166 Baubefchreibung: Wandmalerei
figur, daneben Engel, fehr fragmentarifCh, mit Spruchbändern“. Von einem Jüngften
Gericht, einer Stiftung des 1428 verftorbenen Dekans Johann Weife, das beim einftigen
Kiliansaltar, alfo im füdlichen Arm des Weftquerhaufes, vermutlich an der Oftwand, ge-
malt war, erzählt Bourdon.!)
Im Jahre 1758 wird der Dom völlig neu ausgetüncht; die Tünche wurde 1830 er-
neuert, „in einer gelblichen, fanft ins Blaue fallenden Farbe“ (Schaab II, 86).?) Es
ift nicht zweifelhaft, daß fich unter der Tünche zahlreiche Refte alter Malerei ins 19. Jahr-
hundert herein erhalten hatten. Sie find fo gut wie völlig im 19. vernichtet worden.
Wie barbarifeh die neue Bemalung der oberen Bauteile vorbereitet und durchgeführt
wurde, berichtet Schneider. Aber auch weiter unten hat man Pfeiler und Wände fo
gründlich „gereinigt“, daß faft nichts mehr da ift. Nur an zwei Stellen findet fich noch
alte Malerei vor — wenn man von den zufammenhangslofen Farbenflecken abfieht,
die bei hellem Licht am Pfeiler über dem Denkmal des Erzbifchofs Uriel von Gem-
mingen fichtbar werden. In derJohanniskapelle (f.den Grundriß aufS.117: Kapelle XIII)
bemerkt man an der alten Brüftung links vom Altar noch Spuren von Bildern. Allen-
falls erkennen kann man rechts eine figende Geftalt mit grün-rotem Hut. Ihr gegen-
über ftehen einige Männer, davon der äußerfte links einen Judenhut trägt. War da
ein Chriftus vor Pilatus zu fehen? Die Malerei gehört dem 14. Jahrhundert an.
Jünger find die Refte eines Weltgerichts, die fich in der Dionyskapelle (XIV) an der
Rückwand des Altars der Johanniskapelle (XII) finden.?) Sie wurden aufgedeckt als
man die Mofaikplatte, die dem Gedächtnis des Domkapitulars von Gymnich (7 1739)
gewidmet ift, reinigte. Diefe Platte fist mitten in dem Bilde, das um ihretwillen
fehwer befchädigt und dann zugetüncht wurde. Die bei diefer Gelegenheit ebenfalls
zum allergrößten Teil vernichtete Infchrift hat uns Bourdon bewahrt, der das Bild noch
unverfehrt fah. Der Anfang der Infihrift lautete: In honorem sanctissimae et indivi-
duae trinitatis, gloriosae virginis Mariae, strenui martyris S. Dionysij, magni Apostoli
Thomae Sacellum hoc antiqua sorde obsoletum noviter suis sumptibus illustrari curavit
adhuc superstes anno 1630 Johannes Neubauer saxo indignus sacerdos et hujus aedis
pro tempore subcantor etc.
Zu fehen ift oben auf Wolken der thronende Weltrichter zwifchen Maria und Jo-
hannes, weiter Engel, die Apoftel. Unten links finden fich in großen Figuren die
Seligen, rechts Höllengluten und der Höllenrachen mit den Verdammten. Die untere
Mitte fehlt. Schneider vermutet, es könnte da noch der Erzengel Michael, fein Scheide-
amt übend, dargeftellt gewefen fein. Das Ganze ift eine mäßige, ftark zerftörte, durch
allerlei Herftellungen noch weiter mitgenommene Arbeit eines braven Barockmalers
(1630). Ob das Bild wirklich, wie Schneider will, 1630 nur erneuert wurde, fodaß es
alfo in der Anlage noch älter wäre, muß ich dahingeftellt fein laffen.
Endlich mögen hier noch einige flach eingeritte Zeichnungen, die fich an den
Wänden der nördlichen Eingangshalle neben dem Oftchor finden, angemerkt werden,
1) Epitaphia in Ecclesia Metropolitana Moguntina | Sive | Liber Mortuorum |... Adjuncta
totius aedificii Ecclesiae | Delineatione Iconographica | opera et studio Jacobi Christophori
Bourdon Ecclesiae | ejusdem Vicarii | Anno 1727 pag. 114. Ich zitiere hier und im Folgenden
die Abfchrift der Kgl. Bibl.in München, Ms. Cod. lat. 10447. Vgl. unten S. 169.
2) Wetter (S.72 f.) gibt die Jahre 1829 und 1831 an und fagt, man habe die Pfeiler und
Rippen gelblich, die Gewölbe bläulich gefärbt. Er findet beide Farben zu hell und zu leb-
haft und wünfcht — echt romantifch —, man hätte die Gewölbe „noch blaffer und mehr
nebelfarbig“ gemacht, damit fie „in größere, gleichfam farblofe Ferne fich dehnend erfcheinen“
Könnten.
5) Bourdon S. 96. Vgl. Mainzer Journal vom 8. Auguft 1902 (Schneider).
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