Full text: Der Dom zu Mainz (B, [2], Band 2, Teil 1)

„. |Späterer 
Abfchluß des 
Weftchors 
158 Baubefchreibung, die Einbauten: Nifchen mit Aaron und Melchifedech 
der Nifche wegzieht. Der Engel der füdlichen Nifche trug außerdem in der rechten 
Hand noch irgendein Symbol (Palmwedel?), das jetzt weggefChlagen ift. Engel und 
Vorhang find von weißem Marmor. Die Standbilder ftehen in einer Mufchelnifche aus 
[hwarzem Marmor; fie felbft find aus einem gelblich-weißen Marmor gefertigt und 
von anderthalb Lebensgröße. Die lebhaften Bewegungsmotive der gleichzeitigen Hei- 
ligenbilder an Mainzer Häufern, die S-kurvenartige Biegung der Körperachfe und das 
wild flatternde Faltenfpiel der Gewandung begegnet uns auch hier. Bei beiden Fi- 
guren, ganz befonders aber bei der des Melchifedech, zeigt der Faltenwurf eine 
[charfkantige Behandlung, die an die Art des Holzbildhauers erinnert. Die breiten 
Gewandfäume ziert ein reiches Mufter aus Blumen und Bandwerk. Im übrigen ift 
die Darftellungsart die allgemein übliche: Melchifedech mit Schaubroten und Kanne, 
Aaron in hohepriefterlicher Tracht mit Bruftfchild und Rauchfaß; die Schellen und 
angefChnittenen Granatäpfel am Saume feines Übergewandes find ebenfalls ein Ab- 
zeichen des Hohenpriefters. 
Die Sockel aus rotem Marmor werden an den vier Ecken von Voluten eingefaßt; 
auf ihnen verkröpft fich das verhältnismäßig einfach profilierte Sockelgefimfe. Auf 
der Vorderfeite fteht die beiderfeits gleichlautende Infchrift in Antiqua-Majuskeln 
eingehauen und vergoldet; fie gibt alle Würden des Verftorbenen, das Jahr der Stif- 
tung fowie das wohl nachträglich zugefügte Geburtsjahr und Todesdatum des Stifters 
an. Den giebelartigen oberen Abfchluß der Nifchen bildet, von reicher Kartufche um- 
rahmt, je das Doppelwappen von Galen und von der Reck, wie der übrige Schmuck 
aus weißem Marmor angefertigt. 
Die Aufftellung der beiden Figuren gerade an diefer Stelle und ihre Richtung nach 
dem Hochaltar hin hat finnbildliche (typologifche) Beziehung zum Meßopfer (vgl. die 
ähnliche Aufftellung am Hochaltar der Auguftinerkirche, nur ift hier ftatt Melchifedechs 
die Opferung Ifaaks dargeftellt). Der ganze Nifchenaufbau felbft ift mit feinem Ver- 
ftändnis an die Chorbühnen nachträglich angegliedert und bildet mit feinem lebhaften 
Figurenf&hmuck nach Often hin einen wirkungsvollen Abfchluß ihrer verhältnismäßig 
ruhigeren Architektur. In ähnlicher Weife, nur dem Charakter des Rokoko entfprechend 
mit noch viel lebhafteren Formen, fchloffen fich einft an die Chorfchranken die jett 
verfchwundenen beiden Ecktabernakel des Hermannfchen Chorgeftühls. 
Nach der Befeitigung des Weftlettners, alfo nach dem Jahre 1682, fchloß den Weft- 
chor gegen das Langfchiff ein [Chmiedeeifernes Gitter ab, wie dies Bourdon ausdrück- 
lich angibt (cancellos ferreos, qui saparant chorum a navi ecclesiae). Der Grundriß 
bei Gudenus (f. oben S. 4) verzeichnet zwifchen den beiden Treppenaufgängen auch 
etwas ähnliches, dahinter freilich auch etwas, das wie eine Brüftung ausfieht. Die 
Treppenaufgänge felbft müffen wir uns ebenfalls durch fChmiedeeiferne Türen abge- 
fchloffen denken.!) Schaab, der aus eigener Anfchauung noch den Zuftand am Ende 
des 18. Jahrhunderts kannte, fpricht aber einmal (B. II S. 75) von einer „drei Fuß 
hohen Galerie“, die vor dem Hochaltar und zwifchen den beiden Treppenaufgängen 
gelegen haben muß, an einer zweiten Stelle (B. II S. 80) von einer „fteinernen Bruft- 
wehr“, die den Chor gegen das Mittelfchiff abfchloß und bei der erften Wiederher- 
ftellung des Innern (1803/04) befeitigt wurde. Der Grundriß von 1803/04 verzeichnet 
auch an diefer Stelle eine derartige Galerie (Baluftrade). Die Höhe, die Schaab angibt, 
ftiimmt genau zu der Höhe der von Baluftern getragenen Brüftungen in den äußeren 
Bogenftellungen der Chorbühnen (92 cm). Wir müffen uns alfo diefe „Bruftwehr“ ähnlich 
!) Von diefen Treppen bemerkt Schaab II S.75: „nur der Dompropft hatte das Recht, auf der 
zur Rechten aufzufteigen, der Dechant und die übrigen mußten fich mit der Linken begnügen.“ 
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