Altar
St. Viktor
(Jod. v. Ried)
186 Ausftattung: Einftige Altäre des Matthias Grünewald
Bedeutung der Sache fee ich die Stelle!) hierher. Sie lautet: „Ferner waren von diefer
edlen Hand zu Maynz in dem Domm auf der linken Seiten des Chors, in drey unter-
[chiedlichen Capellen, drey Altar-Blätter, jedes mit zweyen Flügeln in- undauswendig
gemahlt, gewefen, deren erftes war unfere liebe Frau mit dem Chriftkindlein in der
Wolke, unten zur Erden warten viele Heiligen in fonderbarer Zierlichkeit auf, als
S. Catharina, S. Barbara, Cäcilia, Elifabetha, Apollonia und Urfula, alle dermaffen
adelich, natürlich, holdfelig und correct gezeichnet, auch fo wol colorirt, daß fie mehr
im Himmel, als auf Erden zu feyn fcheinen. Auf ein anderes Blat war gebildet
ein blinder Einfidler, der mit feinem Leitbuben, über den zugefrornen Rheinftrom
gehend, auf dem Eiß von zween Mördern überfallen und zu todt gefchlagen wird,
und auf feinem fthreyenden Knaben ligt, an Affecten und Ausbildung mit verwunder-
lich natürlichen wahren Gedanken gleichfam überhäuft anzufehen; das dritte Blatt
war etwas imperfecter, als vorige zwey, und find fie zufammen Anno 1631 oder 32
in damaligem wilden Krieg weggenommen, und in einem Schiff nach Schweden ver-
fandt worden, aber neben vielen anderen dergleichen Kunftftücken durch Schiffbruch
in dem Meer zu Grund gegangen.“
Die Bilder find uns verloren; ja wir find nicht einmal imftande, vollkommen ficher
die Stätten zu bezeichnen, an denen fie geftanden haben. „Auf der linken Seiten des
Chors“ wird wohl heißen „zur Linken vom hohen Chor“, d.h. vom Weftchor, alfo
an der Nordfeite des Doms. Dort wird wohl die Marienkapelle (XVI unferes Grund-
riffes), die Sandrat ja auch zuerft nennt, die Tafel mit Maria und den vielen Heiligen
geborgen haben. Wo aber befand fich das Bild mit dem Einfiedler, der auf dem Eis
erfChlagen wird, und was ftellte es überhaupt dar? Ich habe an anderer Stelle?) meine
Bedenken gegen H. A. Schmids Deutung vorgebracht und weitere Möglichkeiten er-
örtert. Es bleibt zweifelhaft, ob das Martyrium des heiligen Magnus oder das des
Bonifaz dargeftellt war. Über die dritte Tafel können wir gar nichts fagen.
Die Altäre der Kapellen find dann weiter in zwei getrennten Perioden planmäßig
erneuert worden, unmittelbar vor dem großen Krieg und bald nach ihm.?) Aber auch
von diefen Stiftungen ift noch nicht die Hälfte auf uns gekommen. Und das Erhaltene
ift in einem Zuftand, der in vielen Fällen eigentlich nur kläglich genannt werden
kann. Man darf fich nicht durch das ftheinbar vollftändige Bild, das die Altäre bieten,
täufchen laffen. Unfere Befthreibung wird zeigen, wie es eigentlich damit beftellt ift.
Wir zählen die Altäre der Seitenkapellen nach der Reihenfolge auf, die unfer Grund-
riß (S. 117) mit den lateinifchen Ziffern angibt (vgl. ferner unten Abb. 86).
Die Kapellel (St. Viktor) hat ihren alten Altar erhalten. Ja, er ift im ganzen
fogar in gutem Zuftande‘) (Tafel 37 a): wiederhergeftellt 1837 und 1889. Photographie
Neeb. Der Altar ift 6,60 m hoch und 2,90 m breit. Über dem Steinfockel finden wir
zunächft eine breite Infchriftkartufche. Nach der Infchrift ließ der Domfcholafter Jodocus
von Ried (} 1629) den Altar 1622 errichten. Die in gleichhohen Kapitalen eingehauene
Infchrift lautet:
AD DEI OPTIMI MAXIMI LAVDEM ET GLORIAM MO-|NVMENTVM HOC, SVB NOMINE
ET MEMORIA GLORIOSAE | DEIPARAE VIRGINIS MARIAE S VICTORIS ET SOCIORVM
DENIQVE | TOTIVS CVRIAE COELESTIS, EREXIT JODOCVS A RIEDT | METROPOLI-
TANAE HVIVS SCHOLASTICVS ET CATHEDRALIS HERBIPOLENSIS CA: | NONICVS ET
S. VICTORIS PRAEPOSITVS ETe. ANNO 1622.
') Nach H. A. Schmid, Die Gemälde und Zeichnungen von Matthias Grünewald. Straß-
burg 1911. S. 302. ?) Internationale Monatsfchrift 1913 Sp. 1393 ff.
®) H.Schrohe, Zur Mainzer Kunftgefchichte. Mainzer Ztfchr. II (1907). S. 88 f.
*) Bourdon S. 90. Gudenus II S. 774 ff. Wetter S. 122.
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