Stil
238 Denkmäler: Erzbifchof Peter Aichfpalt
Es exiftiert eine Zeichnung Bodmanns (vom 18. November 1801), im Befitz der Stadt-
bibliothek (Bauwerke III, 27); diefe Zeichnung ift nicht ganz genau. Sorgfältiger ift
eine ältere Lithographie (12,9>x 22,1 cm), zweifellos von Lindenfchmit. Ein dünner
Stich bei G. Moller, Denkmäler der deutföhen Baukunft. Darmftadt 1821. 1 Tafel 45.
Photographie Kroft und Neeb.
Die Platte befand fich fchon im 18. Jahrhundert an ihrem heutigen Standort (vgl.
den Grundriß des Gudenus bei A). Sie mißt 2,72 m in der Höhe und 1,50 m in der
Breite. Gearbeitet ift fie aus einem fehr dichten, harten, roten Sandftein. Ergänzt ift die
rechte Hand und das Szepter Ludwigs des Bayern; auch an den anderen Szeptern ift
nicht alles alt. Ergänzt find ferner Teile der umrahmenden Architektur, z. B. Teile der
Kreuzblume. Die Ergänzungen find der dicken Bemalung wegen nicht ohne weiteres
zu erkennen. Nach Werner und Schaab ftammt diefe neue Bemalung (die fich freilich
an die urfprüngliche gehalten haben foll) aus dem Jahre 1834 und von dem Maler Gräf.
Die Infchrift ift in die Rahmenfchräge eingehauen, und zwar umlaufend. Sie gibt
das erfte Beifpiel der gotifchen Minuskel in Mainz. Hier ift fie:
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Die Platte hat, wie die vorige, urfprünglich einer Tumba zur Deckplatte gedient
oder auf Stügen aufgelegen. Das beweift wiederum das fehr reiche Rahmenprofil
mit Stäben und Kehlen auch an der Unterfeite des einftigen Überftandes (f. Abb. 87 b).
In den nur flach über die Platte erhobenen Rahmen ift eine zweite Umrahmung
eingeftellt: dünne Säulchen mit hohen Blätterkelchkapitellen tragen einen Kielbogen,
der, mit dicken Krabben befett, von einer Kreuzblume bekrönt wird. In den Ecken
über den Säulchen erheben fich Fialen, die Zwickelflächen find mit Maßwerkblenden
gefüllt. Diefe Architektur ftrebt fichtlich darnach, den Rahmen zu [prengen.
Der Erzbifchof faßt mit der Rechten die Krone des Böhmenkönigs Johann (von
Lüßelburg), mit der Linken die Ludwigs des Bayern. Ganz links (vom Befthauer)
jteht Heinrich VII. In der Tat fteht feft, daß Erzbifchof Peter im Prager Dom Johann
zum König von Böhmen krönte. Auch König Ludwig hat er gekrönt, da fich der
Erzbifchof von Köln weigerte. Bei der Krönung Heinrichs VII mag er affiftiert haben.
Die Ausdrücke der Infchrift sceptra dat heinrico, ludewico; regna fert iohanni laffen
keinen Zweifel, daß der Stifter des Grabdenkmals der Auffaffung, jene Fürften er-
hielten Szepter und Reich aus der Hand des Erzbifchofs von Mainz, monumentalen
Ausdruck geben wollte (vgl. das oben über den Grabftein Siegfried III Gefagte).
Die Arbeit ift durchaus handwerksmäßig. Das gilt, auch wenn man gegenüber
der Charakteriftik Börgers S. 22 — in Betracht zieht, daß um diefe Zeit jene merk-
würdige Abkehr vom Streben nach einem Ausdrucke des organifchen Lebens fich ganz
allgemein vollzog. Es ift natürlich nicht nur Unvermögen, wenn jett alles flach wird,
wenn die Gewandfthichten dicht aneinander kleben, wenn das Körperliche unter der
Kleidung gar nicht mehr fichtbar wird. W. Pinder!) hat die ent[prechenden Würz-
') Mittelalterliche Plaftik Würzburgs. Würzburg 1911. S. 58 ff, (vel bef. Tafel XIX und XX).
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