Full text: Der Dom zu Mainz (B, [2], Band 2, Teil 1)

      
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
    
Ausftattung, Altäre: Greiffenklauer Altar (St. Michael) 203 
Angriff genommen. Der Name des eben erwähnten Meifters ift uns unbekannt, in 
feinen Aufzeichnungen bemerkt er nur, daß ihm der Altar den 30. April 1631 verdingt 
wurde. Die Hiftorien (vgl. oben die Stelle aus dem Teftamente) und Bilder (hiermit ift 
wohlderfigürliche Schmuck gemeint) und Zierate (Kapitäle) follten von Andernacher Stein 
angefertigt werden (über den Andernacher Stein f.S. 182). Als „Belohnung“ bekommt 
der Meifter „dar vohn zehen hundert gilden bagen und 6 malder corn“. Die Gefimfe 
von föehwarzem Marmor und die Säulen von rotem Marmor waren an einen welfchen 
Steinmeten verdingt, der „dar vohr zu hauen und zu balieren (polieren) und zu liffern 
finff hundert Reif daler (Reichstaler) und finff malder corn und Ein ohm wein“ be- 
kommt. Der Altar teilte das Schickfal von Greiffenklaus Mainzer Schloßbau: infolge 
der Eroberung der Stadt durch die Schweden und der damit auch für Mainz beginnen- 
den fhweren Kriegsnöten blieb er unvollendet liegen, wie dies auch in der Grabfährift 
ausdrücklich bemerkt ift (iniuria temporum hucusque imperfectum). Erft des Ver- 
ftorbenen Neffen, Friedrich und Georg Philipp von Greiffenklau, ließen das Denkmal 
im Jahre 1662 vollenden. 
Der Altar fteht nicht genau in der Mittelachfe des gotifchen Bogens der Kapelle, 
[ondern ift etwas nach links gerückt; aus welchem Grunde dies gefthehen ift, vermag 
ich nicht anzugeben. Das gleiche ift u. a. auch der Fall bei dem Fürftenberger Altar in 
der Kapelle XIII. Vielleicht war jeweils die Lage der Gruft, in der der Stifter beigefett 
worden war, für die Richtung des Altares maßgebend. 
Im Aufbau und in der Art des Schmuckes fchließt fich unfer 9,35 m hoher und 4,34 m 
breiter Altar an feine Vorgänger, den Scharfenfteiner (Taf. 42) und Fürftenberger Altar 
(Taf.37 c), an. Nur ift hier zugunften der Klarheit alles noch mehr vereinfacht. Der Schar- 
fenfteiner Altar mit feinen nur lofe mit dem Hauptteil verbundenen, kaum unterftügten 
Seitenflügeln und dem predellaartigen Unterfage hat noch etwas vom gotifchen Flügel- 
altar; mehr als wirkliche Architektur empfunden, wenn auch noch mit [pielender Häu- 
fung der einzelnen Glieder, ift fchon der Fürftenberger Altar. Beim Greiffenklauer 
Altare ift alles fChon zugunften einer reineren Wirkung der Architektur vereinfacht, 
wenn auch noch nicht zur völligen Klarheit durchgedrungen. So ruhen auch hier noch 
die Seitenflügel auf Konfolen, die von ganz kleinen Engeln getragen werden, auch der 
predellaartige Unterfatz kehrt hier noch wieder. Das Schema des Aufbaues ift im 
wefentlichen dasfelbe wie bei den zeitlich vorhergehenden Altären: Aufein Fußglied, 
das auch hier die Widmungsinf&hrift trägt, fett fich der Hauptteil, beftehend aus 
einem Mittelftück mit Seitenflügeln; hier find aber diefe Teile gleich hoch gehalten, 
und das Gebälk läuft einheitlich und in gleicher Höhe über den Säulen fich verkröpfend 
in der ganzen Breite des Altares durch. Den Fries ziert ein wellenbandartiges Ranken- 
mufter. Die Seitenflügel rahmen je zwei auf [Chlanken Sockeln ftehende Säulen mit 
Schaftringen und korinthifierendem Kapitäl. 
Ein ruhig gehaltener Giebelauffag mit Mittelnifche fett fich in architektonifch richtig 
empfundener Verbindung auf das Hauptgefchoß. Dagegen ruht ganz unvermittelt auf 
dem Giebelauffag das mächtige Wappen, und auf diefem, noch unverftändlicher, das auf 
unferer Abbildung nur noch teilweife fichtbare Kreuz mit der knieenden Magdalena. 
Im unteren Teile des Altares ift die Architektur im wefentlichen noch in ihrem ur- 
[prünglichen Zuftande erhalten. Der Giebelauffag hat in Einzelheiten manches Be- 
fremdende (bei der Höhe des Altares war es nicht möglich, die einzelnen Teile auf 
ihr Material hin genauer zu unterfuchen): fo z. B. find die an den Giebel rechts und 
links angelehnten, nach unten in Voluten auslaufenden Stücke von Holz, möglicher- 
weife auch einzelne Teile des Giebelgefimfes. Vielleicht hatte man fchon bei der 
 
	        
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