urfprünglich gewiß offen waren, fo find nicht etwa, wie Schneider (Sp. 91f.)
annimmt, Pfeilermaffen, fondern nur eben je zwei Wände durchbrochen. Jene Winkel
wurden außen gefchloffen, die Gänge gewölbt und — zum Teil — überbaut (S. 76 f.).
Betrachten wir zunächft die beiden Querhausflügel. Ihre Ausftattung ift überaus
einfach: abgeftufte Eckpfeiler mit je einer Dreiviertelfäule nehmen die Rippen des
Gewölbes auf. Der Sockel der Eckdienfte erfcheint zu hoch, da der Fußboden tiefer
gelegt worden ift, als er urfprünglich war. Die Form der Bafen entfpricht durchaus der
der erneuerten Bafen an der Nord- und Südwand der Seitenfchiffe. Das Rippenprofil
ift dasfelbe wie im Mittelfchiff des Langhaufes, ein kräftiges Band, dem ein derber
Rundftab mit Grat vorgefett ift. Die Schlußfteine find verfchieden. Im Nordflügel findet
fich ein Stein von knaufartiger Form; im Südflügel ein flacherer Stein mit fünfblätt-
riger Rofette, im Rund mit paarweis einander zugekehrten dreilappigen Blätterftengeln
ausgeftattet.!) Von der Anordnung der Fenfter und Portale war fchon oben (S. 64 ff.) die
Rede. Das Profil der Fenftergewände ift aus der Abb. 64 und aus Tafel 28 zu erfehen.
') Abbildungen bei Redtenbacher, Leitfaden zum Studium der mittelalterl. Baukunft. 1881.
Tafel III, 25 und 26.