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Denkmäler: Kurfürft Berthold von Henneberg 259
Seitenrahmen begrenzt; fie endet oben beim Anfatz des Baldachins. Den dritten Teil
der Füllung (4) bildet der Block des Baldachins. Die Rahmenftücke (5—-8) find je
zweiteilig: die Horizontalfuge geht jeweils ungefähr durch die Mitte des Baldachins
der unteren Seitenfiguren. Oben enden die Seitenrahmenblöcke etwas unterhalb der
Wappen. Das Kopfftück (9) geht dann wieder horizontal durch. Die Fugen find felbft
auf den Aufnahmen deutlich zu fehen.
Die Wappenfchilde zeigen: oben links das Bild von Mainz, oben rechts das von
Henneberg (geviert von Römhild und Henneberg), unten in der Mitte das Wappen
Bertholds als Kurfürften von Mainz (geviert von Mainz und Henneberg). Die Infchrift
(in kräftigen Kapitalen, es find nächft denen der Grabplatte die erften in Mainz!) lautet:
BERTOLDVS EXFAMILIA HENNENBERG ARCHIEPRMAGVNT«VIRINTER SVI
ORDINIS ETAETATIS PRINCIPES PRVDENTIA CONSILIOAVTHORITATE
PRIMARIVS:RELIGIONIS PACISQYE SERVANTISS:POSTEAQVAM FOELICITER
ET PONTIFICATV ET VITA FVNCTVS EST:HOC ILLI SAXVM GRATA RESP-F-C:
MORITVR ANN SAL MDIII-PONTIFICH-XXHAETATIS-EXIN-XTII KL TAN“
Da diefes wie die beiden nächften Denkmäler in der allerjüngften Zeit wiederholt aus-
führlich befprochen worden ift, kann ich mich hier kürzer faffen. Der Typus ift der des
Adalbert-Denkmals. Nur find die bekleideten Engelknaben unten durch nackte geflügelte
Putten erfegt; die Rahmenarchitektur fußt wieder neben ihnen auf der [Chrägen Grund-
platte, ja fie durchwächft diefe teilweife und fest fich unterhalb als verftärkter Fuß
fort. Denn hier findet fich jett das ift die wichtigfte Neuerung — als eine Art
Sockel eine große Infchrifttafel. Eine zweite jöhräge Platte, feitlich weiter ausgreifend
und unterwärts konfolartig reich profiliert, bildet dann endlich die Bafis des Ganzen.
An der Unterfeite figen zwei weitere Wappen. Daß das Denkmal gleich denen der
Erzbifchöfe Jakob von Liebenftein und Uriel von Gemmingen — ein Werk des Bild-
hauers Hans Backoffen ift, hat zuerft G. Dehio erkannt und mit einer ausgezeichneten
Analyfe des Stils begründet. Gleichzeitig hat Paul Kaußfth dem Künftler eine erfte
ausführliche Monographie gewidmet, die den Kreis feiner Arbeiten nicht unbeträcht-
lich erweitert und feine Entwicklung charakterifiert.
Paul Kautfth hat (befonders S. 35 f.) unferem Denkmal gegenüber die Ausnußung der
Tiefe, das Gefühl für das Körperliche in der Gefamtanlage betont. Gewiß mit Recht,
[ofern er das Henneberg-Denkmal mit den Grabfteinen Riemenfthneiders verglich.
Schauen wir aber zurück auf die Mainzer Vorfahren des Henneberg, fo werden wir
nicht verkennen, daß gerade die Figur des Erzbifchofs Berthold weniger „plaftifch“ ift
als die des Diether oder gar des Adalbert. Jene plaftifche Zufammengenommenheit
hatte ihre Zeit gehabt: wieder tritt die malerifChe Breite an ihre Stelle. Was vorhin
über den Grabftein des Fürften gefagt wurde, gilt erft recht von feinem Denkmal.
In diefer Hinficht ift [&hon das Verhältnis der Figur zu ihrer Umgebung wichtig. Man
vergleiche noch einmal unfer Denkmal mit dem Adalberts. Faft vollkommene Über-
einftimmung des Typus und doch eine ganz andere Wirkung: wie ift die Figur in die
Breite gewachfen, wie viel mehr füllt fie den Raum! Dann aber vor allem: der junge
Verwefer des Bistums [Chien uns entgegen zu fChreiten, Berthold fteht und fegt den
Fuß mehr beifeite als vor. Weiter ift das Schwingen des Körpers in der Fläche be-
zeichnend, die Haltung des Buches (eng am Körper, vorn nach unten), das Abfpreizen
der Ellenbogen, die Bereicherung im Beiwerk und anderes mehr. Das alles deutet
einheitlich nach derfelben Richtung, auf einen Wandel im Gefühl, im Gefchmack, wenn
man will. Und diefen Wandel müffen wir zurückführen auf das Eingreifen eines
17°
Stil
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