Erzbifchof
Adolf I
242 Denkmäler: Erzbifchof Adolf
entfernt wir noch von einem wirklich ftofflich-plaftifchen Leben des Gewandes find,
zwar ftehen die Falten weiter vor, find natürlicher und fthärfer, aber wie [ehr kleben
noch die Flächen aufeinander! Auch im Geficht überwiegt noch das altertümliche
Gepräge. Freilich ift alles etwas energifcher modelliert, auch das Haar lebendiger
auf beiden Seiten in je zwei ftarke Lockenfträhnen geordnet. Aber von einer indi-
viduellen Durchbildung ift noch nicht die Rede. Wieder um einen Grad [Chärfer ift
der Widerfpruch der Darftellung gegen die urfprüngliche Art der Aufftellung der
Platte. Nicht nur das Standmotiv des Bifchofs, auch die polygone, mit Laub ge-
föhmückte Konfole, auf die er die Füße fett, zeigen, daß der Künftler eine „ftehende“
Figur arbeitete, die man eben nachher umlegte. Es ift deutlich, daß man die Grab-
figuren, troß des Kiffens, ftehend dachte, lange bevor man die Platten wirklich aufftellte.
Nr. 7. Erzbifchof AdolfIvon Naffau + 1390. SA. Tafel 48a.
Bourdon S.30. Gudenus II S.823. Werner I S. 301 f. Wetter S.109f. Börgera.a.O.
S. 24. Lithographie vermutlich nach einer Zeichnung LindenfChmits 13>x23,1 cm.
Photographie Kroft und Neeb.
Die teilweife unleferlich gewordene Infchrift geben wir hier im Fakfimile wieder:
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Die Verfe find durch Punkte getrennt; die Infchrift dürfte wie folgt aufzulöfen fein:
Ter centeno milleno nonageno initiato Computat octavo | dedit ydus dum februario
Morte ruit gratus heilginstad praesul Adolfus De Nassau natus fuit hic clare trabeatus.
Annisregnavit sedecim pacemque paravit, | Iniustum struit clerum populum bene pavit.
Huc est adductus per | multiplicamina luctus Clarius instructus templi sibi tollere
fructus. Facta sepultura marci duodena Kalenda Monstrat sculptura praesens tumuli
reverenda.
Schon zu Beginn des 18. Jahrhunderts befand fich der Stein an feinem heutigen
Plat. Aber auch er hat einft gelegen; denn die Figur hat ein Kiffen unter dem Kopf,
die Infchrift läuft ringsum und ift auch am oberen Rande von außen zu lefen. Es ift
alfo doch anzunehmen, daß die Platte einft auf Säulchen oder auf einer Tumba über
dem Grab ihren Platz hatte. Nun geben freilich Bourdon und Gudenus an, daß noch
ein anderer Grabftein da war: er liegt noch heute, freilich ganz abgetreten, mitten im
Schiff der Kirche, im Grundriß des Gudenus bei D, und zeigt neben dem Bild des
jüngeren Naffauers, des Erzbifchofs Johannes, auch das Adolfs I. Die Jahreszahlen
1390 und 1419 find noch zulefen. Die Sache verhält fich demnach ficherlich fo: Adolf I
wurde im Schiff der Kirche beftattet und erhielt hier fein Hochgrab mit der Platte,
die uns eben befchäftigt. Als nun Erzbifthof Johann aus dem Haufe Naffau, der
jüngere Bruder Adolfs, 1419 ftarb, da begrub man ihn in demfelben Grab zur Seite
feines Bruders. Und weil unterdeffen der Gebrauch der Hochgräber abgekommen
oder doch fthon gelockert war, baute man die Tumba nicht wieder auf, fondern legte