214 Ausftattung, Altäre: Scharfenfteiner Altar
den hier nicht von Zwickelkonfolen, fondern von vollkommenen Wandkonfolen mit
Cherubim unterftügt. Sie tragen je eine große Rofette. Im Mittelfeld fieht man die
Darftellung des Abendmahls in Relief. Das Fußgefims diefes Mittelfeldes ift über den
oben genannten Konfolen kräftig vorgekröpft. SO ift Plag gewonnen für die Auf-
ftellung von zwei Poftamenten, die das Abendmahlrelief von den Seitenflügeln fCheiden
und zwei Säulen tragen, die den Hauptteil des Altares gliedern. Sie faffen das Mittel-
feld ein, das in einem rundbogig gefchloffenen Rahmen wiederum ein großes Relief
aufweift. Man fieht Chriftus in der Herrlichkeit von Engeln und Seligen verehrt.
Auch unten kniet ein Kreis von Heiligen und Seligen und in ihrer Mitte der verewigte
Stifter des Altares. Die Seitenflügel, Mufchelnifchen zwifchen Pilaftern, ftoßen mitihrem
hohen Gebälk recht unorganifch gegen den mittleren Aufbau an. Die NifCchenarchitektur
trägt jeweils außen drei und im Fries zwei Wappen (f. unten). Auch die mittlere Archi-
tektur hat an den dem Fries ent[prechenden Gebälkteilen über den Säulen je ein
/appen, den Zwickeln daneben find Cherubimköpfe aufgelegt.
Über dem energifch ausladenden und oberhalb der Säulen verkröpften Gefims
erhebt fich der übliche Auffag: im Mittelfeld die üppige Wappenkartufche mit drei
Helmen (f. unten); zu den Seiten Pilafter mit Karyatiden, unter und über ihnen Wappen;
außen fehr [Chöne, hier einmal wohl erhaltene Anfäge mit Engeln und Fruchtgehängen;
und oben endlich zwifchen zwei Doppelvoluten ein hohes Poftament mit dem [&hweben-
den auferftandenen Chriftus. Zwifchen diefer hochgetürmten Mitte und den Seiten-
flügeln vermitteln die thronenden Geftalten der Apoftelfürften.
Über die Wappen teilt mir Herr Regierungsrat Dr. Würth in Darmftadt folgendes mit.
Das Wappen oben in der reichen Kartufche ift natürlich das des Dompropftes in feiner
Eigenf&haft als Bifchof von Worms. Dementfprechend ift das Scharfenfteinfche Fa-
milienwappen mit dem heraldifchen Zeichen des Hochftiftes Worms durch Vierung
vereinigt. Auf dem Schild ftehen die drei Helme dazu, nämlich der Scharfenfteinfche,
der mit der Inful und der mit dem Wormfer Kleinod. Im übrigen find die Wappen
nicht mehr in Ordnung. Schon der Augenfchein lehrt, daß allerlei verändert ift. Man
bemerkt unter und teilweife zwifchen den Wappen Löcher und verfchmierte Stellen.
Sicher waren InfChrifttäfelchen da (wie fonft). Dann zeigt ein Vergleich des heutigen
Zuftandes mit Bourdons Befthreibung des Altars, die die richtigen Ahnenwappen des
Propftes in der richtigen Reihenfolge angibt, daß einzelne Wappen nicht an ihrer
richtigen Stelle ftehen, andere durch nicht hierher gehörige erfegt oder zum mindeften
falfch bemalt find. Der heutige Zuftand ergibt folgende Reihen: links (vom Befchauer)
von unten nach oben: 1) in Rot und Silber (Schwarz) geteilt (nicht zu benennen).
2) Goldenes Kreuz auf Rot, bewinkelt je von fünf Steinen (gehört ebenfalls nicht zum
Altar). 3) Gerftein. Im Fries links: 4) Metenhaufen; rechts 5) Carben. Über der
Säule: 6) Sötern. Am Auffag: 7) Weyer zu Nickenich. 8) Crat von Scharfenftein.
Rechts (in derfelben Reihenfolge von unten): 1) Rotes Schräggitter auf Silber (nicht
zu benennen). 2) Walbrunn. 3) Leerer Schild (nicht zu beftiimmen). 4) Dürckheim.
5) Wilg. 6) Von der Leyen. 7) Wilt. 8) Schönburg. Die richtigen Reihen, wie fie auch
Bourdon angibt, find dagegen in derfelben Folge jeweils von unten und (oben)
von außen nach innen links die männlichen Ahnen: Carben, Elter, Gerftein,
Metenhaufen, Walbrunn, Sötern, Schönburg, Crat; von Scharfenftein. Rechts die
weiblichen: Croeff, Wils, Waldbott (fo, nicht wie Bourdon lieft: Walbrunn) ab Ulm,
Dürckheim, Burtfiheid, von der Leyen, Weyer zu Nickenich, Schönburg.
Was von den Wappen zu fagen war, gilt vom ganzen Altar. Die lette Herftellung
deckt nur notdürftig die Schäden zu, die er erlitten. Er erhielt feine heutige Geftalt,