Full text: Der Dom zu Mainz (B, [2], Band 2, Teil 1)

Der heutige 
Hochaltar 
178 Ausftattung: Hochaltar 
BESCHREIBUNG 
Altäre. Was über die Altäre zu fagen ift, ift bezeichnend für den Zuftand, in dem 
wir die Ausftattung des Domes überhaupt treffen; die entfcheidenden Stücke find neu, 
und die alten find nur mit fehweren Schäden auf uns gekommen. 
Über die Altäre des mittelalterlichen Domes fehlt es noch an einer eindringenden 
Unterfuchung. Was Schneider an verfchiedenen Stellen!) darüber mitteilt, ift durchaus 
nicht einwandfrei. Aber auch Bockenheimers gerechtfertigte Kritik?) vermag in ihrem 
pofitiven Teil nicht vollkommen zu befriedigen. Ich muß mich deshalb darauf be- 
fchränken, mit einem Hinweis auf die erwähnte Literatur das Wichtigfte zufammen- 
zufaffen, was wir bis heute wiffen. 
Im Willigis-Bardo-Dom ftand der Martinsaltar im Weftchor,?) ein Stephanusaltar im 
Oftchor.*) Der Hochaltar war der heiligen Jungfrau geweiht;°) er kann im Oftchor 
(und dann wohl hinter dem Stephanusaltar, in der Apfis), er kann aber auch im Weft- 
chor geftanden haben (dann ftand der Martinsaltar unter der Vierung). Endlich wird 
noch ein Altar des heiligen Kreuzes erwähnt; 6) wir werden ihn uns (wie in St. Gallen, 
in St. Alban in Mainz und fonft noch oft) mitten in der Kirche denken dürfen. 
Diefe Anordnung ift ficher fhon während des Mittelalters verändert worden. Neue 
Altäre traten zu den alten, die gotifchen Kapellen boten weiteren Raum, unter dem 
Oftlettner fanden um 1440 drei Altäre Pla, die dann bis ins 18. Jahrhundert ihre 
urfprüngliche Beftimmung wahrten (der mittlere war der Himmelfahrt Mariens, der 
nördliche St. Chriftoph, der füdliche St. Ägid geweiht). 
Über die Ausftattung aller diefer Altäre erfahren wir nichts. Nur daß über dem 
Kreuzaltar 1332 ein Kreuz oben in der Höhe hing, hören wir:”) der Altar ftand damals 
gewiß längft nicht mehr in der Mitte der Kirche. 
Über den Hochaltar gibt vielleicht das lateinifche Gedicht des Matthias Puß einige 
Auskunft, das Joannis erwähnt®) — offenbar ohne es felbft gelefen zu haben. Auch 
ich habe feiner nicht habhaft werden können. Und fo wiffen wir darüber nichts. 
Halten wir uns alfo an den Zuftand, den wir noch ermitteln können, und gehen wir 
dabei von den heute noch vorhandenen Altären aus. 
Der heutige Hochaltar des Weftchors (Abb. 86 A) ift ein in den Größenverhält- 
niffen mit Verftändnis gehaltener, fonft aber fChlichter Holzaltar aus dem Anfange des 
‘19. Jahrhunderts. Die Vorderfeite und Seitenflächen der Menfa find mit fnweren Ge- 
hängen verziert, alles in den Formen des Empire. Auf der Mitte erhebt fich ein aufvier 
Säulen ruhender, einfacher Tabernakel, eine Zutat aus den 80er Jahren des 19. Jahr- 
hunderts. Auf dem Altare fteht eine Reihe verfilberter Leuchter von gleicher Form, aber 
verfchiedener Größe (0,80-1,05 m hoch). Sie ftammen alle aus der Rokokozeit und 
follen zum alten Beftand des Domes gehören. Daß der Hochaltar erft 1804 an die Stelle 
kam, die er heute einnimmt, ift oben (S. 3) gefagt worden. Bis dahin ftand er weiter 
weftlich (f. den Grundriß des Gudenus auf S. 4) und wandte fein Angeficht dem Chor 
zu, alfo gegen Weften. Aber auch diefe Stelle war nicht die urfprüngliche: vielmehr 
befand fich der Altar bis 1683 ganz in der Tiefe des Chors, da, wo heute der Bifchof- 
ftuhl fteht. Erft 1683 rückte man ihn an die Oftgrenze des Chors.”) 
1) Der heilige Bardo S.53 ff.; Die Krypta im Mainzer Dom Sp. 4 ff., 21 ff., Domwerk Sp. 11 ff. 
2) Der Dom zu Mainz S.12ff. °) S. oben S. 17 zum Jahre 1036. 
4) Ebenda zum Jahre 1071. °) Ebenda zum Jahre 1049. °) Ebenda zum Jahre 1051. 
7) Gudenus, Sylloge 630. Vgl. auch Vigener, Regeften. 
8) Rer. Mog.lib. IS.12: Altaris in aede summa summi descriptionem versu dedit Matthias 
Pußius, Marco-duranus, S. J. nach Alegambe, Scriptores Soc. Jesu 1. d. p. m. 331: 
9%), Serarius S. 109 f.; Joannis I S. 70 f. 
   
  
   
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
    
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
    
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