Full text: Der Dom zu Mainz (B, [2], Band 2, Teil 1)

   
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Ausftattung, Altäre : Scharfenfteiner Altar 213 
nachdem er 1830 föhon einmal neuhergeftellt worden war,!) erft 1868, als die Wand, 
an der er fteht und in der fich urfprünglich ein Fenfter befand, maffiv ausgebaut wurde 
(f. oben S. 26 zum Jahre 1868). Gewiß ftanden einft die Seitenflügel des Hauptgefchoffes 
mit den Nifchen weiter zurück, fodaß ihr Gebälk gegen die Pilafter hinter den Säulen 
anlief und nicht fo übel hart neben den Säulenkapitellen endete wie jett. Weiter find 
ficherlich die Fußftücke diefer Seitenflügel nicht in Ordnung: die Rofetten find aus 
Gips und die Rahmung der Felder (außen) ift mindeftens verdächtig. Auch die beiden 
kleinen Reliefs neben der Schrifttafel waren fehwerlich urfprünglich [c&hon an diefer 
Stelle. Vor allem aber erheben fich fehr gewichtige Bedenken gegen die Zugehörigkeit 
der beiden knieenden Figuren. Jedenfalls bietet die Infchrift keinerlei Anhaltspunkt, 
zwei Figuren von Stiftern oder von Verftorbenen, deren Gedächtnis der Altar erhalten 
follte, an ihm angebracht zu denken. Vielmehr [chließt die im Hauptrelief unten 
knieende Stiftergeftalt das Vorhandenfein weiterer Porträtfiguren nahezu aus. Und in 
der Tat fehen fich die beiden knieenden Figuren einander nicht im geringften ähnlich, 
auch gleicht keine wieder der Porträtgeftalt im Relief. Alfo: auch die beiden knieenden 
Figuren rechts und links gehörten dem Altar urfprünglich nicht an. Schließlich ift 
noch auf den Zuftand und auf die Verfchiedenheit der Alabafterfüße an den Säulen 
aufmerkfam zumachen. Die Alabaftertrommeln findinnerhalb derRinge unten und oben 
verlängert und überdies paffen fie nicht zufammen: links haben wir eine feine be- 
wegte Dekoration mit kleineren eleganten Figuren, rechts eine kompaktere Dekoration 
und größere, vollere Genien. Auch die zufammengehörenden Alabafterfüße eines 
Säulenpaares find ja felten identifch (f. den Naffauer und den Baffenheimer Altar); 
hier aber ift der Unterfchied im Maßftab der Figuren und im Stil doch zu groß. 
Der Mittelbau des Altares vom Fuß bis zum Hauptgefims befteht faft ganz aus Marmor 
und Alabafter, und zwar find die Infchrifttafel, der Rahmen um das Hauptrelief, die 
Säulenfthäfte aus einem fhwarzen Marmor gearbeitet, der hier und da rötlich [Chimmert; 
die Konfolen unten, die Poftamente darüber, die Vorhänge zu feiten des Abendmahls, 
einzelne Architekturglieder aus rotem Marmor; die vier Reliefs, die Köpfchen an den 
Konfolen und die Fußftücke der Säulen aus Alabafter. Nicht von Marmor, fondern aus 
Tuff find allein die Engelköpfe in den Zwickeln oberhalb des Hauptreliefs und einige 
wenige Architekturglieder. Die Seitenflügel beftehen von unten bis oben aus Tuff 
(einfhließlich der Figuren), und ebenfo herrfcht der Tuff in dem Auffat oben. 
Das Hauptrelief ift aus fünf Tafeln zufammengefest. Ergänzt find hier und da 
Einzelheiten, fo find mehrere Hände aus Gips. An dem knieenden Prälaten links 
ift der Kopf und die rechte Hand aus Gips. An der knieenden Figur rechts find beide 
Hände ergänzt. Auch an den Alabafterfußftücken der Säulen ift allerlei in Gips er- 
neuert, fo links mehrere Köpfchen. Endlich mag fonft noch manches neu fein: feft- 
ftellen kann man das des Anftriches und des aufliegenden Schmutes wegen nicht. 
Die Tuffteile find wie in diefer Zeit in der Regel kräftig bemalt. Wo fie hell 
wirken, haben wir entweder hellen Anftrich vor uns, oder das Stück ift nachträglich ge- 
wafthen. Sehr lehrreich find in diefer Hinficht die beiden knieenden Geiftlichen : der 
Prälat links zeigt unter dem heutigen hellen Anftrich Refte alter ftarker Farben ; die Figur 
rechts ift gründlich gereinigt, ebenfo wie das Betpult, aber überall in den Tiefen figen 
noch Refte der einftigen reichen Bemalung. 
Der Stil des Ganzen ift auch hier nicht einheitlich. Das Mittelftück und das Abend- 
mahl darunter ftammen aus derfelben Werkftatt. Das große Relief in der Mitte zeigt 
die Art etwas charakteriftifcher als die Predella. Aber auch dort ift fie nicht [ehr per- 
1) Schaab II S. 65. 
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
   
  
  
  
  
  
  
  
     
 
	        
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