Full text: Der Dom zu Mainz (B, [2], Band 2, Teil 1)

   
  
  
  
     
   
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
    
   
  
   
   
   
   
   
    
   
  
  
   
   
   
  
  
   
  
  
   
  
   
     
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die Augenbrauen plaftifch zu betonen und die Stirn über ihnen gewiffermaßen zu- 
rückzudrängen, das untere etwas gefchwollene Augenlid heraufzuziehen. Hier und 
dort begegnen die gleichen wulftigen Falten unter den Augen, flache Einbuchtungen 
in den Wangen (vgl. den König auf unferem Relief). In dem Affekt ftellen 
    
Baubefchreibung, die Einbauten : Weftchorlettner 151 
« Befonders fiel mir die hier und dort wiederkehrende Gewohnheit auf, 
fich fenkrechte Falten über der Nafe N‘ ein. Auch die Haarbehandlung ift 
  
  
  
  
  
Abb. 76. Verfuch einer Rekonftruktion der Mitte des Weftchorlettners 
Von der Architektur ist nichts erhalten. Unterhalb der Deesis kann man 
racht denken. An den Pfeilern zu Seiten des Eingangs unten haben die 
Naumburg befanden sich an dieser Stelle ursprünglich Figuren). 
In Anlehnung an den Naumburger Lettner. 
sich kleine Gruppen von Auferstehenden angeb 
Figuren der Kirche und der Synagoge gestanden (auch in 
nahe verwandt: die Stirnlocken bald gekräufelt, plaftifch vortretend, bald in einzelne 
faft rechteckig geformte flache Strähnen zerlegt; die kürzeren Nebenlocken am Ohr 
(vgl. den König). Sodann entfprechen fich allerlei Einzelmotive: fo kann man zu- 
fammenftellen den Kopf des Mönchs (hinter dem König) in Mainz und den Apoftel 
rechts beim Abendmahl in Naumburg, die Dame in Mainz und die Gerburg in Naum- 
burg, den König in Mainz (das Halten des Mantels) und Graf Hermann in Naumburg. 
Daß hier und dort ein ähnlich leidenfchaftliches Temperament geftaltet, mag ein Ver- 
gleich des fich krümmenden, zurückfchauenden Mannes in Mainz mit dem Johannes 
neben dem Kreuz in Naumburg zeigen (Stix erinnert an den Sizzo von Kefernburg). 
Endlich ift auch die Gewandbehandlung in Stoff und Falten durchaus verwandt. So 
laffen fich die langen, geraden, oft von einem Zentrum ftrahlenförmig ausgehenden 
Gewandfalten vergleichen, auch die kleinen Faltenftrahlenfyfteme unter den Achfeln 
und anderes mehr. Gewiß, es find auch nicht unerhebliche Unterfchiede da. Vor allem 
wird man nicht verkennen, daß die Arbeit in Mainz weniger gleichmäßig und ficher, 
überhaupt weniger ausgeprägt ift. 
Wie ift nun das Verhältnis der beiden Meifter zueinander zu denken? Man hat bis- 
her (am beftimmteften Stix) den Sachverhalt fo erklärt: ein Gehilfe des Naumburgers 
habe die Mainzer Arbeiten gefertigt. Das ift aber unmöglich. Auch wenn die Naum- 
burger Arbeiten um die Mitte des 13. Jahrhunderts entftanden find, kann der Mainzer 
Lettner nicht jünger fein. Nicht nur, weil er mit den genannten Werken im Dom zu- 
fammengehört, die wahrfcheinlich noch vor 1239 entftanden find, fondern vor allem, 
weil er älter fein muß als der Lettner der Marienkirche in Gelnhaufen. Schon Vöge 
hat hervorgehoben, daß das dortige jüngfte Gericht das Mainzer vorausfett. Neuerdings 
   
  
  
  
  
 
	        
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