Erzbifchof
Konrad
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Denkmäler: Erzbifchof Konrad
der Figur zugute als der Gewandung. Das gilt auch noch von unferem Denkmal.- In
den Motiven ftimmt es durchaus mit dem Eberbacher Grabftein überein. Da geht eine
Diagonalfalte von der rechten Hüfte quer herunter bis in die Mitte zwifchen den
Füßen, wo fie fich umlegt. Ihr entfpricht die Schrägfalte, die der linke Oberfchenkel
verurfacht. Diefe Falte knickt aber unterhalb des Knies um und fällt nun, wie ihre
Nachbarn weiter rechts, gerade herunter. Das ift anders am Denkmal des Eberhard
von Stein: dort gibt es keine Senkrechten. Und erft recht neu ift hier die größere
Breite und Fülle der Schultern, die ftärkere Schwellung des Leibes, über dem fich
die feineren Querfalten ftraffen. Das alles entwickelt fich anderswo, z. B. in Würz-
burg ähnlich fchon feit der Mitte des Jahrhunderts: es liegt in der Hauptfache doch
an den Zufälligkeiten der Erhaltung, daß wir im Mainzer Dom nur ein fo [pätes und
unvollkommenes Echo der Entwickelung haben.
Ähnlich ift es mit den Köpfen. Der Kopf des Erzbifchofs hat etwas Starres; die
drei Falten außen an jedem Auge, das handwerklich derbe Kinn beweifen, daß wir
nur eine mäßige Arbeit vor uns haben. Allein fchon das Fleifchige, Wellige der Mo-
dellierung im Geficht macht deutlich, daß die Zeit der flachen, zeichnerifch behandelten
Gefichter (vgl. den Bonifatius) überwunden ift. Und die runden Engelköpfe mit den
aufgebohrten Locken zeigen vollends, daß das 15. Jahrhundert vor der Tür fteht.
Nr. 8. Erzbifchof Konrad von Weinsperg + 1396. SQF. Tafel 49b.
Serarius S. 867. Joannis I S.708. Bourdon S.19 und 116. Gudenus II S. 823.
Werner IS. 262 f. Abbildungen ufw. Nr. V. Börger a.a.O.S. 25. Wilh. Pinder,
Die Mittelalterliche Plaftik Würzburgs. 1912. S. 125 f. Zeichnung von Lindenfchmit,
im Befig der Stadtbibliothek (III, 197). Lithographie von Zabern, nach Lindenfchmit,
12,9x21,7 cm. Photographie Hertel, Kroft, Neeb.
Der Erzbifchof wurde innerhalb des Weftchors vor dem Dreikönigsaltar begraben
(vgl. den Grundriß des Gudenus bei Nr.3). Das Grab deckte ein [ehr großer Stein
mit der leicht eingegrabenen Figur des Fürften. Diefer Stein ift offenbar verföhwunden.
Was wir hier vor uns haben, ift alfo ein Epitaph, ein Denkmal im engeren Sinne, das
erfte im Mainzer Dom, [oweit wir wiffen. Es befand fich mindeftens feit dem 18. Jahr-
hundert an feiner heutigen Stelle.
Das Werk ift 0,91 m breit und 2,75 m hoch, aus einem feinen, harten, grauen Sand-
ftein. Ergänzt find die Finger der linken, wenigftens der Zeigefinger auch der rechten
Hand, die Nafe, faft ganz der Bifchofsftab (die Krümme, wie man fich aus den ge-
nannten alten Abbildungen überzeugen kann, willkürlich), Teile der Mitra und des
Gewandes, endlich die Engel oben teilweife.
Die Infchrift, von links unten nach rechts unten alfo nicht ganz ringsum!
laufend, lautet (hie und da überfchnitten von Bildteilen):
E Amon: W-FTCETDDEFNNO-NONO-DIE-MEUNS- Octobrı.D Auoud
Arrbırds-morUtm -Cml-Am-reamerAt(AntapÄre AM o.ı:
Anno domini m.»ccecxcvi-decimo nono die mensis octobris obiit quondam reveren-
dissimus in christo pater ac dominus conradus de weinsperg archiepiscopus mogun-
tinus cuius anima requiescat in santa pace amen.
Neben der Infchrift geben vier Wappen von dem Toten Kunde. Es find unten links
Mainz, rechts Weinsberg; oben links Kurmainz und Weinsberg geviert, rechts Weins-