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Denkmäler: Erzbifchof Siegfried Ill 233
Gleichzeitig mit dem neuen Rahmen ift der konfolartige Sockel, der in der Mitte
eine Infthrifttafel trägt, auf der wir lefen:
QVAE FASTRADANAE CORAM MONVMENTA TVERIS | HAVD ISTO PRIMVM FIXA
FVERE LOCO | AEDE SED ALBANO SACRA CAESISQVE PROPINQVI | MARTYRIBVS
CLARO VERTICE COLLIS ERANT/|NVNC EA QVOD PERIIT FLAMMIS HOSTILIBVS
AEDES | MOTA LOCIS ZELO SVNT MONVMENTA PIO. | TABVLA HAEC COAEVA EX
MARMORE ANTIQVO, VT AB| INTERITV SERVARETVR, AMBITV LAPIDEO, EXARATO
IN STYLO | AEVI CAROLINGICI, CIRCVMDATA A. 1836.
Schon fehr früh find Bedenken gegen das Alter der Infchrift lautgeworden. Die
arabifchen Ziffern und der Charakter der Schrift weifen übereinftimmend auf die Zeit
um 1500: karolingifch ift das Denkmal keineswegs. Immerhin könnte es die Wieder-
holung eines älteren, des Originals fein. Auch dagegen find Einwände erhoben worden
(bef. von Schaab II S. 127), aber, wie mir [Cheint, ohne recht zwingende Gründe. Eine
andere Frage ift, ob nicht im Original manches etwas anders gelautet hat. So fCheint
mir Schaabs Vermutung einleuchtend, daß die Jahreszahl unten an die Stelle eines
\ und © (vielleicht mit einem Kreuz dazwifchen) getreten ift.
Auch von dem Renaiffance-Rahmen (f. oben) find noch zwei Stücke erhalten, beide
aus Alabafter (vgl. Tafel 46a). Sie befinden fich im Kreuzgang, und zwar das eine im
Weftflügel zunächft der Ecke gegen den Südflügel, links unterhalb des Selbolt-Epitaphs
(Nr. 2im Grundriß des Kreuzganges), das andere im Oftflügel unter dem Epitaph mit
der Kreuzigung (Nr. 48 im Grundriß). Diefes ift die rechte Hälfte der einftigen In-
[ChriftkartufChe; 49,5 cm breit, 33 cm hoch. Die rechte obere Ecke ift zerftört. Die
Infchrift ftimmt, foweit fie erhalten ift, mit dem Text auf dem neuen Sockel (f. oben)
genau überein bis „monumenta pio“.
Das andere Stück ift die einftige Bekrönung des Rahmens, 1,45 m breit, 0,44 m
hoch. Es ift eine aus drei mit ihren Ausläufern ineinander verflochtenen Schichten
gebildete Rollwerk-Kartufche, die vorn in der Mitte einen Knaben mit zwei Wappen
und Fruchtbündel an Bändern trägt, während auf den Rändern der einzelnen Schichten
und zwifchen diefen vier Bettler herumklettern, die Almofen heifchend emporfchauen.
Der Rahmen entwickelt fich oben in der Mitte zur Konfole: hier ftand offenbar ein
heiliger Martinus, der den Bettlern Gaben fpendete. Der Eifendübel, mit dem er be-
feftigt war, ift noch vorhanden. Von den beiden Wappen zeigt der Schild rechts vom
Befthauer das fiebenfpeichige Rad im roten Feld: Kur-Mainz; der Schild links ift in
Rot und Silber (jegt Gelbbraun) viermal geteilt: das ift das domkapitelfche Wappen.
Das Stück ift aus zwei Tafeln zufammengefegt, fehr befchädigt wie es ja auch
nur ein Bruchftück ift — und durch den üblen gelbbraunen Anftrich arg entftellt.
Nr. 2. Erzbifchof Siegfried III von Eppftein + 1249. SA. Tafel 47a.
Serarius S. 839. Joannis I S. 605. Bourdon S. 46. Gudenus II S. 819. Schunk, Bei-
träge II S. 56 ff. Werner I S. 317. F. H. Müller, Beiträge zur deutfchen Kunft- und
Gefthichtskunde I. 1832. S. 21. Wetter S. 105. Schaab II S. 120. Böhmer-Will,
Regeften zur Gefthichte der Mainzer Erzbifthöfe II. 1886. S. 304 ff. Nr. 672. Schrohe,
Reichsgefthichtliches auf Mainzer Denkmälern, f. die Grabfteine der Erzbifchöfe
Siegfried III und Peter, Ztfchr. des Mainzer Altertumsvereins III. 1893. S. 583 ff.
Börger, Grabdenkmäler im Maingebiet. Leipzig 1907. S.20 ff. Alfr. Stix, Die Plaftik
der frühgotifchen Periode in Mainz. Kunftgefthichtl. Jahrb. derk.k. Zentralkommiffion.
3. Band. 1904. S. 102 f. Kraus, Chriftliche Infchriften II S. 114 Nr. 244. Photo-
graphie Kroft und Neeb.
Das Denkmal befand fich früher, bis 1783, im Oftchor, und zwar an der Rückfeite
des eingebauten Mittelfthiffpfeilers unter dem Triumphbogen. Da diefer Pfeiler (f.oben
Erzbifchof
Siegfried III