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Baubefchreibung: Wandmalerei 165
Malerei. So war gewiß auch der Willigis-Bardo-Dom allmählich reicher ausgeftattet
worden, wenn auch fein Vollender ihn nur geweißt hatte (f. oben S. 16 zum Jahre 1031).
Der Bilderkreis aber, den Erzbifchof Aribo dem Dom geben wollte, ift nie ausgeführt
worden: es blieb beim Entwurf der Verfe.!) Was etwa da war, ift mit dem Dom Bardos
um oder nach 1100 untergegangen.
Aber auch der Dom des 12. Jahrhunderts hat feinen Bilderfchmuck gehabt. Eine
Nachricht?) von Malereien, die ikonographifth recht intereffant gewefen fein müffen,
fei hier wiedergegeben. Als der eiferne Chor (Oftchor) im Jahre 1591 von oben bis
unten renoviert wurde, verzeichnete man, was man in der Apfis noch an Bildern fand.
Man fah in der Mitte der Apfiswölbung den Salvator, fehr groß, auf einem Throne
figend, inmitten der vier geflügelten Evangeliftenfymbole, die namentlich bezeichnet
waren. Die Rechte erhob er mit zwei geftreckten Fingern, in der Linken hielt er ein
Buch mit der Auffchrift: Venite benedicti Patris mei. Über diefem Buch war — kleiner —
die Jahreszahl XC zu lefen. Auf der rechten Seite, beim Löwen, kniete ein Bifchof
mit der Beifchrift Conradus Archiepiscopus Maguntinus. Auf der linken ein infulierter
Prälat mit der Beifchrift Godefridus Cantor hujus operis auctor. Auf derfelben Seite
fah man der Reihe nach Petrus, Stephanus, Martin, auf der rechten Bonifatius, Johannes
Evangelifta, Maria. Unter diefen, alfo ebenfalls rechts, befand fich Albanus, links
Laurentius. In dem breiteren mittleren Streifen an der Wölbung (In latiori illa quasi
media circumferentia in concavitate rotunda) waren fünf Bruftbilder, ohne Umfärift,
unbeftimmbar, deren jedes eine königliche Krone trug, in der Rechten ein Lilienfzepter,
in der Linken einen Globus oder Apfel ohne Kreuz. An den Schultern faßen Flügel.
Im erften Streifen um den Salvator waren unten die Worte zu lefen: O quam felices
sunt et sine fine beati, qui Patris ad regnum sunt Christi voce vocati.
Wenn man den offenbaren Gegenfag der media circumferentia und der prima circa
Salvatorem circumferentia wörtlich verfteht, kann man nur annehmen, daß der thro-
nende Salvator von einem dreizonigen Band (fpigoval) gerahmt wurde. In der erften
Zone ftand die Infchrift, die mittlere — breitere — Zone trug die Runde mit den Bruft-
bildern. Diefe Anordnung fcheint ungewöhnlich: lieber möchte man die Bruftbilder in
einem horizontalen Band etwa zu Füßen der oberen Heiligenreihe quer durchlaufend
unterbringen. Die Befchreibung fcheint indeffen diefe Annahme auszufchließen. Alles
andere ift deutlich. Gottfried wurde Kantor im Jahre 1189. Erzbifchof Konrad ftarb 1200:
zwifchen 1189 und 1200 muß das Werk geftiftet fein. Die als Jahreszahl gedeuteten
Zeichen XC find das Monogramm Chrifti. Die fünf „unbeftimmbaren“ Bruftbilder
find Engel.?) Es gewährt einen eigentümlichen Reiz, fich an die Stelle der heutigen
fimmungslofen Tünche das majeftätifhe Bild des thronenden Salvator im Kreife der
Heiligen zu denken.
Sehr reich muß der Bilderfihmuck gewefen fein, den die Gotik allmählich dem Dom
gab. Einiges davon hat Schneider noch gefehen. So verzeichnet er in feiner Bauchronik
unter anderem in den Blenden der nördlichen Eingangshalle (nördlich vom Oftchor)
„eine figurenreiche Gruppe mit fehön geformten Köpfen, wahrfcheinlich eine große
Grablegung“, in den Blenden der füdlichen Halle die „Refte einer großen Bifthofs-
1) Über die bekannten Verfe Ekkehards IV „ad picturas Domus Domini Mogontine“
hat zuletzt Kraus in feinen Chriftl. Infchriften II, 105 Nr. 235 die Literatur zufammengeftellt.
Vgl. W. Wattenbach, Deutfchlands Gefchichtsquellen I. 1904. 441 ff.
2) Joannis rer. mog. lib. II, 326. Das 16. Jahrhundert (und Joannis) war pietätvoller als
das 19., das uns eine Befchreibung der durch die neue Bemalung zerftörten alten Bilder
fehuldig geblieben ift.
®) Vgl. Schneider Sp. 23, Anm.1.